Pferdesport:Die Besten kommen zum Schluss

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Vorjahressieger Guignol (rechts) ist beim Gruppe-1-Herbstrennen in Riem diesmal nicht am Start. Publikumsliebling Iquitos (links) dagegen steht vor seinem zweiten Gewinn der Champions League. (Foto: Lajos-Eric Balogh/turfstock.com)

Auf der Galopprennbahn in Riem findet an diesem Donnerstag das Finale der Champions League statt. Der aktuelle Aderlass an guten deutschen Pferden hat die Qualität des Starterfelds kaum beeinträchtigt.

Von Nico Horn

Jene Sorgen, die Horst Lappe in den vergangenen Wochen umtrieben, lassen sich am besten anhand eines ganz bestimmten Pferdes beschreiben. Guignol hatte in den vergangenen beiden Jahren jeweils das zweite Gruppe-1-Rennen des Jahres auf der Galopprennbahn in Riem gewonnen. Bei seinem zweiten Triumph vor zwölf Monaten setzte sich Guignol in Deutschlands bestbesetztem Rennen 2017 durch - ganz zur Freude Lappes, dem Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV). Doch in diesem Jahr ist der Dauersieger nicht mehr dabei. Unter anderem deshalb fürchtete Lappe, er könne am Donnerstag zum mit 155 000 Euro dotierten "Bayerische Hausbau - Großer Preis von Bayern" womöglich nur ein mickriges Starterfeld aufbieten. Was besonders tragisch gewesen wäre, da der Höhepunkt des vorletzten Riemer Renntages (erster Start 11.05 Uhr) zugleich die elfte und letzte Teilprüfung der German Racing Champions League darstellt.

In Deutschland gebe es einen zunehmenden Aderlass an guten Pferden, sagt Lappe. Sie seien "entweder verletzt oder ins Ausland verkauft". Auf Guignol trifft gleich beides zu. Im Sommer verletzte sich der Hengst, weshalb ihm seine Besitzer aus dem Stall Ullmann keine Rennen mehr zumuten wollten. Kürzlich verkauften sie Guignol nach Frankreich. Es ist ein Beispiel dafür, weshalb Lappe die Befürchtung hatte, "dass nur drei bis vier Pferde kommen". Das Gute für den MRV: Lappes Ängste waren gänzlich unbegründet. Sieben teils hochdekorierte Pferde sind für den Großen Preis von Bayern gemeldet.

Das Starterfeld ist sogar plötzlich so gut, dass Lappe bereits vor Nennungsschluss mit Rückziehern unter den ursprünglich neun genannten Pferden rechnete. Auf Enjoy Vijay und Devastar wirkte die große Konkurrenz letztlich wohl abschreckend. So steht im von Saeed bin Suroor trainierten Racing History auch wieder ein Tier aus dem Rennstall von Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, dem Herrscher des Emirats Dubai, am Start. Bin Suroor schätzt die Bahn in Riem - und die Champions League.

Bei drei Starts in der Königsklasse sicherten sich seine Galopper in dieser Saison dreimal den ersten Platz. So auch Ende Juli, als die namentlich an den Fußball angelehnte Rennserie schon einmal in München Halt machte. Damals verpasste Iquitos, der Champions-League-Gesamtführende, als Vierter das Podest - was Trainer Hans-Jürgen Gröschel in Rage versetzte. Die Engländer, gemeint war vordergründig bin Suroors Benbatl, hätten "uns schön vorgeführt", schimpfte Gröschel damals. Wartet Iquitos auf der 2400 Meter langen Bahn nicht wieder zu lange am Ende des Feldes, könnte er sich revanchieren.

155.000 Euro werden beim Großen Preis von Bayern ausgeschüttet

Sofern Gröschels Publikumsliebling nicht ganz leer ausgeht - was angesichts seiner guten Vorleistungen nicht zu erwarten ist -, wird er nach 2016 zum zweiten Mal den Gesamtsieg in der Champions League holen. Denn von Iquitos' größten Konkurrenten sind nur Windstoß und Royal Youmzain dabei, sie liegen aber schon so weit zurück, dass ihnen auch die eineinhalbfache Punktzahl zum Finale (15 für den Sieger) nichts helfen dürfte. Für den Tagessieg zählen sie aber genauso zu den Favoriten wie Dee Ex Bee von Mark Johnston, Englands erfolgreichstem Galopptrainer.

Inklusive des irischen Hengstes Defoe, dem Außenseiterchancen ausgerechnet werden, reisen so also gleich vier ausländische Pferde in die Landeshauptstadt. Die lokale Rennelite könnte dagegen beim BBAG Auktionsrennen glänzen. Bei dem Rennen über 1600 Meter hat die von Michael Figge trainierte Queen Josephine die besten Chancen auf einen Münchner Sieg. Sarah Steinbergs Sharp Rock könnte für eine Überraschung gut sein, während Number One Run sein Debüt gibt.

Wie immer wird (der mittlerweile beruhigte) Horst Lappe auch diesen Wettlauf gespannt verfolgen. Die Bahn sei "in einem perfekten Zustand", sagt er. Neben dem starken Feld an Allerheiligen hatte Lappe vor einiger Zeit übrigens noch so eine "freudige Überraschung" erlebt. Letztes Jahr war dem MRV-Generalsekretär nämlich auch der Namensgeber für den Großen Preis von Bayern, ein Pferd von Franz Prinz von Auersperg, von den Franzosen weggekauft worden. Seitdem fehlte ein Sponsor. Nun konnte doch noch ein Namensgeber präsentiert werden. Es ist vorerst wieder eine Sorge weniger für Lappe.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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