Poolbillard:Wie die Bayern

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Einer reicht: Manuel Ederer war der einzige Spieler aus der ersten Mannschaft. Die beiden Siege zeigen aber, wie stark auch die zweite Reihe ist. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Der deutsche Meister BSV Dachau gewinnt auch ohne seine Besten

Von Ralf Tögel, Dachau/Fürstenfeldbruck

Die große Überraschung blieb aus. Zwar waren Ralf Souquet, Mario He und Albin Ouschan vorzeitig bei den US Open im Poolbillard ausgeschieden, für das erste Bundesliga-Wochenende ist aber keiner der Dachauer Topspieler eingeflogen. Somit war es ein kostengünstiges Ligadebüt für den deutschen Meister, wie Vorstand Andreas Huber gerne zugab. Er selbst war bei den Auswärtsspielen in Kandel und in Straubing verhindert, weil er krank das Bett hüten musste. Am Liveticker habe er sich aber "ein Lächeln gegönnt". Denn der BSV Dachau hat beide Auftaktpartien gewonnen, und das obwohl außer Manuel Ederer eben die gesamte erste Besetzung fehlte. Neben Souquet, He und Ouschan auch der Spanier David Alcaide, der immerhin Fünfter bei den US Open wurde.

Diese internationale Topbesetzung ist Segen und Fluch zugleich, denn für diese Profis sind die hoch dotierten Turniere auf der ganzen Welt erster Broterwerb. Dem 6:2 gegen Aufsteiger Karben ließ der Meister ein 5:3 bei den hoch eingeschätzten Straubingern folgen, die ihrerseits in dem Niederländer Nick van den Berg ebenfalls auf ihren Besten verzichten mussten.

Weniger gut lief es für den Lokalrivalen aus Fürstenfeldbruck, der Straubing mit 3:5 unterlag, Karben aber immerhin 6:2 bezwang. "Wir haben mehr Fehler gemacht als üblich", resümierte Brucks erster Vorsitzender Stefan Klein, nur der tschechische Nationalspieler Roman Hybler gewann alle seine vier Partien. Zugang Christoph Reintjes bescheinigte Klein vor allem gegen seine ehemaligen Kollegen von Karben eine starke Leistung, denn Reintjes war vom Aufsteiger nach Bruck zurückgekehrt. "Das Minimalziel" sei erreicht, fand Klein, womit er wohl meinte, dass sein Team, zu dem noch der Schweizer Nationalspieler Dimitri Jungo, Harald Stolka und Philipp Stojanovic zählen, den Fehlstart verhinderten. Freilich ist der Anspruch nicht der Klassenerhalt, Klein hat die Plätze eins bis drei als Ziel ausgegeben.

Der Meister kam seinem Anspruch vollumfänglich nach, was Beleg für die Tiefe und Qualität im Kader ist. Neben Ederer, der ohnehin erste Besetzung ist, sind Spieler wie Sebastian Ludwig, Johannes Halbinger und Neuzugang Jan-Hendrik Wolf, der letzte Saison noch für Bundesligist Hamburg antrat, ebenfalls erstligatauglich. Vor allem Ludwig, der 2014 deutscher Meister im 10-Ball war, und Halbinger spielten groß auf und gewannen jeweils alle vier Partien. Huber durfte sich also über "verhältnismäßig billige Punkte" freuen, denn es gab keine Flüge aus Österreich oder Spanien zu finanzieren. Die Freude war dennoch nicht ungetrübt, denn Huber liebt das Spektakel, das vor allem seine Besten bieten können. Doch die Deutsche Billard Union nimmt auf internationale Termine keine Rücksicht, zum anhaltenden Ärger des Dachauer Vorsitzenden. Neuer Zündstoff bahnt sich bereits an: "Mitte Dezember ist der World Cup of Pool", sagt Huber, "mit allen Spitzenspielern." Immerhin weiß Huber jetzt um die Qualität der zweiten Reihe. Das sei, so findet Kollege Klein, "wie beim FC Bayern".

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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