Olympische Jugendspiele:Mit Badeschlappen nach Lausanne

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Abiturnote 1,7, Führerschein – und jetzt noch eine Medaille bei Olympia? Biathletin Hannah Schlickum vom SC Hochvogel misst sich in der Schweiz mit der internationalen Juniorenspitze. (Foto: Jan Huebner/imago)

Die Biathletin Hannah Schlickum ist eine von sechs Starterinnen aus der heimischen Region.

Von Ralf Tögel, München

Hannah Schlickum wäre nicht die erste Athletin, die bei der SZ-Talentiade einen Preis gewonnen hat und danach richtig durchgestartet ist. Der Eishockeyspieler Felix Schütz, die Schwimmerin Alexandra Wenk, Kira Weidle im alpinen Skisport, der Turner Lukas Dauser, Sabine Winter im Tischtennis, die Judoka Theresa Stoll oder Fußball-Nationalspielerin Sydney Lohmann - alle machten danach international Karriere. Ganz so weit ist Hannah Schlickum, die 2017 mit einem Preis ausgezeichnet wurde, zwar noch nicht, aber die Biathletin vom SC Hochvogel München ist auf einem sehr vielversprechenden Weg. Der hat sie nun in den Kanton Waadt an den Genfer See geführt, in die Stadt Lausanne, gleichzeitig Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees nebst olympischem Museum und olympischem Park am Seeufer. Der Besuch dieser Stätte ist aber nicht der Grund. Vielmehr ist die 17-Jährige am Donnerstag ins Olympische Dorf zu Lausanne eingezogen. Die Münchnerin wurde für das deutsche Biathlon-Team für die dritten Olympischen Jugend-Winterspiele nominiert, die bis 22. Januar in der Schweiz über die Bühne gehen.

Neunzig Nachwuchssportler werden dabei die deutschen Farben in insgesamt 81 Entscheidungen in 16 Disziplinen vertreten. Neben Hannah Schlickum entsendet die Region München fünf weitere Teilnehmer ins deutsche Aufgebot der 15- bis 18-Jährigen. Marie Hahnl und Mark Schrott vom TSV Unterhaching werden in den Snowboardwettbewerben starten. Hahnl ist in Unterhaching gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Laura auch als Bundesliga-Turnerin erfolgreich. Im Ski alpin gehört Lara Klein vom SC Lenggries ins Aufgebot; im Frühjahr hatte sie es bei den deutschen Schülermeisterschaften im Slalom und im Super-G jeweils auf Rang zwei geschafft. Im Freestyle ist Nina Walderbach vom WSV Glonn (Landkreis Ebersberg) nominiert, im Ski Mountaineering Finn Hösch (Sektion Bergland München).

Schon der so genannte Kick-off-Workshop in München mit Einkleidung, Infoveranstaltung und Teambuilding-Maßnahmen im Dezember war für die jungen Olympioniken eine tolle neue Erfahrung, wie Hannah Schlickum berichtet. "Sie hat so viele neue Sachen bekommen, dass sie sich einen neuen Schrank kaufen musste", erzählt Mutter Sina Brübach-Schlickum, "vor allem die Adiletten fand sie super." Die 17-Jährige hat derzeit einen richtigen Lauf, im Sommer bestand sie das Abitur mit der Note 1,7 und vor Weihnachten den Führerschein, nun hofft sie auf eine sportliche Fortsetzung ihrer Erfolgserlebnisse.

Allein die Nominierung sei ein großer Erfolg, wie Hannah sagt, Druck will sie sich nicht machen. Den ersten Qualifikationswettkampf im Herbst hatte sie noch krank verpasst, in den beiden Wettkämpfen in Martell/Südtirol aber sammelte sie genügend Punkte, um unter die ersten Vier und damit ins Olympiateam zu kommen. Da hat sich die Arbeit mit Trainer Bernhard Kröll schon bezahlt gemacht, zu dem sie nach der Talentiade wechselte. Kröll hat Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier an die Weltspitze geführt.

Zuletzt im Trainingslager im schweizerischen Lenzerheide lief es schon gut, nun hofft Hannah Schlickum auf ein ebensolches Abschneiden. Dabei gibt es allerdings eine Unbekannte. Denn im Alpencup hat sie sich bisher nur mit Konkurrentinnen aus Österreich und der Schweiz gemessen - was die Norwegerinnen, Russinnen oder Französinnen so drauf haben, wird sich nun zeigen.

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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