Pferdesport:Mehr als eine Halslänge zurück

Lesezeit: 2 min

Revanche fällt aus: Gerhard Biendl holte sich 2017 mit Stonewashd Diamant den Stuten Cup in Daglfing. Zu einer Titelverteidigung wird es wohl nicht kommen, dem Rennen droht die Absage. (Foto: Claus Schunk)

Die Trabrennbahn München-Daglfing ist chancenlos gegen finanzstarke Konkurrenz, etwa aus Berlin.

Von Raphael Weiss, München

Als vor dem ersten Renntag der Saison an der Daglfinger Trabrennbahn die Akteure des vergangenen Jahres geehrt wurde, fehlte die eigentliche Hauptfigur: Tsunami Diamant. Der Wallach hatte im vergangenen Jahr das Berliner Derby gewonnen. Sein Besitzer Max Schwarz wurde von Angelika Gramüller und Johann Sporer, Präsidentin und Vizepräsident des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins (MTZV), als Züchter des Jahres ausgezeichnet. In Daglfing ist das Pferd, trotz enger Verbindungen seines Besitzers zur Rennbahn, nicht gestartet. Es befindet sich in Schweden, wo viel Geld bei Rennen gezahlt wird. Anders als in Daglfing.

Die Verantwortlichen des MTZV hatten sehr optimistisch für die neue Saison geplant. Fünf gehobene Rennen wollten sie in diesem Jahr veranstalten, eines mehr als im vergangenen Jahr. Ein Signal dafür, dass es wieder bergauf geht, mit dem Trabrennsport in Daglfing. Doch schon bevor die neue Saison richtig losgehen konnte, war dieser Optimismus bereits wieder verflogen. Für drei der fünf gehobenen Rennen wurden nicht genügend Pferde angemeldet. Ein Problem, mit dem nicht nur die Daglfinger Rennbahn zu kämpfen hat. "Die Anzahl der Traber ist in ganz Deutschland rückläufig", sagt Maren Hoever, stellvertretende Präsidentin des Hauptverbands für Traberzucht. "Es fallen gerade öfter gehobene Rennen aus", so Hoever.

Mangels Teilnehmern müssen immer wieder Rennen ausfallen

Einzig die beiden Amateurfahrer-Rennen können wie geplant in Daglfing stattfinden. "Früher haben wir die Rennen so angesetzt, dass nur die richtig guten Pferde bei uns angemeldet wurden, das hat sich komplett geändert", erzählt Sporer. Heute werden nicht einmal für die Saisonhighlights in Daglfing genügend Pferde gemeldet. Für den Münchner Pokal, als neuer Publikumsmagnet geplant, werden derzeit noch Teilnehmer gesucht, damit das Rennen nicht komplett abgesagt werden muss. Und selbst für den Bayernpokal, das Aushängeschild der Rennbahn, gab es nicht genügend Anmeldungen. Sporer geht aktuell davon aus, dass der Bayernpokal trotzdem stattfinden kann - wenn auch mit geringeren Preisgeldern.

Beim Münchner Stuten Cup ist Sporer weniger optimistisch. "Da werden wir nicht genügend Pferde zusammenbekommen. Die Stuten laufen alle in Berlin, die zahlen mehr", sagt er und bezieht sich dabei auf die Rennbahn Berlin-Mariendorf. Kein neues Problem. Schon in der Vergangenheit hatten Pferde aus Bayern wegen der höheren Preisgelder häufig Berlin den Vorzug vor Daglfing gegeben. "Vor der Saison gab es dazu eine Aussprache mit den Trainern aus der Region. Wir verstehen das ja, aber die müssen auch sehen, dass wir so nicht überleben können", so Sporer.

Die Rennbahnen machen in Deutschland vor allen Dingen durch Internetwetten Umsatz. Dadurch konkurrieren sie nicht nur um die besten Starter, sondern auch um die Zocker im Netz. Gleichzeitig mit dem Daglfinger Saisonbeginn fand an der Rennbahn Mariendorf ein Rennen statt. Kaum lege München wieder los, "schrauben die Berliner ihre Jackpots hoch", sagt Sporer. Deutlich höhere Gewinnchancen bedeuten, dass die aktiven Wetter im Internet naturgemäß eher auf Rennen in Berlin setzen werden, als auf jene in Daglfing. "Die haben doch ihren Milliardär, die müssen uns doch auch ein bisschen leben lassen", sagt Sporer und spielt auf den österreichischen Unternehmer Ullrich Mommert an, der die Berliner Rennbahn 2005 erwarb und vor dem Ruin bewahrte. Mittlerweile ist sie finanziell gefestigt. In Daglfing wartet der MTZV seit Jahren darauf, ein Jahr ohne Verlust abzuschließen. Ein Wettbewerb mit Berlin ist aussichtslos.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: