Pferdesport:Goldener Schimmer auf leuchtendem Rot

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Weniger Renntage, jüngeres Publikum, großer Sport: Der Münchener Rennverein blickt nach dem gelungenen Finale zufrieden auf das Jahr 2016. Das alljährliche Defizit der Galopprennbahn ist gesunken. Allerdings bleibt es sechsstellig, schwarze Zahlen sind weiter nicht in Sicht

Von Philipp Jakob, München

Hätte sich Horst Lappe diesen Tag malen können, der Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV) hätte vermutlich genau dieses Bild erschaffen: Wolkenloser Himmel über der Rennbahn, strahlender Sonnenschein, der goldenes Herbstlaub zum Leuchten bringt, auf den Wiesen rundum Familien, die ihre Picknickdecken ausbreiten. Es war die perfekte Kulisse für das große Saisonfinale in Riem, bei Temperaturen, wie sie nicht gerade typisch sind für Anfang November. Kein Zweifel: Der Verein hat richtig Glück gehabt mit seinem Renntag an Allerheiligen, als Gastgeber des letzten Gruppe-I-Rennens des europäischen Galoppjahres.

Es ist gar nicht lange her, da machte sich Lappe noch große Sorgen um den Nachwuchs der Galopprennsport-Begeisterten in der Landeshauptstadt. Nun sah er neben alteingesessenen Pferdeliebhabern auffallend viele Familien mit Kindern und junge Erwachsene, die ihre persönlichen Favoriten auf den Wettscheinen ankreuzten und das Treiben auf dem Turf beobachteten. "Das ist ein neuer Trend in dieser Saison", freute sich Lappe über die neuen Gesichter, die in ihm durchaus so etwas wie Hoffnung auslösten: "Es macht einfach Freude zu sehen, dass immer mehr junge Leute kommen." Insgesamt fanden sich am Dienstag gut 7000 Besucher auf dem Gelände im Münchner Osten ein. Für einen Feiertag in der Ferienzeit sei das eine gute Bilanz, fand Lappe.

Auch sonst fällt sein Rückblick auf das Jahr 2016 positiv aus. "Wir hatten eine tolle Saison mit vielen Highlights und jetzt auch noch einen famosen Abschluss mit gutem Wetter, spannenden Rennen und großem Sport", sagt Lappe, der sich auch mit dem Zuschauerzuspruch - 53 000 Besucher kamen an acht Renntagen - zufrieden zeigte. "Wir haben viel Lob von allen möglichen Seiten bekommen." Das dürfte den Verantwortlichen gut tun nach den vergangenen, schwierigen Jahren, nach denen sie die Zahl der Renntage deutlich reduziert hatten. Auf Rosen gebettet ist der MRV freilich noch lange nicht, im Gegenteil: Finanziell klaffen weiterhin große Löcher.

Seit Jahren schreibt der Rennverein keine schwarzen Zahlen, in der Saison 2015 lag das Defizit bei 600 000 Euro. Dank Spenden und Privatdarlehen der Vorstandsmitglieder um den Vorstandsvorsitzenden Dietrich von Boetticher und seinen Stellvertreter Franz Prinz von Auersperg blieben die Münchner am Leben. Dennoch: "Die Darlehen möchten wir natürlich so bald wie möglich zurückzahlen", erklärt Lappe, das sei auch eine Frage der Ehre. Doch wann es soweit ist, könne er noch nicht sagen. Druck bezüglich der Rückzahlung des Geldes gebe es aber immerhin nicht. Dabei rechnet er auch nach dieser Saison wieder mit einem Defizit, allerdings stellt er "eine dramatische Verbesserung in Aussicht". Lappes Euphorie relativiert sich schnell bei einem Blick auf die Bilanzen: Zwar lägen ihm noch keine genauen Zahlen des aktuellen Jahres vor, Lappe geht aber weiterhin von einem Defizit im sechsstelligen Bereich aus. "Ob es jetzt 250 000 oder 300 000 Euro sind, wissen wir noch nicht", sagt er - aber immerhin keine 600 000 Euro mehr.

Geholfen haben dabei auch vier Großveranstaltungen, etwa das Greenfields-Open-Air oder das erstmals ausgetragene Munich Summer Beats Festival, die in diesem Jahr auf dem Gelände des MRV stattfanden. Zudem brachten noch weitere, kleinere Veranstaltungen Geld in die Kassen. Lappe schreibt der Nutzung der Rennbahn außerhalb der Galopprennen eine grundlegende Bedeutung zu, "um den Rennbetrieb in Riem am Leben zu erhalten". Nichtsdestotrotz steht weiterhin der Verkauf des Trainingsgeländes ganz oben auf dem Plan des MRV für die Zukunft, nur damit kann er die finanziellen Probleme wohl in den Griff bekommen. Die Stadt plant ein neues Wohngebiet im Münchner Nordosten, die Trainingsbahn des MRV liegt mitten im dafür vorgesehenen Gebiet. Entschieden ist aber noch nichts. Lappes Einschätzung zufolge wird das Projekt "im nächsten Jahr mit großen Schritten vorangetrieben".

Der Generalsekretär blickt dementsprechend zuversichtlich in die Zukunft. Übermütig wollen sie in Riem allerdings nicht werden. Im Jahr 2015 fanden im Münchner Osten noch elf Renntage statt, um Kosten zu sparen waren es in der aktuellen Saison acht. Dabei soll es erst einmal bleiben. "Um seriös arbeiten zu können, haben wir für nächstes Jahr wieder acht Renntage veranschlagt", erklärt Lappe. Der Start in die neue Saison wird am 1. Mai stattfinden, mit einem Gruppe-III-Rennen. Wieder ein Feiertag, wenn auch ohne Herbstlaub. Sollte das Wetter mitspielen, hofft Lappe trotzdem wieder auf viele Familien mit Picknickdecken.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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