Paralympics:Regioniken in Rio

Lesezeit: 2 min

Norbert Gau, 54

Bund München, Sportschießen

1,77 m / 90 kg

Erfolge: Silber bei den Paralympics 2008 in Peking, Europameister 2001 und 2013

Finaltag in Rio: Donnerstag, 8. September

Medaillenchancen: Oldie but Goldie

Motto: "Dabei sein ist nicht alles"

Norbert Gau hat Goldmedaillengewinnerin Barbara Engleder direkt nach ihrem Erfolg in Rio gratuliert. "Für sie freut es mich besonders", sagt er. Die beiden sind Teamkollegen beim Bund München. Dass Engleder ausgerechnet bei ihren letzten Olympischen Spielen die langersehnte Medaille, dann auch noch Gold, errungen hat, sei schon eine tolle Geschichte, meint Gau. Er überlegt. Und dann fügt er hinzu: "Auch ich rechne mir jetzt Chancen aus."

Gau kann sich gut mit Engleder identifizieren. Er startet bereits zum vierten Mal bei Sommerspielen und ist einer der erfolgreichsten Para-Schützen der Welt. Gau hat in Peking 2008 bereits Silber gewonnen. Aber er träumt nach wie vor von Gold. "Das wäre das Pünktchen auf dem i", sagt er. Der 54-Jährige hat dafür diesmal besonders viel investiert. "Der Aufwand war noch nie so zeitintensiv wie jetzt", sagt er. Fast jeden Tag Training, dann zwei Tage vor dem Abflug nach Rio die Generalprobe bei der deutschen Meisterschaft, wo sich Gau in seiner Altersklasse den Titel holte. Dazu musste er sich kürzlich noch einer Operation wegen einer schweren Blasenentzündung unterziehen.

Krankenhausaufenthalte gehören für Gau zum Alltag, seit einem Kletterunfall 1981 sitzt er querschnittgelähmt im Rollstuhl. Gau, früher ein begeisterter Bergsteiger, hat den Sport wiederentdeckt, als er vor mehr als 20 Jahren nach einer Hochzeit und ein paar Gläsern Wein das Auto stehen ließ und acht Kilometer mit dem Rollstuhl nach Hause fuhr. Ein Glücksstein und ein Glückskeks begleiten Gau seitdem als Talismane auf seinem sportlichen Weg, in den der gelernte Kaufmann auch finanziell viel hineinsteckt. Der Wettkampf mit dem Luftgewehr stehend ist Gaus Paradedisziplin. "Stehend" bedeutet für einen Rollstuhlfahrer, im freien Anschlag zu schießen. Eine ruhige Hand ist dafür besonders wichtig. Gau gilt bei seinen Kollegen als "ruhiger und ausgeglichener" Mensch, der den großen Auftritt eher meidet und sich im Kreis der Familie am wohlsten fühlt.

Sein erster Eindruck vom olympischen Dorf? "Im Großen und Ganzen okay - auch wenn es kein Vergleich zu Peking oder London ist", verrät er. Die Auswahl am Buffet könnte größer sein, fügt er hinzu und schmunzelt. So deutlich wie Engleder, die die Zustände in den Unterkünften hart kritisiert hatte, wird Gau aber nicht. Das ist nicht seine Art. Über Glückwünsche unter Goldgewinnern würde er sich bei seiner Rückkehr aber sicher freuen. "Was die Schützen zuletzt gezeigt haben, davor kann ich nur den Hut ziehen", sagt Gau. Er möchte da in nichts nachstehen.

© SZ vom 08.09.2016 / ign - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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