Pferdesport:"Etwas blauäugig"

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Josef Franzl zog drei Pferde zurück. (Foto: oh)

Das Hauptrennen in Daglfing am Sonntag wird unter einem Vorwand abgesagt, was zu Unmut nicht nur unter den Fahrern führt.

Von  Nico Horn, München

Innerhalb der deutschen Trabrennsportgemeinde macht sich dieser Tage Unmut breit. Auslöser der Verstimmung ist die Absage des eigentlich für Sonntag geplanten Bayern-Pokals. Am Dienstag erklärte der Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV), das Rennen müsse "aufgrund von Atemwegserkrankungen vieler Pferde" auf den 4. November verschoben werden. Es ist eine Darstellung, die - vorsichtig ausgedrückt - ein paar Tatsachen verdreht. Einige bezeichnen sie schlicht als Ausrede.

Das Starterfeld des mit 22 000 Euro dotierten Rennens war nämlich schon von vornherein zu klein. Lediglich 13 Pferde wurden bis Nennungsschluss, den der MTZV eigens um eine Woche bis zum 14. August verlängert hatte, gemeldet. Übrig blieb die mickrige Starterzahl von drei Trabern. Schuld an den vielen Absagen war aber nur in den wenigsten Fällen eine Atemwegserkrankung. So startet Michael Nimczyk mit seinem Pferd Prince of Persia lieber in Schweden. Und Josef Franzl zog gleich drei seiner fünf gemeldeten Rösser zurück, da der Bayern-Pokal nicht wie ursprünglich geplant in zwei Rennen (aufgeteilt in unter und über fünfjährige Pferde) ausgetragen werden konnte. Wieder andere Pferde sind verletzt.

Unter den Trabertrainern herrscht nun Trauer über die Absage des prestigeträchtigen Wettbewerbs, die Erklärung mit der plötzlich ausgebrochenen Atemwegsepidemie halten sie für einen Vorwand. "So wie das Rennen ausgeschrieben wurde, kann es gar nicht zustande kommen", sagt der bayerische Erfolgstrainer Franzl. Johann Sporer, Vizepräsident des MTZV, gibt mittlerweile zu, dass man "etwas zu blauäugig an die Sache herangegangen" sei. Einen Rennausfall müsse man dann eben irgendwie begründen. Nun ja.

Franzl fordert, das Feld für Pferde unterschiedlicher Leistungsfähigkeit gleichermaßen attraktiv zu machen. Dies könne geschehen, indem man hoch dotierte Wettläufe für alle Pferde öffnet, die besten Traber jedoch mit Hilfe eines Bänderstarts von weiter hinten starten lässt. So hätten alle eine realistische Siegchance.

Für eine Traditionsveranstaltung wie den Bayern-Pokal, bei dem seit jeher aus Boxen gestartet wird, wäre das fast schon revolutionär. Sporer versichert allerdings, ein Bänderstart werde in Erwägung gezogen. Eine Entscheidung darüber soll am Montag im Rahmen einer Vorstandssitzung fallen. "Wahrscheinlich wird es den Bänderstart geben", so Sporer.

Der MTZV-Funktionär weiß, dass er sich einen erneuten Rennausfall nicht erlauben darf: "Das wäre eine große Blamage." Der namensgebende Hauptsponsor ließ sich vorerst auf den November vertrösten, zumal der Renntag dann in ganz Frankreich und auf allen Wettplattformen übertragen wird - das garantiert Aufmerksamkeit. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit sollte das Rennen tunlichst glatt über die Bühne gehen - auch wenn die Gefahr für Atemwegserkrankungen im Spätherbst steigt.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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