Pipinsried gegen 1860 II:Honig, Schals und Shuttleservice

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Nicht zu stoppen: Pablo Pigl nimmt Maß, der Pipinsrieder Angreifer steuerte einen Treffer zum 3:1-Erfolg seiner Elf gegen 1860 München II bei. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Pipinsried bezwingt Sechzig II 3:1, die Löwen-Fans haben trotzdem eine gute Zeit - auch aus nostalgischen Gründen.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Als Spielertrainer des FC Pipinsried hat man es wahrlich nicht leicht: Muriz Salemovic spielte die Gedankengänge nach, die er vor dem Spiel hatte: "Wir wollten diesmal unbedingt auf Viererkette umstellen. Deshalb musste vorne einer Platz machen. Cipolla hat zuletzt überragend gespielt. Und Krautschneider, Cekic, Pigl - ja, wen willst raustun?", sagte er, im Glauben daran, dass die Nachnamen dieser Spieler ja schon für sich sprechen. Das taten sie wohl. Selbst Gästetrainer Frank Schmöller schüttelte ungläubig lachend den Kopf. "Da war es dann am leichtesten, mich selbst rauszutun", so Salemovic.

Das Gute daran ist, dass man es als Trainer beim FC Pipinsried wiederum sehr leicht hat zurzeit. Von der Seitenlinie konnte der nicht spielende Trainer Salemovic (Kollege Fabian Hürzeler war als Co-Trainer des U20-Nationalteams diesmal unterwegs) entspannt zusehen, wie die Genannten ihre Lösungen selbst fanden, um vors gegnerische Tor zu kommen: mal mit Kurzpassspiel, mal mit einem Solo, mal mit einem Diagonalball, je nachdem, was die Situation gerade erforderte. Selbstredend, dass der Spitzenreiter auch gegen den TSV 1860 München II gewann. 3:1 (2:0) hieß es am Schluss. 17 Siege, drei Unentschieden, 69 erzielte Tore nach 20 Spielen, 13 Punkte Vorsprung - jeder weiß, wohin diese Superlative führen werden.

Es war ein Sieg mit mehr Zuschauern als sonst, gut 800 waren gekommen. Das liegt daran, dass die Sechzig-Fans überaus gute Erinnerungen an das kleine Dorf haben: Als die Löwen in der Saison 17/18 in der Regionalliga ähnlich dominant waren wie die Pipinsrieder aktuell in der Bayernliga, feierten hier mehr als 5000 Anhänger auf einer Naturtribüne den Aufstieg in die dritte Liga. Die Gastgeber hatten diesmal einen Bus-Shuttleservice eingerichtet, so sangen die Fans im Stadion: "In der Bayernliga, da ist es bekannt, fahr'n die Giesinger Bauern mit der S-Bahn aufs Land." Geradezu heimelig ging es zu. Anhänger, die im Mai 2018 freudetrunken im Gebüsch lagen, trugen neben einem Sechzig- auch einen Pipinsried-Schal, angesichts der Temperaturen keine schlechte Idee. Und aus irgendeinem Grund gab es neben dem Bratwurstkiosk auch einen Stand, an dem man Honig im Glas kaufen konnte.

Die ersten Chancen vergab Pipinsried noch recht fahrlässig, teilweise schlampig. Wenig später aber fiel eine Pipinsrieder Stärke besonders auf: die K.o.-Mentalität. Kaum hatte Kapitän Stephan Thee nach einer Hereingabe des überragenden Cipolla die Führung erzielt (24.), da legte die Mannschaft mithilfe ihres aggressiven Pressings auch gleich nach: Cipolla selbst traf auf Zuspiel von Krautschneider (25.). Komplett sorgenfrei sind die Pipinsrieder auch deshalb, weil der Ex-Sechziger Johann Hipper nach einem Monat Verletzungspause wieder im Kasten steht. Unmittelbar vor der Pause entzückte er den Anhang nach einem per Kopf verlängerten Freistoß gleich mit einer Glanzparade (45.). Später machte Pigl mit dem 3:0 alles klar (52.), die Junglöwen kamen durch Timo Spennesbergers Elfmetertor nur noch auf 1:3 heran (71.).

Immerhin spielte die U21 der Löwen gut mit. "Wenn du gegen Pipinsried was holen willst, musst du einen Sahnetag erwischen", sagte Schmöller später im FC-Stüberl, während am Nebentisch gerade eine Torte serviert wurde. "Wir hatten einen sehr guten Tag, haben immer versucht, uns nicht hinten reinzustellen, sondern nach vorne verteidigt". Man habe das sehr gut gemacht nach einer "sehr komplizierten Woche". Schmöller meinte damit den Trainerwechsel bei den Profis. Weil sich der neue Chefcoach Michael Köllner auch ein Bild von den Talenten im Verein machen wolle, und weil es einige Verletzte gebe, habe man die Woche nur mit elf oder zwölf Spielern trainiert. Am spielfreien Wochenende der Profis tobten sich zumindest die Fans aus, die dann noch im Pipinsrieder Vereinsheim lauthals ihren Anti-Investoren-Gesang "Scheiß auf den Scheich" anstimmten. Der eine oder andere Pipinsrieder sang mit.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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