Pipinsried - Unterföhring:Pragmatisch, praktisch, gut

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Der FC Unterföhring kann auch gegen die Hürzeler-Elf nicht mithalten und verspielt eine wichtige Chance, Anschluss zu finden. Der FCP klettert in der Tabelle auf Rang zwölf.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Man habe in Pipinsried den besten Platzwart, sagte Fabian Hürzeler, und der habe glücklicherweise keine Einwände gehabt, das Spiel anpfeifen zu lassen. Der Platzwart namens Konrad Höß (der gleichzeitig Präsident ist) war einst bekannt dafür, Spiele sehr schnell zu stornieren, wenn das schlechte Wetter einen Zuschauereinbruch befürchten ließ. Diesmal machte er das Beste draus: "Ich hab' hier noch Regenschirme, die können Sie in der Sprecherkabine abholen", teilte der Stadionsprecher Konrad Höß mit. Immerhin, die überdachte Haupttribüne war ja voll gewesen beim Derby gegen den FC Unterföhring, den Tabellenletzten.

"Wir wollten auf jeden Fall spielen", sagte Spielertrainer Hürzeler in der Pressekonferenz nach dem Spiel. In der Vereinsgaststätte war hernach auch zu hören, dass die Partie nach einer Platzbegehung auf der Kippe stand. Doch es war gelungen, den Präsidenten Höß zu überzeugen, dass der sonst so akribische Platzwart Höß das Spiel freigeben muss. Und der Plan ging auf: Der FC Unterföhring war erwartungsgemäß ausgerutscht, 3:0 hieß es am Schluss für Pipinsried, das den dritten Sieg in Serie feiern konnte.

Per Nachschuss zur verdienten Führung: Pipinsrieds Manuel Müller (re.) erzielt nach 14 Minuten das 1:0, letztlich fiel der 3:0-Erfolg deutlich zu niedrig aus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Wir wollten den Kampf annehmen", sagte Föhrings Trainer Peter Faber. Das war ja eigentlich auch eine gute Idee für ein Spiel, bei dem die Zuschauer ihre Regenschirme mit beiden Händen festhalten mussten und die Eckfahnen wild im Wind flatterten. "Aber das ist uns in keinster Weise gelungen", beendete Faber seinen Satz.

Zum Teil auch deshalb, weil die Spieler tatsächlich oft ausgerutscht waren auf dem seifigen Rasen, einer von vielen Faktoren, die dazu geführt hatten, dass Unterföhring keine Struktur ins Spiel bekam. Komplett chancenlos war der Außenseiter allerdings auch nicht gewesen. Als Pipinsried durch Manuel Müller in Führung ging (14.), kam Andreas Faber, der Neffe des Trainers, fast im direkten Gegenzug am Strafraumrand zum Schuss. Der geriet aber viel zu harmlos (15.). Und vielleicht hätte die Harmlosigkeit im Angriff auch gar nicht so schwerwiegende Folgen gehabt, wäre man bis zur Halbzeit noch im Spiel gewesen. Mit dem 2:0 durch Atdhedon Lushi in der 42. Minute war dieses aber schon entschieden, nachdem Pipinsried zuvor reichlich Chancen liegen lassen hatte. "Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren", analysierte Faber.

Die Aufreger folgten jedoch erst in der zweiten Halbzeit, bei denen sich die Unterföhringer ungerecht behandelt fühlten. Mit der gelb-roten Karte nach Foul und Handspiel von Arijanit Kelmendi (54.) hätte man vielleicht noch leben können. Doch in der 59. Spielminute foulte Pipinsrieds Ünal Tosun den eingewechselten Malcom Olwa-Luta bei einem Tempogegenstoß. Für die Föhringer handelte es sich dabei klar um ein taktisches Foul, und Tosun hatte zuvor schon Gelb gesehen. Andreas Faber formulierte seine Forderung allerdings zu deutlich, außerdem drückte er dem Schiedsrichter in seiner Rage die Hand an den Brustkorb. Der Unparteiische Christian Dietz, an Wochenenden ohne Länderspielpause meistens in der zweiten Bundesliga unterwegs, zeigte dem Stürmer Gelb und Sekunden später Gelb-Rot. Ein weiteres Indiz dafür, so erklärte Trainer Faber später, dass die Mannschaften mit zweierlei Maß beurteilt worden seien. Florian Bittner etwa musste nach der Pause nach einem harten Foul gar passen, welches nicht sanktioniert worden sei. Nun hat Unterföhring jedenfalls in der Zahl der Platzverweise Pipinsried überholt; FC-Spielertrainer Hürzeler bekam nach dem Spiel auch Glückwünsche dafür, nicht vom Platz geflogen zu sein, was ihm schon drei Mal passiert ist. Für Unterföhring wiederum sind die vier Ampelkarten und die eine glatte rote Karte wohl auch Ausdruck des Abstiegskampfes: In der vergangenen Saison verzeichnete der Aufsteiger in der ganzen Saison weniger Feldverweise als am Samstag beim FCP, nämlich nur einen einzigen.

Ja, steht er denn im Wald? Mitnichten, Pipinsrieds Präsident Konrad Höß befindet sich neben der Haupttribüne und beobachtet den Sieg der Seinen. Foto: Niels P. Jørgensen (Foto: Niels P. Jørgensen)

Emre Arik traf dann noch zum 3:0-Endstand, der schmeichelhaft niedrig ausgefallen war für Unterföhring. Die Gäste waren oft sehr weit aufgerückt, Pipinsried mit seiner Dreierkette und den beiden schnellen Außenspielern Arbnor Segashi und Roland Berger hatte es leicht, sich im eigenen Stadion auf nassem Geläuf einfach auf Umschalt- und Konterspiel zu verlassen. Trotz der aktuellen Siegesserie ruft Hürzeler nicht den endgültigen Systemwechsel aus, man richte sich da ein Stück weit auch nach dem Gegner, erklärte er.

Pipinsried klettert auf Rang zwölf, der Mitaufsteiger Unterföhring hat 17 Punkte weniger gesammelt und wird sich schwertun, noch einmal Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu bekommen. Zumal am kommenden Samstag gegen Augsburg II nicht nur mehrere Verletzte fehlen werden, sondern auch noch der wichtigste Angreifer wegen eines verbalen Ausrutschers.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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