Munich Indoors:Vorwärts in die Vergangenheit

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Die Reitsport-Veranstaltung lockt an vier Tagen rund 32 000 Zuschauer in die Olympiahalle - mehr als erhofft. Felix Haßmann gewinnt den Großen Preis, Markus Beerbaum sichert sich den Titel "Rider of the Year".

Von Raphael Weiss, München

Markus Beerbaum, Jens Baackmann und Christian Rhomberg saßen nach dem Finale der Riders-Tour gut gelaunt nebeneinander in der Pressekonferenz. Alle drei lachten und rochen stark nach Alkohol. Wie Formel-1-Fahrer hatten sie sich bei der Siegerehrung mit goldfarbenen Sektflaschen nass gespritzt. Die Munich Indoors sind eine der größten Reitsport-Veranstaltungen Deutschlands und der Abschluss der Riders-Tour, der einzigen internationalen Springreitserie Deutschlands. Auf sechs Etappen wird der Sieger der gesamten Saison ermittelt, bei der Rhomberg als Favorit gestartet war. Lange war nicht klar, ob er es überhaupt in die Runde der letzten 13 schaffen würde, im Vorlauf hatte er früh ein Hindernis gerissen. Fast zwei Stunden musste er warten, ob es noch klappt: "Ich habe auf der Tribüne richtig gezittert und in den Katakomben um 50 Euro gewettet, dass ich nicht ins Finale komme - zum Glück habe ich die Wette verloren", sagte Rhomberg, dem das als einzigem mit vier Strafpunkten gelang.

Ein Bayer für Österreich: Max Kühner wohnt am Starnberger See und startet für die Alpenrepublik. Er gewann das mit 30 000 Euro dotierte Championat. (Foto: Marcel Engelbrecht /imago/Eibner)

Doch auch das half ihm nichts. Markus Beerbaum blieb im Finale fehlerlos und sicherte sich den Titel Rider of the Year vor Baackmann. Die drei Besten der Riders-Tour bekamen für die Platzierung kein Geld, sondern Autos als Preis. Den großen Preis der Munich Indoors sicherte sich keiner von ihnen, denn Felix Haßmann blieb im Stechen fehlerlos und kam am schnellsten durch den Parcours.

32 000 Zuschauer sind von Donnerstag bis Sonntag in die Münchner Olympiahalle zu den Munich Indoors gekommen. "Wir sind sehr zufrieden, es waren sogar noch mehr Zuschauer da, als wir uns erhofft hatten", sagte Volker Wulff, der Veranstalter der Munich Indoors. In den vergangenen Jahren waren die Zuschauerzahlen bei dem Turnier zurückgegangen. Die Verlegung des Starts vom Dezember in den November gilt als Hauptgrund für die negative Entwicklung. Im nächsten Jahr wird das Turnier wieder etwas später, am 22. November, beginnen. "Für uns ist das ein Vorwärts in die Vergangenheit. Wir sind auf einem guten Weg, die Veranstaltung wieder ein wenig zu festigen", sagt Wulff.

Isabel Maier aus Baldham siegt mit Hi Joey im Finale des Junior- Cups für Reiter unter 21 Jahren

Neben dem Großen Preis waren an vier Tagen zahlreiche weitere Prüfungen zu sehen. Am Samstagabend hatte Max Kühner, der am Starnberger See wohnt, auf Cielito Lindo das mit 30 000 Euro dotierte Championat von München gewonnen. "Cielito ist wie ein bayerischer Beamter" sagte Kühner. "Er möchte auf seine Art und Weise trainiert werden." Sein Pferd, für seine Eigenheiten bekannt, war lange verletzt und dadurch etwas übermotiviert, so Kühner. Ihm sei es wichtig, eine Einheit mit dem Pferd zu bilden: "Man muss mit dem Pferd in einer Cloud denken. Ich muss nicht mit ihm reden, er versteht mich auch so." Einen Tag später wurde Cielito Lindos übergroße Motivation dem Duo zum Verhängnis. Beim Vorlauf für das finale Stechen beim Großen Preis der Munich Indoors sah es lange danach aus, als könne er fehlerfrei durch den Parcours kommen, doch zwei schnelle Fehler in Folge bedeuteten das Aus für Kühner. Auch die Zollingerin Simone Blum scheiterte knapp an der Qualifikation für das Stechen. Ein Fehler war zu viel in diesem stark besetzten Turnier.

Diesmal ziemlich vom Pech verfolgt: Die Zollingerin Simone Blum scheiterte beim Großen Preis der Munich Indoors nach einem Fehler knapp an der Qualifikation für das Stechen. (Foto: Jacques Toffi/imago)

Am Samstagabend, als aus den Lautsprechern dröhnte, dass Dorothee Schneider zum Champion of Honour gekürt wird, herrschte reges Treiben auf dem Gang der Olympiahalle. Zwischen den Zuschauern, die an den Ständen Reiterequipment in allen Variationen bestaunten, tollten Kinder um die Wette - stilecht in Kleidung mit Pferdemotiven. Währenddessen saß Dorothee Schneider, 48, die aus Pfalz stammt, draußen in der Halle stolz im Scheinwerferlicht auf ihrem Franziskus und ritt dann elegant aus dem Viereck. Der Titel Champion of Honour kürt den Reiter, der am besten mit seinem Pferd harmoniert und mit ihm besonders partnerschaftlich umgeht. "Es gibt Pferde, die unglücklich und gequält sind", sagt Marina Meggle, die mit ihrem Ehemann den Preis ins Leben gerufen hat. "Man muss den Pferden in die Augen schauen, da sieht man das."

Die Dressurreiterin Schneider wurde nun zum zweiten Mal dafür ausgezeichnet, dass sie ihr Pferd besonders einfühlsam trainiert und reitet. "Man muss eine Vertrauensbasis aufbauen, das dauert ein bisschen länger. Aber mir ist die Symbiose wichtig. Ich möchte auf harmonische Art diesen tollen Sport ins Viereck bringen." Der Preis erhalte einen Sonderplatz: "Eigentlich hab ich keine Pferdesachen zu Hause, weil ich mit einem Mann zusammen wohne, der nicht reitet. Aber der kommt auf jeden Fall ins Wohnzimmer."

Auch die Baldhamerin Isabel Maier wird einen Ehrenplatz für ihre Trophäe von den Munich Indoors finden. Mit ihrem Pferd Hi Joey gewann sie das Finale des Junior-Cups, bei dem nur U21-Reiter starten dürfen. "Es ist einfach toll, vor so einer Kulisse reiten zu dürfen. Es ist das letzte Mal für mich in dieser Altersklasse - daher ist es umso schöner, dass ich gewonnen habe."

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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