Poolbillard:Das Ende naht

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Abgeschenkt wird nichts: Philipp Stojanovic und seine Brucker Kollegen wollen gewinnen - womit sie Dachau Schützenhilfe leisten würden. (Foto: Johannes Simon)

Die Dachauer Bundesliga-Mannschaft kann am Wochenende vorzeitig deutscher Meister werden

Von Ralf Tögel, Dachau/Fürstenfeldbruck

Der Plan ist simpel: "Tür zumachen", sagt Andreas Huber. Sprich: zweimal am Wochenende gewinnen und vorzeitig den deutschen Meistertitel sichern. Ganz einfach. Kleines Problem: In der zweiten Partie des Spielwochenendes in der ersten Poolbillard-Bundesliga ist der BC Oberhausen der Gegner, Rekordmeister mit sechs Titeln, und sicher nicht gewillt, den Dachauern bei deren drittem nationalen Triumph zu assistieren. Über die Mittel verfügen die Gäste aus dem Ruhrpott: Für den Traditionsklub spielen unter anderem die niederländischen Spitzenspieler Niels Feijen und Marc Bijsterbosch sowie der Belgier Serge Das. Außerdem Lars Kuckherm, der 23-Jährige ist einer der besten deutschen Nachwuchsspieler. Klarer Favorit am Sonntag (11 Uhr, Triple B, Brunngartenstraße) sind dennoch die Dachauer, was natürlich auch für das Samstagsspiel (14 Uhr) gegen den Tabellensechsten BC Queue Hamburg gilt.

Aus den Reihen der Hanseaten sticht der deutsche Spitzenspieler Oliver Ortmann heraus, dreimal Weltmeister und zweimal US-Open-Sieger. Doch all die großen Namen können Andreas Huber nicht nervös machen, aus einem einfachen Grund: Er weiß die noch größeren Namen in seinen Reihen. Nimmt man die europäische Rangliste, dann sind die drei am höchsten notierten Bundesliga-Spieler Albin Ouschan, Ralf Souquet und David Alcaide - alle drei spielen für Dachau. Zwar wird der Spanier Alcaide am Wochenende fehlen, weil er in seiner Heimat einen Umzug zu bewältigen hat, doch auch das treibt Trainer Huber keine Sorgenfalten auf die Stirn. Ouschan ist Weltranglistendritter, Souquet in Europa an fünf, zudem werden der österreichische Nationalspieler Mario He und Manuel Ederer, nach wie vor einer der hoffnungsvollsten deutschen Spieler, helfen, die Tür zu schließen.

Dachau hat aktuell bei vier ausstehenden Spielen sechs Punkte Vorsprung auf Oberhausen, die Drei-Punkte-Regel lässt zwar in der Theorie noch einiges möglich erscheinen, doch daran glauben mag niemand. Zu souverän sind die Dachauer im bisherigen Saisonverlauf aufgetreten, der 3:5-Niederlage im ersten Saisonspiel bei Titelverteidiger PBC Schwerte folgten neun meist souveräne Siege. Unter anderem mit 6:2 in Oberhausen, sowie mit demselben Ergebnis in Hamburg. Die Dachauer werden sich ihren dritten Titel nicht mehr nehmen lassen, daran hat auch Stefan Klein, Erster Vorsitzender des lokalen Bundesliga-Konkurrenten aus Fürstenfeldbruck, keinen Zweifel: "Die werden es aus eigener Kraft an diesem Wochenende schaffen."

Damit spielt Klein auf die Tatsache an, dass die Brucker dem Nachbarn Schützenhilfe leisten könnten. Denn der BSV Playhouse bekommt es mit denselben Gegnern zu tun, am Samstag gastiert Oberhausen (14 Uhr) in der Hasenheide, am Sonntag Hamburg (11 Uhr). Für die Fürstenfeldbrucker, die ebenfalls zu den arrivierten Kräften der deutschen Eliteliga zählen, ist die Saison allerdings weniger nach Plan verlaufen. "Wir wollten unter die ersten Drei", erinnert Klein, momentan steht der PBC als Fünfter im Niemandsland der Tabelle. "Nach oben ist nichts mehr möglich, nach unten sind wir abgesichert", sagt Klein, verspricht aber, dass "wir bestimmt kein Spiel abschenken werden".

Darauf wollen sich die Kollegen aus dem Nachbarlandkreis erst gar nicht verlassen. "Wir wollen am Sonntag deutscher Meister sein", sagt Huber. Auch der Verband werde das nicht verhindern können, sagt der Dachauer Vorsitzende, der den Ärger über die vergangene Saison noch immer nicht zur Gänze verdaut hat. Denn da hatten die Dachauer trotz identischer Besetzung zwei Niederlagen kassiert, weil die Spitzenkräfte wegen internationaler Verpflichtungen fehlten und die Deutsche Billard Union Spielverlegungen nicht zustimmte. "Heuer werden wir nicht mit der zweiten oder dritten Mannschaft spielen müssen", sagt Huber, "wir werden es zu Ende bringen." Feierlichkeiten seien im Übrigen noch keine geplant, aber "die sagen mir ja nicht alles", so Huber.

Der Vorsitzende sendet auch noch ein Zeichen an die Konkurrenz, indem er erklärt, dass Dachau in der kommenden Saison "den Titel bestätigen" will. Er werde jedenfalls versuchen, die Mannschaft trotz des "leidigen Themas Geld" zusammenzuhalten. Eine FC-Bayern-hafte Dominanz in der Poolbillard-Bundesliga sei aber nicht zu befürchten, dafür sei die Konkurrenz "einfach zu stark". Diese Kugel nimmt der Brucker Kollege gerne auf: In dieser Spielzeit hinke man hinter dem Anspruch her, das stimme schon, aber Klein hat bereits Pläne. In Roman Hybler, Dimitri Jungo, Philipp Stojanovic und Harald Stolka bleiben alle Topspieler an Bord, nur hinter Florian Hammer steht ein Fragezeichen. Und auch der Brucker Vorsitzende hat eine Nachricht an die Konkurrenz: "Wir werden uns verstärken und wieder den Titel angreifen."

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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