Pferdesport:Sieben Sonnentage für die Vereinskasse

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Aufgalopp in Riem: Der Münchener Rennverein startet mit einem Gruppe-III-Rennen in die Saison. (Foto: Claus Schunk)

Galopprennbahn Riem startet in erneut abgespeckte Saison

Von Sophie Rohringer, München

Horst Lappe studiert schon eifrig die Wettervorhersage. Warm und trocken soll es am Sonntag werden, hat er gehört. "Dann wird es ein super Tag", freut sich der Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV). Schließlich wird am Sonntag auf der Galopprennbahn Riem die Rennsaison eröffnet, und das Wetter spielt dabei eine entscheidende Rolle.

In Lappes Branche, dem Galopprennsport, sind Sonnenschein und Regen wichtige Faktoren. Bei schlechtem Wetter kommen weniger Besucher auf die Rennbahn, also sinken die Einnahmen aus den Eintrittskarten und der Gastronomie sowie der Wettumsatz. Das kann der Rennverein, der seit Jahren rote Zahlen schreibt, nicht gebrauchen. In der vergangenen Saison war das Defizit zwar etwas kleiner als im Jahr zuvor, mit 600 000 Euro lag es jedoch wieder im höheren sechsstelligen Bereich.

Das hat erneut Auswirkungen auf das Programm. Sieben Renntage sind nunmehr anberaumt, voriges Jahr waren es noch zehn, in der Saison davor zwölf gewesen, also fast doppel so viele. Höhepunkte bleiben die beiden Gruppe-I-Rennen im Juli und November, zudem hofft Lappe, dass sich die Pferdesportfreunde die wenigen Termine nun erst recht offen halten. Beim Aufgalopp am Sonntag werden acht Rennen gelaufen, der sportliche Höhepunkt ist das siebte: das Gruppe-III-Rennen Bavarian Classic. Lappes Favorit ist der Hengst Isfahan, er siegte im vergangenen Jahr in Köln beim Preis des Winterfavoriten, einem mit 85 000 Euro dotierten Rennen.

Zum nächsten Termin am Pfingstmontag plant der MRV außerdem eine Autoshow mit Oldtimern, die bereits große Nachfrage erfährt. "Ständig rufen Leute an, die finden das riesig", erzählt der Generalsekretär. Dem Sport fehlt es an Aufmerksamkeit, zusätzliche Angebote müssen die Besucher also auf die Galopprennbahn locken. Auch ab Sonntag, wenn die Tore um 10 Uhr öffnen, bietet der Verein ein buntes Rahmenprogramm an, vom Weißwurstfrühstück für die Erwachsenen bis hin zum Ponyreiten für die Kleinen. 65 000 Zuschauer kamen insgesamt in der vergangenen Saison, etwas mehr als im Jahr zuvor. Lappe hofft, diese Zahl trotz der wenigeren Renntermine noch einmal ausbauen zu können. Deswegen beachtete er bei der Planung auch sportliche Großereignisse - zwei Rennen wurden verschoben, damit sie nicht in die Zeit der Fußball-Europameisterschaft fallen. "Da brauche ich gar nicht aufmachen", meint Lappe.

Mit der "vernünftigen Saisonplanung" hofft er, die Verluste in diesem Jahr eindämmen zu können, eine schwarze Null am Ende des Jahres will er freilich nicht versprechen. Einen zinslosen Kredit, wie ihm die Vorstandsmitglieder in der vergangenen Saison gewährt hatten, brauche er nach seinen bisherigen Einschätzungen nicht. Stattdessen setzt der Rennverein auf die Einnahmen aus anderen Großveranstaltungen wie Konzerten und Festivals, die im Sommer auf der Rennbahn stattfinden. Auch der Verkauf des Geländes an der Trainingsbahn würde dem Verein viel Geld einbringen, doch das ist ein langfristiges Projekt, vom dem sich Lappe in den kommenden Monaten keine neuen Erkenntnisse erwartet. Die Einnahmen aus dem Verkauf könnte er nicht nur für die Bilanz gebrauchen, sondern auch, weil die Stallungen und die Wohnungen von Mitarbeitern dringend renoviert werden müssten. Ein weiterer Grund, warum Lappe auf gutes Wetter hofft.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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