Pferdesport:Hinter der Wiese zur Dressur

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Lawrence Greene und Arrivederci fanden erst im Finale mit Platz acht zu alter Stärke zurück. (Foto: Claus Schunk)

Springreiten steht bei der bayerischen Meisterschaft im Fokus

Von Maria Kurth

München - Die Dressurreiter hatten am Wochenende in Riem weitestgehend ihre Ruhe. Zumindest wurden sie auf der Olympiareitanlage im Rahmen der bayerischen Meisterschaften recht gut versteckt. Interessierte Zuschauer mussten also ein wenig Lauffreude mitbringen, um die Dressurreiter in Aktion zu erleben. Weitab vom Springplatz, vorbei an Verkaufsständen, mussten das Reiterlager und dann ein paar Hundert Meter Wiese überquert werden. Erst dann wurde die kleine Anlage und damit auch die Bühne der Dressurreiter überhaupt sichtbar. Ein paar Holzbänke unter einem großen Baum, ein kleines, provisorisch platziertes Café neben dem Reitplatz - ein schlichter Rahmen für ein pompöses Teilnehmerfeld.

Am Rand der riesigen Reitanlage versammelte sich nämlich nicht weniger als die bayerische Dressurelite. "In keinem anderen Bundesland gibt es so eine Dichte an Grand-Prix-Pferden und damit so ein Niveau", sagte Turnierleiter Michael Hohlmeier. 22 der 34 startenden Pferde hätten bereits einen Grand Prix, also die schwerste internationale Dressurprüfung, gewonnen. "Dennoch ist die Resonanz immer geringer als beim Springen. Die Leute kennen sich nicht so gut aus und es wird für sie schnell langweilig", sagt Hohlmeier.

Rudolf Widmann wollte sich nicht über mangelndes Zuschauerinteresse beklagen, "bei der Kür war die Resonanz gut". Auch er, der für die Reitakademie München an den Start ging, verwies auf das hohe Niveau: "Es ist selten, dass fast alle führenden bayerischen Dressurreiter bei so einer Meisterschaft starten."

Er und sein Hengst Briar Junior mussten sich in der Endabrechnung nur Titelverteidigerin Stefanie Weihermüller geschlagen geben. Bis zur abschließenden Kür lag Widmann vorn, "auch da lief es richtig gut, aber ich habe zu wenig Punkte bekommen". Dennoch sei er zufrieden, immerhin habe Briar Junior erst in der Vorwoche seinen ersten Grand Prix in Ingolstadt gewonnen. "Ich war nicht sicher, ob ich mit ihm an den Start gehen soll. Er ist noch jung und etwas grün hinter den Ohren", fand Widmann. Er gilt als einer der erfolgreichsten Ausbilder in der Dressur, sein Reitgut im Roßtal nahe dem Ammersee als Erfolgsschmiede. Mit dem zehnjährigen Briar Junior, einem niederländischen Warmblüter, hat Widmann noch einiges vor: "Ich will mit ihm international reiten."

Auch unter den Springreitern tummelten sich viele Teilnehmer, die sowohl national als auch international bereits auf sich aufmerksam gemacht haben. So war der Sieg von Edwin Schmuck und seinem Erfolgspferd Alcatron keine große Überraschung. Der bayerische Meister der Jahre 2012 und 2013 setzte sich mit gerade einmal 0,25 Strafpunkten souverän vor Hans-Peter Konle (RC Küps) durch, Dritte wurde Simone Blum (RFV Massenhausen) aus Zolling. "Die Richter haben sich im Kampfturm zwischendurch gefragt, ob das Pferd überhaupt mal einen Fehler macht", sagte Hohlmeier.

Die Zuschauer mussten im Finale der Springreiter am Sonntag ein wenig Geduld mitbringen. So verweigerte Number One, das Pferd von Wolfgang Puschak, bereits nach den ersten beiden Hindernissen, Bionda und Claus Wüst rauschten gar in die Triplebarre und Martin Joas kam mit Valentina erst gar nicht an den Start - die ersten Reiter-Pferd-Paare ließen nicht gerade auf ein hochklassiges Finale schließen. Das änderte sich, als Lawrence Greene und Arrivederci an den Start gingen. Von da an stieg das Niveau, Applaus wurde erstmals hörbar. Auf dem Hengst hatte Greene im Vorjahr mit der deutschen Mannschaft den Nationenpreis in Bratislava gewonnen. Im Finale am Sonntag lieferten er und Arrivederci im S**-Springen eine gute Leistung ab, landeten auf Platz acht. Das Duo leistete sich jedoch in den ersten beiden Wertungsprüfungen zu viele Fehler: insgesamt Rang zwölf. "Dennoch hatten wir ein hohes Niveau und überlegen im nächsten Jahr ein S***-Springen im Finale zu starten", sagte Hohlmeier. Es wird den Springreitern noch mehr Aufmerksamkeit bescheren.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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