Parasport:Bei 30 Prozent

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Braucht Unterstützung in der Offensive: Kapitän Kim Robins. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem Weggang ihres Schlüsselspielers Sebastian Magenheim sortieren sich Münchens Rollstuhlbasketballer neu.

Von Thomas Jensen, München

Viel Jubel, geballte Fäuste und Erleichterung waren am Samstagnachmittag auf der Bank der München Iguanas zu sehen. Zumindest kurzzeitig. Nach einem mehr als zähen Spielbeginn und einer Aufholjagd hatte Laura Fürst die Münchner Bundesliga-Rollstuhlbasketballer im Duell mit den Rhine River Rhinos aus Wiesbaden gerade in Führung gebracht. Es war eine der wenigen guten Phasen, die Benjamin Ryklin von seiner Mannschaft sah. Letztlich mussten sich die Iguanas trotz ihres Zwischenhochs mit 62:74 geschlagen geben, es war am dritten Spieltag die zweite Niederlage. Ein Schock war sie für Trainer Ryklin allerdings nicht: "Wir sind aktuell bei 30 oder 40 Prozent von dem, was wir spielen können und in der Rückrunde hoffentlich auch spielen werden."

"Wir starten nicht bei null, aber schon von Neuem", sagt Trainer Ryklin nach dem mäßigen Auftakt

Die Mannschaft ist noch nicht eingespielt, nur vier der neun Akteure am Samstag kamen schon in der vergangenen Saison für die Iguanas zum Einsatz. Die meisten Zugänge kamen Ende August nach München. Dawid Rymarski, der am Samstag in der Säbener Halle sein Debüt im grünen Trikot gab, wurde gar erst vergangene Woche verpflichtet. Zugleich müssen die Münchner den Wegfall zweier Größen verkraften. Josef Wernberger und Sebastian Magenheim verließen den Verein im Sommer. Beide waren in den ersten beiden Bundesligajahren feste Bestandteile der Starting Five, und gerade der Verlust Magenheims, der seine Karriere aus beruflichen Gründen in Italien fortsetzt, wiegt schwer. Das Offensivspiel der Münchner war auf den langjährigen Nationalspieler zugeschnitten, er war der Go-to-guy, also der Spieler, der in wichtigen Situationen den Ball erhält und Verantwortung übernimmt.

Besonders zu knabbern am Weggang Magenheims hat sein Offensivpartner und Nachfolger als Kapitän, Kim Robins, das weiß auch Ryklin: "Wir starten nicht bei null, aber schon von Neuem, und damit hat Kim zu kämpfen. Er hat jetzt nicht mehr Basti vor sich, der anspielbereit ist und das Ding von egal wo reinhaut."

Auch der australische Aufbauspieler Robins gehört den Leguanen seit ihrer ersten Bundesligasaison 2017 an und ist seitdem für die ganz besonderen Momente im Iguana Dome zuständig. So machte er mit einem Buzzer Beater, einem Wurf, der mit Ertönen der Schlusssirene in den Korb fällt, den ersten Bundesligasieg der Vereinsgeschichte perfekt - ausgerechnet gegen den übermächtigen Rekordmeister RSV Lahn-Dill; im März erzwang er mit dem Karrierebestwert von 37 Punkten den Sieg über die Baskets Hamburg im ersten Playoff-Spiel der Vereinsgeschichte. Allerdings hängt das Schicksal der Leguane nicht alleine von Robins ab: "Wir müssen uns als Team besser verhalten, um es ihm leichter zu machen, den Ball laufen zu lassen", erklärt Ryklin die Herausforderung. Im Vergleich zu den Vorjahren soll das Spiel der Iguanas so vor allem flexibler und unberechenbarer werden.

In Ziv Eliyahu und dem Österreicher Hubert Hager haben die Iguanas an Größe gewonnen

Der Neuseeländer Eamon Wood soll Kim Robins künftig im Spielaufbau unterstützen. In dem Israeli Ziv Eliyahu und dem Österreicher Hubert Hager haben die Iguanas zudem an Größe gewonnen, Center Florian Mach muss den Kampf unter dem Brett nun nicht mehr alleine schultern. Außerdem gibt es da noch die jungen Spieler aus den eigenen Reihen, die noch mitten in ihrer Entwicklung stecken. Allen voran der 17-jährige Junioren-Nationalspieler Bastian Kolb, der schon länger Teil der Bundesligamannschaft ist und seit dieser Saison der Stammformation angehört. Am Samstag wurde er mit elf Punkten zweitbester Scorer seiner Mannschaft. Einer Mannschaft allerdings, die noch Zeit braucht, bis die Automatismen greifen.

Das Hauptproblem der Iguanas ist, dass sie wenig Zeit haben. Die Saison in der Bundesliga ist kurz, nach 18 Spieltagen dürfen die besten sechs Teams in die Playoffs, die Plätze sieben bis zehn spielen zwei Absteiger aus. Diesen sechsten Platz haben die Iguanas vergangene Saison nach einem starken Endspurt erreicht. Das zu wiederholen, ist auch in dieser Spielzeit das erklärte Ziel.

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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