Pipinsried:Papa findet Familienanschluss

Lesezeit: 2 min

Nach dem Intermezzo in Pipinsried kann sich Stürmer Marco Bläser vor Angeboten kaum retten - er wählt den SC Olching

Von Stefan Galler, Pipinsried

Kaum war in Bayerns Fußballszene bekannt geworden, dass ein Mittelstürmer mit Torjägerqualitäten plötzlich wieder zu haben war, stand dessen Mobiltelefon nicht mehr still. "Ich habe jede Menge Anfragen erhalten", sagt Marco Bläser. "Von der Bayernliga bis zur Kreisliga. Offenbar gibt es in ganz Bayern ein Sturmproblem", sagt er und grinst.

Nun hat der 35 Jahre alte Routinier alle Angebote sondiert und sich letztlich zu einem Wechsel in die Landesliga Südwest entschieden: "Ich gehe zum SC Olching, ein gewachsener Verein, bei dem das Geld nicht im Vordergrund steht", sagt Bläser, der in Dachau wohnt und beim SCO einige Akteure schon länger kennt, darunter Trainer Peter Held und Kapitän Ender Dag. Insgesamt hatte der 1,86 Meter große Kicker fast ein Dutzend Anfragen vorliegen, einige davon schieden schon deshalb aus, weil die Vereine zu weit entfernt von seinem Wohnort liegen. Auch Klubs aus Schwaben wollten Bläser verpflichten: "Das kann ich ja zeitlich gar nicht schaffen mit solchen Fahrtstrecken", sagt er. Und auch dem Bezirksligisten FC Erding, der sich sehr um ihn bemühte, musste Bläser schweren Herzens absagen. 45 Kilometer einfach seien ihm zu viel, obwohl er gerne dem Werben seines früheren Trainers aus gemeinsamen Heimstettener Zeiten, Rainer Elfinger, nachgegeben hätte.

Der Stürmer arbeitet bei einem Kfz-Zulassungsdienst in München, hat dort Personalverantwortung und viele Freiheiten, sich seine Arbeitszeiten einzuteilen. "Aber mehr als zwei- bis dreimal Training pro Woche ist nicht drin." Beim SC Olching nimmt man darauf Rücksicht - und Perspektiven sieht er beim Neuling ebenfalls, auch wenn es in den ersten sechs Landesligaspielen nur einen Sieg gab, gegen Mitaufsteiger Gilching. "Präsident Guido Ziegler hat dort etwas Tolles aufgebaut, ich hoffe, dass ich als Papa der Kompanie die Jungen ein bisschen mitziehen kann", sagt Bläser.

Eines ist ihm ganz wichtig: Über seinen Abschied aus Pipinsried habe alleine er entschieden. Allerdings wurden ihm keine Steine in den Weg gelegt. Vielmehr erfuhr der frühere Dachauer und Heimstettener, dass er auf einer Liste von Spielern stehe, die der Bayernligist loswerden wollte - und das, obwohl er in allen bisherigen fünf Saisonspielen mitgewirkt und dabei auch einen Treffer erzielt hatte. Bläser suchte das Gespräch mit Spielertrainer Fabian Hürzeler: "Er hat es auf Konny Höß geschoben, und der sagte mir dann, dass es anders herum gewesen sei." Eine merkwürdige Sache sei das, so Bläser: "Ich bin 35 Jahre alt, das muss ich mir nicht mehr geben."

Er sei Mitglied des Mannschaftsrats gewesen, verwaltete die Mannschaftskasse. Um so überraschender sei die Ausbootung gewesen. Man habe ihn aufgefordert, für die Hälfte seiner Aufwandsentschädigung weiterzuspielen. Dabei habe er bis heute keinen einzigen Cent bekommen. "Es heißt immer, dass Spieler ihre Verträge brechen, wie sie wollen. Aber hier sieht man, dass Vereine nicht besser sind." Wie aus Pipinsried zu hören ist, habe Bläser wegen seines Alters nicht in die längerfristige Planung gepasst. Auch kurzfristig hätte er wohl mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen müssen, sagt der Sportliche Leiter Roman Plesche: "Wir haben in der Offensive wieder mehr Optionen, da wäre Marco wohl nur die Rolle des Edeljokers geblieben." Persönlich habe niemand etwas gegen Bläser, so Plesche: "Alle im Verein schätzen ihn sehr."

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: