Pferdesport:Traber suchen Wege aus dem alten Trott

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Fahren unter Flutlicht: Impression vom Bayern-Pokal am Sonntagabend auf der Trabrennbahn in Daglfing. (Foto: Florian Peljak)

Der Sieg von Gerhard Biendl im Bayern-Pokal überstrahlt beim MTZV die Frage: Wo soll es nach 2022 weitergehen?

Von Nico Horn, München

Irgendwie hatte sich das Warten doch gelohnt. Mit mehr als zwei Monaten Verspätung fand am Sonntagabend auf der Trabrennbahn in Daglfing doch noch der Hacker-Pschorr-Bayern-Pokal statt. Ende August musste das für den Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV) so bedeutsame Rennen abgesetzt werden, da zum Ende der Nennfristen nur drei Pferde in den Meldelisten übrig geblieben waren. Man sei "etwas zu blauäugig an die Sache herangegangen", gab Johann Sporer, Vizepräsident des MTZV, zu. Nach einer Konferenz mit den Trainern einigte man sich auf eine neue Ausschreibung: frei für alle Pferde. Zudem kümmerte man sich diesmal aktiv um die Akquise. All das wirkte wohl anziehend auf die Trainer, denn sie schickten mitunter ihre besten Pferde.

"Ich war mit dem Starterfeld mehr als zufrieden", sagt Sporer, was vor allem am Mitwirken des schwedischen Spitzenpferdes Breidabliks Nubbe lag. Das Tier aus dem Stall des deutschen Auswanderers Conrad Lugauer siegte vor einer Woche in Wien. Sporer verpflichtete das Gespann mit Lugauers Sohn Marc Elias im Sulky kurzerhand für sein mit 22 000 Euro dotiertes Hauptrennen. Letztlich siegte aber Celestial Light TK mit Lokalmatador Gerhard Biendl im Sulky vor Nileo mit Christoph Fischer. Der haushohe Favorit Breidabliks Nubbe kam nur als Dritter ins Ziel.

2500 Zuschauer waren zum Jahreshöhepunkt nach Daglfing gekommen. Wirklich zufrieden ist Sporer mir der Saison nicht: "Wir müssen die Renntage anders aufteilen", sagt er. Man müsse die Konkurrenz der finanzstärkeren deutschen Bahnen in Berlin und Hamburg umgehen. Demnächst soll der Rennkalender abgestimmt werden. Immerhin der Ertrag aus den PMU-Rennen habe sich positiv entwickelt. Der französische Wettanbieter PMU überträgt ausgewählte Rennen nach Frankreich, der MTZV bekommt einen kleinen Teil des Umsatzes aus dem Nachbarland. Auch deshalb stehe man kaufmännisch etwas besser dar als noch 2017, sagt Sporer.

Für die existenziellste Problematik hat der MTZV dagegen immer noch keine Lösung gefunden: die Frage, wo er denn künftig zu Hause ist. Maximal bis 2022 dürfen die Traber noch in Daglfing bleiben, nachdem der Verein sein Grundstück 2005 verkauft hatte. Man bemühe sich sehr, versichert Sporer, stellt aber gleichzeitig klar: "Innerhalb der Stadt etwas zu finden, das ist unmöglich."

Die einzige Möglichkeit, in München zu bleiben, sei ein Umzug zu den Galoppern nach Riem. Gespräche hat es vor einiger Zeit zwischen dem MTZV und dem sich gerade wirtschaftlich sanierenden Münchener Rennverein (MRV) schon gegeben. Doch beim MRV hält man nicht viel von einer solchen Partnerschaft. Eine Trabrennbahn würde zwar ins Innere der Galopprennbahn passen; der Umzug ginge aber wohl nicht, ohne dafür den wirtschaftlich wichtigen Golfplatz abzutragen. "Bei denen ist der Leidensdruck wohl noch nicht groß genug", vermutet Sporer. Er wirbt deshalb für den "Plan B", der früher schon mal der Plan 1A war: Maisach.

"Uns läuft die Zeit davon", mahnt Sporer. Vielleicht bleibe einfach nichts anderes übrig, als auf ein Areal außerhalb der Stadt zu ziehen - und immerhin gehöre das dann dem MTZV selbst. Nur: Im Verein will fast niemand nach Maisach. Man fürchtet, dass dort noch weniger Zuschauer kommen. Sporer hingegen ist überzeugt: Wenn es nicht anders gehe, müsse man dies eben in Kauf nehmen.

Der Pragmatismus ist beim MTZV längst Normalität geworden - und die Not macht erfinderisch. Neben den Rennen und Flohmärkten hat sich der Verein zusätzliche Einnahmequellen erschlossen. Er vermietet Gebäude und Parkplätze für verschiedene Veranstaltungen, erlaubt Hochzeiten im großen Saal, und vor der Landtagswahl habe sogar die CSU Plakatständer angemietet, berichtet Sporer. Auch die Christsozialen haben ja schon mal bessere Tage erlebt, da geht es ihnen wie den Trabern.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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