Pipinsried:Mit bestem Dank an Conny Höß

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Nach Muriz Salemovic und Roman Plesche wird auch Trainer Fabian Hürzeler den FC verlassen.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Fabian Hürzeler klang traurig, und Melancholie ist eigentlich kein Wesenszug, der vorher besonders aufgefallen wäre an dem 26-Jährigen. Doch er hat sich am Freitag endgültig dafür entschieden, eine Ära zu beenden. Welche Folgen das für den FC Pipinsried haben wird, dass nun auch er im Sommer den Verein verlässt, ist momentan noch nicht abzusehen.

Bei dem designierten Aufsteiger in die Fußball-Regionalliga - das Team überwintert mit 19 Punkten Vorsprung auf Platz eins der Bayernliga Süd - hatte Mitte Januar zunächst Geschäftsführer Roman Plesche seinen Rücktritt angekündigt, dann gleich aufgehört. Anfang dieser Woche dann gab Trainer Muriz Salemovic bekannt, dass er die Belastung als Spielertrainer nicht mehr stemmen könne in der anspruchsvollen Regionalliga. Nun also zieht Hürzeler nach. Zur Begründung sagt der seit vier Jahren zuständige Coach: "Ich habe zwei Vertrauenspersonen verloren. Wir hätten gerne weitergemacht, aber manchmal passt es einfach nicht mehr." In der lokalen Presse jagt zurzeit ein "Paukenschlag" den nächsten - dabei dürfte es gar keine Symphonie mit so vielen Paukenschlägen geben: Die Ausnahme ist zum Normalfall geworden in Pipinsried.

Stand jetzt wollen Salemovic und Hürzeler aber bis zum Saisonende beim FC weiterarbeiten. "Das hoffen wir", sagt zumindest der verbleibende Geschäftsführer Uli Bergmann, der jetzt darum kämpft, den Laden zusammenzuhalten. Der aber auch sagt, Hürzelers Rücktrittsankündigung habe einen "Beigeschmack" hinterlassen - denn von dessen Entscheidung habe er erst über die Presse und dann per E-Mail erfahren. Auf Nachfrage betont er, dass er sich dem Dominoeffekt zu widersetzen gedenkt: "Jetzt erst recht. Ich lasse meinen e.V. nicht im Stich", sagt Bergmann. Für Sonntag sei eigentlich ein Treffen mit Plesches Nachfolger als Geschäftsführer geplant gewesen, dem Hürzeler jetzt nicht mehr beiwohnen wird - es geht ja um die nächste Saison. Medienberichten zufolge könnte es sich dabei um den ehemaligen Profi Tarik Sarisakal handeln. Hürzeler sagt, er will dem Verein die Möglichkeit geben, auch für ihn rechtzeitig nach Nachfolgern suchen zu können.

Vier Jahre war Fabian Hürzeler, rechts, in Pipinsried für die Taktik zuständig. Jetzt geht er. (Foto: Toni Heigl)

Hürzelers Entscheidung ist im Zusammenhang mit einer wohl wegweisenden Gesellschafterversammlung zu sehen, die am kommenden Dienstag stattfindet. "Ich habe viel Herzblut in den Verein gesteckt. Ich bin oft kritisiert worden, manchmal auch zu Recht, aber ich habe wirklich immer alles gegeben", sagt Hürzeler, der definitiv nicht gerne geht.

In Pipinsried gibt es seit langer Zeit zwei verschiedene Strömungen: Im Verein will man bodenständig bleiben, gerne auch kleinere Brötchen backen. In der ausgegliederten GmbH wollte man stets einen möglichst üppigen Etat, um einen starken Kader zusammenstellen und eines der besten Amateurteams der Region entwickeln zu können. Die Trainer waren auch überzeugt, mit dem aktuellen Kader eine sehr gute Rolle in der Regionalliga spielen zu können. Fällt jetzt also alles zusammen? Mehrere Verträge laufen aus, und Hürzeler deutet an, dass einige Spieler seinetwegen beim FCP seien.

"Wir greifen an", sagt Bergmann. Seine Antwort auf die Frage, ob der Verein ganz sicher eine Lizenz für die Regionalliga beantrage, hört sich allerdings nicht ganz so überzeugend an: "Wir gehen davon aus." Auch diese Frage entscheide sich am Dienstag. Der Plan, 1860-Profi Sascha Mölders zu verpflichten, sei ebenfalls nicht vom Tisch. Es gehe nur noch um die Frage, ob Mölders ein Angebot zur Verlängerung annimmt oder nicht.

Dass das Werben um Mölders zu einem Vertrauensverlust geführt habe, will Hürzeler nicht bestätigen. Er habe immer sein Ding gemacht, und zu gehen, das sei allein seine Entscheidung.

"Es wäre schade, wenn Unruhe aufkommt", sagt Bergmann. Er hoffe, dass Salemovic und Hürzeler das Team noch zum Aufstieg führen. Letzterer bedankt sich auch bei Konrad "Conny" Höß für die Zusammenarbeit und dafür, dass der ihn einst nach Pipinsried holte - dank Höß wisse er jetzt, dass er professioneller Trainer werden wolle. Höß hatte den FC Pipinsried gegründet und 50 Jahre geführt, war aber im Zuge der Ausgliederung aus dem Verein gedrängt worden. Ihm zu danken bedeutet daher auch, auf Distanz zur aktuellen Klubführung um Präsident Roland Küspert zu gehen. Sollte sich Mölders tatsächlich für Pipinsried entscheiden, dann sollte er nicht unbedingt davon ausgehen, dass es dort viel ruhiger zugeht als bei den Löwen.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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