Pferdesport:Pure Dominanz

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Iquitos gewinnt den Großen Preis von Bayern auf der Galopprennbahn Riem überdeutlich mit vier Längen Vorsprung - die Jahresbilanz des Münchener Rennvereins fällt ordentlich aus.

Von Nico Horn, München

Es war ein Ritt, auf den Hans-Jürgen Gröschel lange gewartet hatte. In einer Demonstration purer Dominanz gewann sein Iquitos den mit 155 000 Euro dotierten Großen Preis von Bayern mit gleich vier Längen Vorsprung. Wieder einmal hatte Jockey Eddy Hardouin lange ganz am Ende des Feldes gewartet - eine Strategie, die zuletzt nicht immer zum Erfolg geführt hatte. Entweder setzte Iquitos zu früh oder aber verspätet zu seinem unnachahmlichen Endspurt an. "Wir hatten in den letzten Rennen etwas Übermittlungsschwierigkeiten mit dem Reiter", sagt der manchmal übermäßig strenge Gröschel. Im Juli, beim letzten Auftritt in München, hatte Hardouin laut Gröschel zu lange am Ende des Feldes gewartet. Diesmal zahlte sich genau diese Taktik aus.

Beim Einbiegen auf die Zielgerade mogelte sich Iquitos auf der Innenseite an seinen Konkurrenten vorbei. Genau darauf hatten Gröschel und sein französischer Reiter spekuliert. "Mit seiner Endgeschwindigkeit hätte Iquitos heute noch bessere Gegner geschlagen", sagt Gröschel. Dabei war das zweite Gruppe-1-Rennen des Jahres auf der Galopprennbahn in Riem bereits das in diesem Jahr hochklassigste in Deutschland. Horst Lappe, Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV), sprach nicht grundlos von einem "irre besetzten Rennen".

Ähnlich souverän wie in Riem triumphierte Iquitos auch in der Gesamtwertung der German Racing Champions League. Die elfteilige Rennserie soll den nationalen Pferderennen zu neuer Attraktivität verhelfen. In vielen Sportarten ist eine solche Königsklasse längst das Nonplusultra, beispielsweise im Fußball oder Handball. Bei den Galoppern ist die Champions League dagegen bislang nur ein netter Nebenschauplatz. "Sie müsste noch mehr wahrgenommen werden", sagt Gröschel, der die Rennserie grundsätzlich für einen guten Einfall hält.

Gute Ideen schaden sowieso nicht. Die glänzenden Zeiten für Pferderennen sind in Deutschland längst vorbei, seit Jahrzehnten sinken die Zuschauerzahlen. Das bekommt auch der MRV zu spüren. Immerhin: Im letzten Jahr kehrte sich in Riem der Negativtrend um, Zuschauerzahlen und Wettumsatz stiegen erstmals wieder. 2018 setzte sich diese positive Entwicklung fort. "Die Saison lief sehr zufriedenstellend", sagt Lappe. Noch mal fast 40 Prozent mehr Eintrittskarten als im Vorjahr habe man verkauft, bei den Wetten sei der Umsatz auf der Rennbahn um sechs Prozent gestiegen. "Wir hatten allerdings auch nie Pech mit dem Wetter", gibt Lappe zu.

Dass immer öfter auch Familien, die primär für einen schönen Nachmittag und nicht zum Wetten an die Rennbahn kommen, nach Riem pilgern, stimmt den MRV-Generalsekretär optimistisch. 2019 möchte Lappe das erste Mal seit langem wieder einen leichten Gewinn verzeichnen, in diesem Jahr klappt das wohl noch nicht. Lappe hofft dennoch, "dass wir auf einem guten Weg sind zur schwarzen Null".

Auch mit den 3000 Besuchern an diesem vorletzten Renntag der Saison war Lappe zufrieden, obwohl diese einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bedeuteten. Insgesamt sahen die Zuschauer acht Rennen, aus denen neben dem Großen Preis noch das BBAG Auktionsrennen herausstach. Andrasch Starke, Deutschlands erfolgreichster Berufsreiter, siegte überlegen auf Quian. Schon weit vor der Ziellinie zog er auf eine Pferdelänge davon und war nicht mehr einzuholen - schon gar nicht von den zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlagenen Münchner Pferden. Die besten Siegchancen aus lokaler Perspektive hatte man der von Michael Figge trainierten Queen Josephine zugeschrieben, letztlich reichte es knapp nicht für das Podest (4.). Sarah Steinbergs Number One Run holte bei seinem Debüt einen achtbaren sechsten Platz, während ihrem Sharp Rock (9.) keine Überraschung glückte.

Den Saisonabschluss bildet in eineinhalb Wochen der Renntag der Bayerischen Besitzervereinigung, die diesen durch ihren finanziellen Einsatz erst ermöglichte. Anders als in diesem Jahr wird es 2019 wohl wieder nur acht statt neun Wettbewerbe geben. "Wir wollen erst mal auf soliden Beinen stehen", sagt Lappe. Künftig sei es aber schon das Ziel, ein oder zwei Renntage mehr pro Saison anzubieten.

Iquitos wird dann wahrscheinlich nicht mehr am Ablauf stehen. Eigentlich war bereits abgemacht, dass nun Iquitos' zweite Karriere als Zuchthengst beginnt. Ein Fortsetzen der Laufbahn konnte Gröschel aber nicht mehr völlig ausschließen. Steigerungspotenzial bleibt jedenfalls wenig: Das Rennen seines Lebens ist Iquitos womöglich gerade gelaufen.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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