"Night of the Jumps":Immer auf dem Sprung

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Olé: Der Spanier Maikel Melero zeigt eine seiner spektakulären Flugnummern. Im Finale von München stürzte der Weltmeister, der Franzose David Rinaldo gewann. (Foto: Imago)

Spektakuläre Sprünge, akrobatische Flugnummern: Die Freestyler riskieren viel, um ihr Publikum in der Olympiahalle zu unterhalten - nicht alle Tricks gelingen.

Von Carolin Ranz, München

Luc Ackermann holt Schwung für seinen dritten Sprung. 17 Jahre ist der Schüler jung, aber Deutschlands größtes Talent im Freestyle-Motocross (FMX). Sein extra für München bedrucktes FC-Bayern-Trikot mit seinem Namen darauf flattert im Fahrtwind, knapp 8000 Zuschauer feuern ihn an. Die ersten beiden Sprünge waren wacklig, jetzt riskiert er alles. Ackermann saust auf die Superkicker-Rampe zu, versucht den "360", sich einmal um die eigene Achse zu drehen - und scheitert. Er verliert die Kontrolle, stürzt vom Bike, rutscht die Landerampe hinunter. Verletzt ist er nicht, doch die Finalchance ist dahin. "Ich hatte schon im Training Schwierigkeiten mit dem Trick, es hat heute einfach nicht funktioniert. Das ist schade, ich wollte hier gerne ein bisschen mehr zeigen", sagt Ackermann später. Doch in der Qualifikation ist Schluss. Er wollte zu viel.

Bei der Night of the Jumps am Samstagabend zeigen elf Spitzenfahrer aus Europa und Australien in der Münchner Olympiahalle mit ihren 110 Kilogramm schweren Maschinen spektakuläre Tricks. Höhepunkt ist die "California Roll" von Weltmeister Maikel Melero. Dabei dreht er sich auf dem Sitz in der Luft einmal um die eigene Achse - eine Zirkus-Akrobatik-Nummer, nur eben auf dem Motocross-Bike.

Nach Luc Ackermann scheitert auch sein älterer Bruder Hannes als Siebter knapp am Einzug ins Finale der besten Sechs. "Ich hatte zwei Fehler drin. Ich war ein bisschen nervös, wollte alles geben hier vor heimischem Publikum, aber es hat halt nicht ganz gereicht", sagt der 25-Jährige. Im Endlauf ohne deutsche Beteiligung wird der Australier Rob Adelberg dann zum Publikumsliebling. Vor dem Turnier gab Adelberg ein Versprechen ab: "Wenn ich hier gewinne, und die Veranstalter zahlen, gehe ich ins Hofbräuhaus und schaffe zehn von diesen Liter-Gläsern Bier." Vielleicht wollte die Jury ihn also nur vor sich selbst schützen, als sie ihm nach einem guten Lauf unter Pfiffen der Zuschauer nur 391 Punkte gab, zwei weniger als dem Sieger David Rinaldo aus Frankreich. Dieser wirbelt mit einem sauberen "Tsunami", einem Handstand auf dem Bike, durch die Halle und gewinnt nach einem Sturz von Weltmeister Melero im letzten Sprung.

Das Finale verfolgt Luc Ackermann mit Bruder Hannes und Lokalmatador Lukas Weis, der mit 33 Jahren hofft, dass "es nicht mein letztes Rennen in München war", als Zuschauer. Ackermann hat den Helm mit einer Baseballkappe getauscht, unter der die hellbraunen Locken hervorblicken. Er erfüllt erste Fotowünsche, diskutiert über Fehler. Die Enttäuschung hält sich dank des Whip-Contest, bei dem die Fahrer das Bike so schräg wie möglich in die Luft legen müssen, in Grenzen. Dort holt Ackermann den Sieg vor Weis. "Ich hoffe, es hat dem Publikum gefallen", sagt Ackermann. In der Europameisterschaft ist er vom vierten auf den fünften Platz zurückgefallen, in Hamburg Ende Juni hofft er auf das Podium. Nächstes Jahr will er in München wieder angreifen - vielleicht hat er sich bis dahin an den Druck vor heimischer Kulisse gewöhnt.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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