Peter Grosser zum 80.:Die Kraft der zwei Herzen

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An diesem Freitag wird Peter Grosser 80. Mit seinen Lieblingsklubs und deren Leitung ist er zufrieden: Sechzig habe die richtigen Spieler geholt, Haching eine „gewachsene Mannschaft“. (Foto: imago/MIS)

Meister mit 1860, Wegbereiter für Haching: Peter Grosser hat viel erreicht. Nur eine Sache bereut er bis heute.

Von Stefan Galler, München

Dass es ihm prächtig geht, sieht man gleich. Peter Grosser ist topfit, "bis auf ein paar Wehwehchen", wie er sagt. Die Knie machen ihm zu schaffen, was weniger dem Alter als dem Fußball geschuldet ist. Seine 80 Jahre, die er an diesem Freitag vollendet, sieht man dem "Meisterlöwen" aus der legendären Mannschaft des TSV 1860, die 1966 den Titel holte, nicht an. Dass Fußball noch immer seine große Leidenschaft ist, betont Grosser bei jeder Gelegenheit: "Ein Leben lang hat sich bei mir alles um Fußball gedreht, warum sollte das jetzt anders sein."

Der Jubilar ist auch taktisch auf dem aktuellen Stand, er weiß, dass etwa der Ballbesitzfußball, den der FC Bayern unter Louis van Gaal und Pep Guardiola perfektionierte, längst nicht mehr als der Weisheit letzter Schluss gilt: "Chancen kreiert man am besten durch Flanken. Da kommt eher eine kritische Situation zustande, als wenn man den Ball ewig hin und her schiebt."

Als Profi hat der gebürtige Münchner die beste Zeit bei den Löwen miterlebt: Pokalsieg 1964, Europapokalfinale '65, Meisterschaft '66. Auch zur WM in England im selben Jahr wäre Grosser mitgefahren. Doch weil ihn der damalige Bundestrainer Helmut Schön lange im Unklaren darüber ließ, ob er mit ihm plane, fuhr Grosser nach dem Bundesligafinale in den Urlaub. Kaum zurück, meldete sich Schön und fragte nach Grossers Fitnesszustand. Der sagte ihm auf den Kopf zu, dass er nichts für seine Kondition getan habe - und flog aus dem Aufgebot. Eine der wenigen Entscheidungen, die Grosser bereut, hat sie ihn doch die große DFB-Karriere gekostet.

Nach seiner Zeit als Aktiver hat Grosser vor allem einen Verein geprägt: "Ich habe die SpVgg Unterhaching nach oben gebracht", sagt er ganz unbescheiden. Der damalige Schatzmeister Anton Schrobenhauser senior holte Grosser Ende der Siebziger in den Vorort, die SpVgg war gerade von der A-Klasse in die Bezirksliga aufgestiegen. Eine bessere Thekentruppe, die sich unter dem autoritären Coach stetig verbesserte. Schon bald traf er dann in der Bayernliga auf seinen ehemaligen Klub: Die Duelle mit den Löwen waren immer emotional, nicht selten hatte Haching die Nase vorn. Grosser machte sich damit so unbeliebt, dass er sogar mal vorübergehend Stadionverbot bei Sechzig bekam.

Auch nach der Trainertätigkeit blieb Grosser Haching eng verbunden, wurde Vizepräsident. 33 Jahre lang hatte er Funktionen im Verein inne. Auch mit den Löwen versöhnte er sich, mit alten Teamkameraden besucht er noch heute Spiele im Grünwalder Stadion. Dabei gehört er zu den Fürsprechern des umstrittenen Investors Hasan Ismaik: "Er hat 70 Millionen in den Verein gesteckt und ihn einige Male gerettet. Trotzdem ist die Mannschaft immer schlechter geworden, dabei hätte der Verein das Zeug dazu gehabt, mindestens an der Spitze der zweiten Liga zu stehen", sagt er. Den aktuell sportlich Verantwortlichen zollt Grosser ein Lob: "Kompliment an Günther Gorenzel und Daniel Bierofka. Sie haben nach dem Aufstieg die richtigen Leute geholt."

Beim Derby am Mittwoch hätten "zwei Herzen" in seiner Brust geschlagen, so Grosser, letztlich war er aber froh, dass die SpVgg nicht verloren hat: "Haching hat erst das gespielt, was sie auszeichnet, als ihnen das Wasser bis zum Hals gestanden ist", wunderte er sich. Denn auf das aktuelle Team von Trainer Claus Schromm hält er sehr große Stücke.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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