Pferderennsport:Abgehängt von den Engländern

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Benbatl gewinnt vor Stormy Antarctic den Großen Dallmayr-Preis auf der Galopprennbahn Riem. Iquitos, der Champions-League-Sieger von 2016, verpasst das Podium.

Von Nico Horn, München

Zum Saisonhöhepunkt auf der Galopprennbahn in Riem sind die Tribünen voll. (Foto: Claus Schunk)

Dass die Gemütslagen von Hans-Jürgen Gröschel und Saeed bin Suroor weit auseinanderlagen, sah man schon von weitem. Die beiden Pferdetrainer hatten gerade gänzlich unterschiedliche Nachmittage erlebt. Gröschel, der mit unterschiedlichen Rennpferden schon weit mehr als tausend Siege geholt hat, war angefressen. Suroor, der immerhin 24 Jahre Erfahrung vorweisen kann, war dagegen so gelassen, wie man eben sein kann, wenn man gerade souverän das Bayerische Zuchtrennen, den Großen Dallmayr-Preis, gewonnen hat.

"Die Engländer haben uns schön vorgeführt", schimpfte der um Contenance bemühte Gröschel im Anschluss an das mit 155 000 Euro dotierte Gruppe-I-Rennen auf der Galopprennbahn in Riem. Was Gröschel an diesem wichtigsten Riemer Renntag des Jahres beinahe aus der Fassung brachte: Sein häufig als Wunderpferd bezeichneter Hengst Iquitos hatte das Podest deutlich verpasst. Hinter Va Bank auf Platz drei und den beiden englischen Pferden Stormy Antarctic und Benbatl - dem siegreichen Hengst bin Suroors. Die von Sarah Steinberg in München trainierten Pferde Wai Key Star und Clearly belegten die guten Plätze sechs und sieben.

Vor dem Start hatte sich Gröschel noch gute Chancen für Iquitos und seinen französischen Jockey Eddy Hardouin ausgerechnet: "Ich bin optimistisch, dass er wieder liefert." Nur das Tempo dürfe auf der relativ kurzen 2000-Meter-Strecke nicht zu langsam sein. Doch Iquitos blieb selbst lange zu verhalten.

Wolfgang Wille (mit Ehefrau Marianne) sieht den Besucherandrang als einer der Inhaber der Firma Dallmayr mit Zufriedenheit. (Foto: Claus Schunk)

Vom Start weg setzte sich Benbatl an die Spitze. Das hochgelobte britische Pferd aus dem Stall von Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, dem Herrscher des Emirats Dubai, hatte erst im März das prestigeträchtige Dubai Turf gewonnen. Die restlichen Galopper folgten in ehrfürchtigem Sicherheitsabstand zu Benbatl. "Das war ein merkwürdiges Rennen", sagte Gröschel angesichts des durchweg vom Hengst des Scheichs bestimmten Renntempos. Naturgemäß war bin Suroor dagegen äußerst zufrieden. "Das Rennen zu kontrollieren, war unser Plan."

Als auf der Zielgeraden die Post endlich abging, lagen Jockey Hardouin und Iquitos noch weit hinten auf dem vorletzten Platz. "Man muss so ein Rennen früher entscheiden", sagte Gröschel - eine deutliche Spitze in die Richtung seines Jockeys: "Fliegen kann Iquitos auch nicht." Es stimmte aber auch, dass Iquitos der nötige "Punch" fehlte, als er sich endlich den Weg auf der Zielgeraden freigekämpft hatte.

Schon vor dem Start wirkte Iquitos nervös - und er schwitzte. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad verwunderte dies nicht. Mit rücksichtsvollem Blick auf Pferde, Reiter und Zuschauer hatte Horst Lappe, Generalsekretär des Münchener Rennvereins, vor dem Renntag noch auf Gnade von oben gehofft. Obwohl seine Bitte nicht erhört wurde, kamen achtbare 15 000 Zuschauer zur "Kaffeeparty" an die Bahn.

Natürlich sind traditionsgemäß wieder viele Zuschauer bestens behütet. (Foto: Claus Schunk)

Sie sahen insgesamt neun Rennen, aus denen neben dem Großen Dallmayr-Preis der Ausgleich 2 (Preisgeld 10 000 Euro) herausstach. Mit der vierjährigen Stute Nacida, geritten von Yasmin Almenräder, siegte dort eines der favorisierten Pferde vor Power Euro und Bernsteinkette. Der Höhepunkt des Tages war aber natürlich das Zuchtrennen um Benbatl und Iquitos, das auf einen der Topfavoriten verzichten musste: Colomano, der Hengst des zuletzt so erfolgreichen Trainers Markus Klug, fehlte wegen eines Hufgeschwürs.

Iquitos, auf den Wettscheinen der zweitheißeste Tipp, konnte daraus nicht Profit schlagen - zum Leidwesen seines Trainers Hans-Jürgen Gröschel. Im Gegensatz zu seinem deutschen Trainerkollegen war Saeed bin Suroor hochzufrieden und voll des Lobes für seinen Jockey Oisin Murphy. "Er weiß genau, was er zu tun hat", sagte bin Suroor. Der in Dubai geborene Trainer gab aber zu, dass er doch ein "wenig überrascht" gewesen sei, dass sich der Rest des Feldes das Tempo derart hatte diktieren lassen. "Jetzt hat Murphy auch mal ein Gruppe-I-Rennen gewonnen", stellte er fest. Sein Gespann aus Jockey und Pferd sei gut gerüstet für kommende Aufgaben.

In der German Racing Champions League, dessen fünfte von elf Stationen der Dallmayr-Preis war, katapultierte sich Benbatl bei seinem ersten Start auf Anhieb auf Rang vier. Doch der Scheich und bin Suroor haben ganz andere Pläne: Im Herbst soll Benbatl bei der Cox Plate in Australien die Wunderstute Winx herausfordern.

Das Gruppe-I-Hauptrennen gewinnt Oison Murphy auf Benbatl. (Foto: Claus Schunk)

Iquitos bleibt mit zwölf Punkten Zweiter der Galopper-Königsklasse. Es führt weiterhin Weltstar (20 Punkte), der diesmal aussetzte. 2016 hat Iquitos bereits die Champions League gewonnen. Möchte er das wiederholen, muss er seine gute Form aus dem Frühjahr wiederfinden - der Stimmung seines Trainers Hans-Jürgen Gröschel wäre das sicherlich zuträglich.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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