Pipinsried:Verbale Grätschen

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Seine rote Karte löste Streit nach dem Spielende aus: Kevin Nsimba (vorne). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach dem Remis gegen Ingolstadt II streiten die Trainer. "Halt die Klappe", sagt Tobias Strobl zu Fabian Hürzeler. "Du bist eine Schande für den DFB."

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Es gibt eine ganze Menge an Vorgeschichten, die dazu führten, dass es am Dienstagabend im Vereinsheim des FC Pipinsried lauter zuging als sonst, anzusehen übrigens auf der Facebook-Seite des Regionalligisten. Die am kürzesten zurückliegende war eine rote Karte für den Pipinsrieder Kevin Nsimba, der in der 38. Spielminute der Nachholpartie gegen den FC Ingolstadt II Patrick Hasenhüttl von den Beinen geholt hatte. An sich war die Entscheidung vertretbar, es handelte sich um eine Grätsche von hinten auf Höhe der Mittellinie, die Nsimba obendrein hätte verhindern können, wenn er nach dem Ballverlust früher zurückgesprintet wäre. Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler sah das hernach allerdings anders. Und als er dann auch noch erwähnte, dass "die ganze Ingolstädter Bank" Rot gefordert habe, und "der Trainer voran", ging es richtig los: "Fabi, halt die Klappe, mach dich nicht so wichtig. Ich habe keine rote Karte gefordert", schimpfte Ingolstadts Coach Tobias Strobl. Hürzeler antwortete relativ ruhig, dass er selbst ja nur auf dem Feld stehe, das aber so gehört habe, und aber sowieso alle aufgesprungen seien und die Entscheidung des Schiedsrichters beeinflusst hätten. Doch Strobl war nicht mehr zu bremsen: "Für dich würde ich eine fordern, wie du dich aufführst auf dem Platz", sagte er, in Anspielung auf Hürzelers nunmehr elf gelbe Karten in der aktuellen Saison. Und dann wolle Hürzeler auch noch vorgeben, wie eine U21 zu spielen habe - "du bist eine Schande für den DFB". Das sagte er wiederum in Anlehnung an Hürzelers Co-Trainer-Job bei der U20-Nationalmannschaft.

Das Spiel endete übrigens 1:1, weshalb Hürzeler zu Beginn der Pressekonferenz sehr enttäuscht war. "Hängende Köpfe bei uns, auch bei mir, das ist nicht so einfach abzuhaken", sagte er über den späten Ausgleich. Philipp Schmitt hatte den FC kurz nach Nsimbas Platzverweis in Führung geköpfelt (44.), die zweite Halbzeit wehrte sich der Tabellenletzte in Unterzahl recht geschickt gegen den drohenden Punktverlust - der sie dann auch erst in der ersten Minute der Nachspielzeit ereilte, durch einen Kopfball von Thomas Keller. "Und die Ingolstädter springen auf, als hätten sie den DFB-Pokal gewonnen", sagte Pipinsrieds Manager Roman Plesche über den Jubel der Gäste. Die Nerven liegen eben nicht nur beim Abstiegskandidaten Nummer eins blank, der nach nunmehr sieben Platzverweisen nun auch in der Fairness-Tabelle abgeschlagen Letzter ist.

Die zweite Vorgeschichte erklärte zumindest teilweise, warum Strobl auf der Pressekonferenz so persönlich wurde. In Ingolstadt dürfte zurzeit nämlich jeder sportlich Verantwortliche um seine Zukunft bangen. Die Profis sind Letzter in Liga zwei, Trainer Jens Keller war Stunden vor dem Spiel der zweiten Mannschaft gefeuert worden. Sollten Ingolstadts Profis absteigen, muss Ingolstadt II zwangsabsteigen in die Bayernliga, was wiederum ein Hoffnungsschimmer für Pipinsried ist: So gäbe es nämlich nur noch einen weiteren Direktabsteiger. Eine Mannschaft einzuholen, würde zunächst also genügen. Ob Strobl in der Bayernliga Ingolstadt-Trainer bleiben würde, ist mehr als fraglich.

Die dritte Vorgeschichte: Strobl ist Vorgänger Hürzelers als Trainer in Pipinsried, wo er zweimal knapp am Aufstieg in die Regionalliga gescheitert war. Das Verhältnis zwischen beiden galt, Vorgeschichte vier, schon vorher als nicht unbedingt das beste. Nach der Pressekonferenz verließ Strobl sofort das Stüberl und ging Richtung Mannschaftsbus. Trotz des späten Ausgleichs fühlten sich die Pipinsrieder hernach wie moralische Sieger. "Es wären wichtige Punkte gewesen. Aber die Mannschaft stand defensiv sehr gut. Vielleicht kommt jetzt auch mal das Glück, es ist auf jeden Fall noch nichts verloren", sagte Plesche. Und womöglich hatte Hürzeler ja auch nur eine Möglichkeit gesucht, im Abstiegskampf noch einmal alle zusammenzuschweißen.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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