Poolbillard-Bundesliga:Wie Bayern, aber kein Dusel

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Volle Konzentration auf den Titel: Yi Tong He, den seine Dachauer Teamkollegen weiter Mario nennen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Favorit Dachau Dritter, Bruck überrascht

Von Ralf Tögel, Dachau

Yi Tong ist chinesisch und bedeutet so viel wie Mario. Deshalb steht neuerdings der Name Yi Tong He in den Ergebnislisten der deutschen Poolbillard-Bundesliga; seine Freunde und Teamkameraden beim Billardsportverein (BSV) Dachau nennen ihn weiter Mario, wie bisher. Am vergangenen Wochenende startete also Mario He mit seiner Mannschaft in die Saison mit den Partien beim PBC Schwerte und beim PBC Neuwerk. Dachau ist nun nicht irgendein Verein, Präsident Andreas Huber bezeichnet seine Mannschaft gerne als den "FC Bayern des Billards". Aber auch Schwerte ist nicht irgendein Verein, sondern der aktuelle Meister, und so legten die Dachauer gleich mal ganz und gar nicht Bayern-like einen Fehlstart hin.

Einen kleinen, wie Huber relativiert. Das 3:5 sei äußerst unglücklich zustande gekommen: "Es lief alles auf ein Unentschieden hin", erzählt Huber. Dann aber kam dieser Stoß in der Partie des Dachauers David Alcaide gegen Schwertes Joshua Filler. Es stand 1:1 nach Sätzen, als Filler der finale Stoß misslang, doch die schwarze Kugel kollidierte so glücklich mit einer Kugel von Alcaide, dass sie genau im angesagten Loch verschwand: das 2:1, der Sieg. "Ein Jahrtausendball", fand Huber hernach etwas pathetisch, er habe seinem Spieler immerhin sagen können, dass er der erste war, der "selbst fehlerlos gespielt und wegen eines Fehlers seines Gegners verloren habe". Die zweite Partie gegen Neuwerk gewann Dachau danach 8:0, was den BSV immerhin auf den dritten Tabellenplatz in Lauerstellung brachte - hinter dem früheren Serienmeister Oberhausen und dem Überraschungsteam BSV Playhouse Fürstenfeldbruck.

Die Brucker hatten es mit denselben Gegnern wie Dachau zu tun, hielten sich aber schadlos. Neuwerk wurde im ersten Vergleich des Wochenendes ebenfalls 8:0 abgefertigt, doch beim deutschen Meister gelang dem BSV ein überraschender 5:3-Triumph. "Wir waren viel besser als erwartet", gab Playhouse-Vorstand Stefan Klein gerne zu, "das war sehr gut, was die Jungs da gespielt haben." Im Vorjahr war Fürstenfeldbruck noch knapp dem Abstieg entronnen, nun zeigten sie sich "gut vorbereitet", so Klein: "Und wir hatten das nötige Quäntchen Glück." Harald Stolka, Tschechiens Nummer eins Roman Hybler, die Nummer eins der Schweiz Dimitri Jungo und Zugang Philipp Stojanovic, seines Zeichens natürlich Kroatiens derzeit bester Akteur, spielten tadellos. Als Meisterschaftsanwärter sieht sich der Playhouse-Vorsitzende dennoch nicht, er schätzt Titelverteidiger Schwerte als Topfavorit ein - und Dachau: "Diese Namen sind immer interessant." Kollege Huber nimmt den Ball gerne auf: "Natürlich sind wir Favorit, sonst müssten wir diesen ganzen Aufriss nicht machen." Mit "Aufriss" meint er die Verpflichtung von einer ganzen Reihe europäischer Spitzenspieler wie den Österreicher He, den Spanier Alcaide, die deutsche Pool-Legende Ralf Souquet und natürlich die Nummer eins der Weltrangliste Albin Ouschan. Der Österreicher fehlte allerdings wegen der Taufe seiner Tochter.

Die Saison ist noch lang, erinnert Huber, wohl wissend, dass keine andere Mannschaft die Tiefe und das Niveau seiner Auswahl hat. Die Niederlage gegen Schwerte werde korrigiert, bei der Klasse der Liga könne das beim Meister schon mal passieren - zumal sich Schwerte noch verstärkt habe. Überhaupt herrsche in Deutschland derzeit eine Qualität, die ihresgleichen suche: "Die Bundesliga ist sicher die beste Liga der Welt", sagt Huber, dem ehemaligen langjährigen Bundestrainer und aktuellen bayerischen Stützpunktleiter darf man diesbezüglich ein fundiertes Urteil zutrauen. Über den Ausgang dieser elitären Spielzeit plagen den Dachauer dennoch keinerlei Zweifel: "Wir werden Meister, davon gehe ich aus."

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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