Pipinsried :Verspätetes Nickerchen

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Auf Biegen und Brechen: Pipinsrieds Oliver Wargalla wird von Lirim Kelmendi (links) und einem weiteren Garchinger in die Zange genommen. Letztlich verlor der FCP die Partie im Abstiegskampf mit 1:3. (Foto: Toni Heigl)

Wieder ermöglichen Aussetzer in der Abwehr dem Gegner leichte Torerfolge.

Von Nico Horn, Pipinsried

Das Nickerchen wurde diesmal eine Stunde nach hinten verlegt. 47 Minuten waren gespielt, als Garchings Lirim Kelmendi einfach mal die rechte Seite entlang lief. Und weil ihn keiner der Pipinsrieder Gegenspieler angreifen wollte, lief er fast bis zur Eckfahne. Pass in die Mitte. Schuss von Mark Zettl: 1:1. Der VfR Garching jubelte, Pipinsried hatte mal wieder gepennt. Eigentlich hatte man sich für das Regionalliga-Derby ganz fest vorgenommen, "diesmal von Anfang da zu sein", wie es Manager Roman Plesche sagte. Was man ja auch war, nur eben ausschließlich in der ersten Halbzeit. In den letzten beiden Spielen hatte der FCP ja schon diesen Teil des Spiels verschlafen. Zuletzt in Bayreuth waren aufgrund der anfänglichen Schläfrigkeit schon nach acht Minuten alle Hoffnungen dahin. Da stand es bereits 2:0 für die Franken. Gegen Garching sah man bis zur Pause muntere Pipinsrieder. Verdient führten sie mit 1:0. Zu Beginn der zweiten Hälfte, 60 Minuten später als gewohnt, war dann wieder Schlafenszeit.

Warum die Pipinsrieder nicht einfach so weitermachten, wie sie angefangen hatten, blieb rätselhaft. Man habe nicht mehr dieselbe "Präsenz gebracht", sagte Plesche. VfR-Kapitän Dennis Niebauer verriet nur, dass seine Mannschaft in der Kabine "die richtige Ansprache vom Trainer bekommen" habe. In jedem Fall siegte Garching am Ende mit 3:1 und steht mit 29 Punkten trotz der Siege von Augsburg II und Rosenheim knapp vor den Abstiegsplätzen. Für Pipinsried, den Tabellenletzten, wird's dagegen langsam eng. Auf Garching fehlen schon sieben Punkte.

"Manchmal ist ein 0:1 der Türöffner für die eigene Mannschaft", sagte Garchings Trainer Daniel Weber. Das war natürlich metaphorisch gemeint. Mit diesem Türöffner zielte er wohl darauf ab, dass seine Mannschaft dringend irgendetwas brauchte, um bei diesem Abstiegsduell auch mitzumischen. Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler, der gelbgesperrt nur draußen stand, hatte sich etwas einfallen lassen. Er bot gleich drei Spieler im Mittelfeldzentrum auf. Das führte zu Dominanz in diesem Bereich. Einige Fans sangen "kämpfen Pipi, kämpfen". Genau genommen war die Forderung sinnlos, denn Pipi kämpfte ja. Auch das 1:0 in der 12. Minute resultierte aus Entschlossenheit. Kasim Rabihic, bester Torschütze im Dachauer Hinterland, war Gegenspieler Sebastian Koch an der Mittellinie entwischt. Er lief bis in den Strafraum, passte nach innen und traf dort Garchings Orkun Tugbay. Eigentor.

Den ersten Fehler beging Pipinsried, indem es anschließend die Offensive vernachlässigte. Philip Grahammer, einer aus dem Trio im Zentrum, ging jetzt anders als vor der Führung nur noch selten nach vorne. "Ich fand, dass sich Pipinsried zu weit zurückgezogen hat", sagte auch Weber. Seine Mannschaft habe zunächst aber keine Lösung gefunden. Also entwickelte er in der Pause eine Idee. Wenn man ehrlich ist, braucht es gegen den verunsicherten FCP momentan aber gar keine schlauen Pläne. Es reicht oft schon, wenn man die Verteidigung ab und zu unter Druck setzt. Irgendwann bricht dann Panik aus. Oder zumindest Unordnung. Wie beim 1:1-Ausgleich. "Ein dummes Tor", fasste Rabihic die Szene zusammen: "In der Mitte pennen wir, außen pennen wir." Bekanntes Muster.

Weil die Pipinsrieder gar nicht aufwachten, fingen sie nur sieben Minuten später (55.) den zweiten Gegentreffer. Ein Pass genügte und Garchings Tom Zimmerschmid lief alleine aufs Tor. Thomas Berger hatte wohl das Abseits aufgehoben und kam dann selbst zu spät, so dass er nur noch foulen konnte. Dennis Niebauer verwandelte den Elfmeter sicher rechts oben. Erst nach diesem 1:2 habe man sich gefangen, sagte Hürzeler. Aber da war es schon "zu spät".

Es ist schon komisch: Manchmal schaut man dem FCP sehr gerne beim Fußballspielen zu. Vor allem Rabihic und Amar Cekic sind technisch starke Offensivspieler. Andererseits lässt sich die Mannschaft genauso schnell verunsichern und fällt in sich zusammen. Gegen eine so abgezockte Truppe wie Garching fällt das umso mehr ins Gewicht. Das zeigte sich beim zweiten Elfmeter für den VfR. Bei einem harmlosen langen Ball - mit solchen hat Pipinsried regelmäßig Probleme - rempelte der 20-jährige Rechtsverteidiger Noel Knothe von hinten gegen Niebauer. "Kann man geben, muss man aber nicht", gab Niebauer zu. Aber: "Wer sich da nicht fallen lässt, ist selber schuld." Das war erstaunlich ehrlich, aber eine Schwalbe war es genauso wenig wie ein klares Foul. Und Knothe hätte ja auch einfach stehen bleiben können. Mit dem Rücken zum Tor konnte Niebauer nichts anstellen. So ahnte Torwart Thomas Reichlmayr beim Elfmeter zwar die Ecke, kam aber nicht mehr an den Schuss des eingewechselten Mario Staudigl (87.).

"Nach dem 3:1 war die Sache gegessen", sagte Niebauer hinterher. Das stimmte, auch wenn Knothe in der Nachspielzeit noch an den Pfosten köpfte. Garching empfängt gleich am Dienstag den SV Heimstetten zum nächsten "Abstiegskracher" (Niebauer). Pipinsried hat auch keine Zeit zum Ausschlafen und empfängt am Dienstag (17.45 Uhr) den FC Ingolstadt II.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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