Pferdesport:Bayerisches Cowgirl

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Jadasa Jablonowski aus Markt Schwaben ist Europameisterin im Westernreiten. Ihre Erfolge haben sie zur international gefragten Trainerin gemacht

Von Sebastian Zich

Es ist unglaublich, was man mit nonverbaler Kommunikation erreichen kann." Jadasa Jablonowski reitet am Montagmorgen durch die Reithalle in Moosach bei Grafing. "Got The Lucky Touch", ein Quarter Horse, schlägt immer neue Richtungen ein, ohne erkennbare Zeichen seiner Reiterin. "Man muss nur die richtigen Punkte treffen", erklärt Jablonowski. "Stella", wie sie die Stute liebevoll nennt, kam im Juni aus England zu ihr, die Besitzer des Pferdes engagierten Jablonowski als Trainerin. Mit Erfolg: Bei den Europameisterschaften im Westernreiten gewann das Paar kürzlich eine Goldmedaille.

Beim "Senior Western Pleasure" werden die drei Gangarten des Pferdes - Schritt, Trab und Galopp - sowie das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter bewertet. Geritten wird mit losem Zügel. Hier landete das Grafinger Paar in der Qualifikation nur auf Platz sechs. "Da war ich überhaupt nicht zufrieden, aber nach zwei Minuten war der Ärger verflogen", sagt die 35-Jährige, denn die ersten Neun qualifizierten sich für das Finale und somit auch sie. Nun ging es darum, "hintern Teppich" zu kommen, wie die Westernreiter den Sprung auf das Siegertreppchen nennen. Angesichts der starken Konkurrenz ein ambitioniertes Vorhaben. Doch im Finale lief es wie geschmiert. "Da hat einfach alles gepasst", erinnert sich Jablonowski.

Dann war Warten angesagt. Bis zur Siegerehrung bleiben die Reiter im Ungewissen. Doch als die letzte Konkurrentin aufgerufen wurde und sie als Einzige noch dastand, war klar, dass sie den großen Wurf gelandet hatte.

Dieser Sieg ist auch wichtig fürs Renommee. Jablonowski ist selbständige Trainerin. Aus ganz Europa kommen Menschen, damit Jablonowski ihre Pferde trainiert. Momentan sind es fünf. Es gab auch Zeiten, in denen es 15 waren. Doch heute hat sie das Glück, auswählen zu können. "Ich habe wirklich hoch talentierte Pferde im Stall", erzählt sie stolz.

Wenn sie über ihre Pferde spricht, beginnen Jablonowskis Augen zu leuchten. Die Tiere sind seit Kindesbeinen ihre Leidenschaft. Alles begann mit einem Pony, auf dem sie umherritt. Doch schon damals faszinierte sie ein Reiter mit Cowboyhut: "Das war der beste Reiter in unserem Stall, mit dem größten Know-how." Und so probierte sie sich schon in jungen Jahren am Westernreiten. Heute kann sie sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Neben ihrer Trainertätigkeit arbeitet die Markt Schwabenerin Jablonowski auch noch als selbständige Grafikerin. Sie malt gern, sie tanzt gern, sie bezeichnet sich überhaupt als "sehr kreativ". Als Grafikerin kann sie wenigstens einen Teil dieser Seite ausleben.

Die Pferde stehen jedoch ganz klar an erster Stelle. Es sei allerdings kein Acht-Stunden-Job. Für die Tiere muss man ständig da sein: "Mal ist ein Pferd krank oder du fährst auf ein Turnier." Es gibt Monate, in denen sie nur zwei Tage frei hat, "aber wenn einem der Job so viel Spaß macht, dann macht man das auch gerne," versichert sie. Die Entscheidung, die Leidenschaft zum Beruf zu machen, fiel in Italien. Dort lebte und arbeitete Jablonowski acht Jahre. Italien ist eine Hochburg des Westernreitens. Bis dahin war sie als Amateurreiterin mit ihren eigenen Pferden schon sehr erfolgreich, hatte sogar mehrmals Europameistertitel gewonnen. Dann kam der Gedanke, es mit den Trainingspferden auf Profi-Turnieren zu probieren.

Zurück in Deutschland suchte sie nach dem passenden Stall, in dem sie ihrer Arbeit optimal nachgehen könnte. So fand sie im Reitstall Feichtner in Moosach ein familiäres Umfeld, in dem sie sich wohl fühlt und ihre Freiheiten hat.

In Jeans und Hemd steht sie nun in der Halle und erzählt. Auf Turnieren sieht das natürlich ganz anders aus. Da trägt sie prunkvolle, glitzernde Kostüme, dazu einen mächtigen, passenden Cowboyhut. Alles auf Maß angefertigt - und nach ihren Wünschen, von einer Schneiderin, die sie in Italien kennengelernt hat. Ist es an der Zeit, das Outfit wieder mal zu verändern, dann wandern die kostbaren Kleider über den Ozean. Die Schneiderin verkauft sie meist nach Amerika, worüber Jablonowski sehr froh ist: "Die Kostüme sind sehr teuer, sich mehrere davon zu leisten, ist fast nicht möglich. Zudem sind meine Kostüme so zusammengestellt, dass alles zueinander passt. Das ist mir auch sehr wichtig".

Im vergangenen Jahr hatte Jablonowski erstmals Gelegenheit, die Atmosphäre bei einer Weltmeisterschaft im Mutterland des Westernreitens zu erleben. Die Westernreitlegende Beth Case, Mitglied in der amerikanischen Hall of Fame, hatte sich mit zwei Pferden für die WM in Oklahoma City qualifiziert, aber sie durfte nur eines selbst reiten. Daraufhin fragte Case mal eben bei Jablonowski an, ob sie auf "Heza Hot Hubba" in der Disziplin "Hunter under Saddle" reiten möchte - dabei wird mit englischem Sattel und Zäumung geritten. Jablonowski wollte. "Das war für mich eine unglaubliche Ehre", erzählt sie und strahlt über das ganze Gesicht. Mit dem 13. Platz erreichte sie zudem noch ein sehr gutes Ergebnis. Siegerin wurde standesgemäß Beth Case.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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