Pferdesport:Daglfinger Frühling

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Der Münchner Trabrenn- und Zuchtverein kann in der am Sonntag startenden Saison endlich wieder lukrativere Rennen austragen - auch weil das juristische Tauziehen um sein längst verkauftes Grundstück beendet ist.

Von Andreas Liebmann, München

Man kennt das vielleicht von Abteilungsversammlungen, sobald die Tagesordnung den Punkt Neuwahlen vorsieht - wie oft hat man schon gehört, dass jemand gewählt wurde, weil er im falschen Moment die Hand hob, um ein Weißbier zu bestellen. Also: keine falsche Bewegung. Oder auch, wenn früher der Lateinlehrer Vokabeln abfragte: diese hilflosen Versuche, jeden Blickkontakt zu vermeiden und sich möglichst unsichtbar zu machen. Etwa so kann man sich wohl vorstellen, wie die Abordnung des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins (MTZV) in den vergangenen Jahren auftrat, wenn während der alljährlichen Terminsitzung aller Rennvereine jene gehobenen Rennen verteilt wurden, die der Hauptverband für Traberzucht zu vergeben hat. Bloß nicht melden!

Vor der neuen Saison, die in Daglfing an diesem Sonntag (14 Uhr) beginnt, hat sich der MTZV gemeldet. Vier gehobene Rennen stehen nun für 2017 in seinem Kalender, jedes mit Dotationen im fünfstelligen Bereich. Die MTZV-Vorsitzende Angelika Gramüller bemüht sich zwar, alles andere als euphorisch zu klingen, angesichts des allgemeinen Rückgangs an Züchtern und Fohlengeburten müsse man abwarten, welche Felder man wirklich zusammenbekomme, sagt sie. Aber ein positives Signal sehe sie schon in dem neuen Programm.

"Wir können ruhigen Gewissens sagen: Wir können das stemmen."

Der Grund für den Aufschwung sei einfach: "Weil wir jetzt wieder Planungssicherheit haben", erklärt Gramüller. In der jüngeren Vergangenheit habe der MTZV von Monat zu Monat gebangt, ob er nicht doch in die Insolvenz gerate, da habe er schlecht solche Rennen veranstalten können. "Jetzt können wir ruhigen Gewissens sagen: Wir können das stemmen." Gramüller bezieht sich auf das Ende des jahrelangen juristischen Ringens um das bereits 2005 verkaufte Rennbahngelände. Wie berichtet, hatten die Mitglieder Ende 2016 einem Vergleich mit dem Käufer Günther Karl zugestimmt. Dieser sieht vor, dass der Verein seine Rennbahn noch bis mindestens 2022 mietfrei betreiben darf; sofern das Grundstück dann noch kein Bauland ist, dürfte er gar bis 2026 bleiben. Der niederbayerische Unternehmer Karl habe den Verein obendrein schuldenfrei gestellt und ihm weitere knapp vier Millionen Euro überwiesen. Geld, das man nicht mit vollen Händen ausgeben darf, denn im Falle eines Umzugs würde Karl dem MTZV zwar auf einem neuen Grundstück ein Geläuf errichten, doch um erforderliche Bauten müsste sich der Verein selbst kümmern. "Wir werden weiter mit spitzem Bleistift rechnen müssen", weiß Gramüller. "Aber wir müssen den Aktiven auch eine Perspektive bieten."

Das tut er: Beim Fronleichnam-Cup Mitte Juni geht es im Finale um 15 000 Euro, ebenso beim Daglfinger Amateurfahrer-Cup Anfang Juli. Für den Münchner Stuten-Cup (23. Juli) werden 10 000 Euro aufgerufen, für den Bayern-Pokal am 22. September sogar 22 000. Auch der französische Wettanbieter PMU finanziert weitere Renntage, fünf von zwölf sind es 2017. Die Jahre, in denen pro Rennen allenfalls noch 1000 Euro ausgeschüttet wurden, sind vorerst vorbei. Ob es deshalb mittelfristig mit dem Trabrennsport aufwärts geht, ist eine andere Frage. Gramüller, wie gesagt, ist nicht euphorisch, aber sie sagt: "Ich würde mich hier nicht hinstellen, wenn ich nicht optimistisch wäre."

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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