ProB:Kampf der Talente

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Harter Kampf: Bis zum famosen Schlussspurt des FC Bayern verlangte der Tabellenführer den Gastgebern alles ab, hier verhindert Ulms Moritz Krimmer einen Wurf des Münchners Mohamed Sillah. (Foto: Claus Schunk)

Das Basketball-Farmteam des FC Bayern München stößt die Rivalen aus Ulm mit einem deutlichen 83:63-Sieg von der Tabellenspitze.

Von Ralf Tögel, München

Eigentlich hätte diese Partie ja gar nicht stattfinden dürfen, doch das Coronavirus hat auch in der zweiten Basketballliga ProB den Spielplan gehörig durchgeschüttelt, was die aktiven Teams zum Improvisieren zwingt. So standen sowohl das Farmteam des FC Bayern München wie jenes des Ligakonkurrenten Ratiopharm Ulm Mitte der Woche plötzlich ohne Gegner da, denn die eigentlichen Kontrahenten Karlsruhe und Dresden wurden von den jeweiligen Gesundheitsämtern per Quarantäne vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

Weil der Kontakt zwischen den Vereinen ein guter ist, was nicht zuletzt am Ulmer Trainer Anton Gavel liegt, der bekanntlich jahrelang als Kapitän für die Münchner Profis gespielt hatte, wurde dieser Vergleich kurzerhand vorgezogen. Mit einem guten Ende für die Gastgeber: Der FC Bayern II gewann gegen die Orange Academy nach einer starken Leistung, vor allem im finalen Viertel, deutlich mit 83:63 Punkten, stürzte die Schwaben damit von der Tabellenspitze und revanchierte sich für die hauchdünne 70:72-Hinspielniederlage in Ulm.

Münchens Farmteam-Trainer lobt die Abwehrleistung, Münchens Profi-Trainer wird es freuen

Entsprechend erfreut verteilte Trainer Andres Wagner Komplimente an seine Mannschaft: "Bei der Leistung in der zweiten Halbzeit kann ich nur stolz auf unsere Spieler sein. Wir haben 20 Minuten gekämpft, gefightet und alles gegeben. Wir haben für jeden Zentimeter auf dem Feld gearbeitet. In der Offensive haben wir als Team sehr gut zusammengespielt, was der Schlüssel zu diesem tollen Erfolg war. Meine Mannschaft hat sich den Sieg wirklich verdient."

Einzelne Spieler wollte er nicht herausheben, gleichwohl waren einmal mehr Topscorer Jason George (22 Punkte) und Kapitän Erol Ersek (21), der kürzlich sein Debüt in der österreichischen Nationalmannschaft gefeiert hat und mit 21 Jahren der Oldie im Kader ist, die herausragenden Akteure. Gerade George steht ja für das Konzept der Münchner, die im Farmteam Nachwuchs für die Profis ausbilden wollen, der 19-Jährige erzielte vor Wochenfrist im Profiteam sechs Punkte gegen Gießen.

Neben Matej Rudan und Sasha Grant, die beide bereits zu den Profis genommen wurden, steht auch George auf der Liste, wie FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic kürzlich bestätigte. Der Hauptgrund für den Sieg indes war die hervorragende Abwehrarbeit der Bayern, auch das dürfte ganz im Sinne von Profi-Chefcoach Andrea Trinchieri sein, dessen Spielphilosophie die Abwehrarbeit im Fokus sieht.

Jason George (li.) war mit 22 Punkten Topscorer des Abends, er hat bereits bei den Profis gespielt. (Foto: Claus Schunk)

Zunächst war das Spiel gegen die Gäste aus Baden-Württemberg ausgeglichen, eine frühe 14:7-Führung der Bayern konterte Ulm zum 22:22 nach dem ersten Viertel. Im zweiten Viertel gelang beiden Teams wenig, Ulm ging mit einem knappen 36:43-Vorsprung in die Kabine. Doch Coach Gavel fand die richtigen Worte, sein Team kam mit enormem Schwung aufs Parkett und zog auf 43:34 weg. Was wiederum FCB-Coach Wagner auf den Plan rief, der als Co-Trainer der Profis den Coach-Novizen Gavel selbst trainiert hatte.

Wagner stellte also die Defensive um , mit durchschlagendem Erfolg. In der Zone ließen die Münchner nichts mehr zu und zwangen die Gegner zu Distanzwürfen. Weil auch diese gut verteidigt wurden, holten sich die Gastgeber mit einem 13:1-Lauf die Führung vor dem finalen Durchgang (55:52) zurück. Um den Gegner dann endgültig zu dominieren, ein 13:3-Lauf beendete die Partie zum souveränen und verdienten Erfolg der Bayern-Talente.

Ulm ist mit einer Bilanz von 7:2 Siegen nun Zweiter, die Münchner stehen mit 5:4 Siegen auf Rang sechs. Mit der Partie am Sonntag nach Weihnachten schließen die Bayern-Talente das Jahr ab, ein Sieg in Coburg würde einen weiteren Sprung im Ranking nach oben bedeuten. Sofern nicht wieder kurzfristig improvisiert werden muss, allein bis jetzt sind 16 Partien in der ProB verschoben worden, von denen die meisten noch nicht einmal neu terminiert sind.

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