Munich Indoors:Der Blum-Effekt

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„Die Weltmeisterin zu sehen, ist für die Zuschauer etwas Besonderes“: Simone Blum, hier mit Alice bei den Weltreiterspielen in Tryon. (Foto: Joel Marklund/imago)

Das internationale Reitturnier hat schon 20 Prozent mehr Karten verkauft als zum Vorjahreszeitpunkt. Neben einem günstigeren Termin liegt das vor allem an der neuen Weltmeisterin im Springreiten.

Von Raphael Weiss, München

Seit sie Weltmeisterin ist, hat Simone Blum viel zu tun. Vor einem Monat gewann die 29-Jährige aus Zolling (Landkreis Freising) Gold im Springreiten auf ihrer Stute Alice. Seitdem hat sie kaum eine freie Minute: Presseanfragen, Wettkampfvorbereitung, Training - und eine Hochzeit. "Ich hatte ja gar nicht damit gerechnet, dass ich eine Medaille bekomme, deswegen hatten wir die ganze Hochzeitsplanung auf die Zeit nach der WM gelegt", sagt Blum auf der Pressekonferenz zu den Munich Indoors mit einer Stimme, der die Strapazen der vergangenen Wochen anzuhören ist. Zwölf Tage lang habe sie Antibiotika nehmen müssen: "Jetzt ist die Krankheit schon wieder zurück." Doch die Teilnahme an ihrem Heimatturnier (22. bis 25. November) sei nicht in Gefahr.

"Hier zu reiten ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Viele Fans und Freunde, die sonst nicht zu meinen Wettkämpfen kommen können, werden in der Halle sein. Das ist für mich mein größtes Turnier", sagt Blum. Damit das Münchner Publikum eine komplett auskurierte Weltmeisterin sehen kann, hilft es, dass die Indoors dieses Mal drei Wochen später stattfinden als in den Vorjahren. Volker Wulff, Geschäftsführer des Turnierveranstalters En Garde Marketing, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder diesen Wunsch geäußert, damit das Turnier nicht mehr mit der "Faszination Pferd" um Besucher konkurrieren muss, die Anfang November in Nürnberg stattfindet. Der neue Termin und Simone Blums Teilnahme machten sich schon bemerkbar: "Das gibt natürlichen einen Kick. Wir haben bisher 20 Prozent mehr Eintrittskarten verkauft als zu diesem Zeitpunkt im vergangenen Jahr", so Wulff. "Ich habe mich schon sehr über den Titel von Simone gefreut. Die Weltmeisterin zu sehen, ist für die Zuschauer etwas Besonderes."

Die Munich Indoors finden zum 21. Mal in der Olympiahalle statt. Sie sind eins der größten Reitturniere in Deutschland und gleichzeitig die sechste und finale Etappe der Riders Tour. Sechs der sieben bestplatzierten Springreiter werden in München starten. Mit 40 Punkten ist Christian Ahlmann der Sieg im Gesamtklassement so gut wie sicher, der Kampf um die Podestplätze ist noch offen. Denis Nielsen aus Isen bei Erding steht derzeit mit 22 Punkten auf Rang drei, drei Punkte vor ihm liegt Janne Meyer-Zimmermann aus Hamburg.

Bei dem vier Tage dauernden Turnier werden fast 500 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet. Neben dem Finale der Riders Tour finden zahlreiche Springreit-Prüfungen statt, darunter der Youngster Cup, in dem sieben- beziehungsweise achtjährige Pferde starten. Zum ersten Mal findet das Finale im Rahmen der Indoors statt. "Die Atmosphäre hier ist schon mega. Da kann es schon sein, dass das ein oder andere Pferd plötzlich ein bisschen kleiner wird. Aber die meisten Pferde sind große Turniere schon gewohnt", sagt Wulff.

Auch im Dressurreiten wird die letzte Etappe einer nationalen Serie ausgetragen. Die Münchnerin Victoria Michalke könnte ihren ersten Titel beim "Champion of Honour" holen. Sie steht auf Platz eins, acht Punkte vor Dorothee Schneider, der Siegerin von 2017 und 2016. Die Serie, die den Umgang mit den Tieren und die Harmonie zwischen Reiter und Pferd in den Vordergrund stellt, gibt es seit 2015. Anfangs sei der Wettkampf von den Reitern eher kritisch gesehen worden, sagt Wulff: "Die waren teilweise sehr skeptisch und nicht unbedingt begeistert, dass man ihnen auch auf dem Abreiteplatz auf die Finger schaut. Aber mittlerweile ist das in der Szene sehr gut angekommen." Simone Blum unterstützt die Idee, dass auch der Umgang mit Pferden in die Bewertung einfließt und sieht es als wichtigen Impuls für den Reitsport: "Ich finde das super. Dieses harmonische Reiten zwischen Mensch und Tier ist einfach toll. Das ist etwas, wo auch wir im Springreiten hinkommen müssen."

Am Samstag, 24. November, wird Blum gemeinsam mit der Weltmeisterin im Mannschafts-Dressurreiten Jessica von Bredow-Werndl in einer Gala geehrt. Alice hat dann schon frei, zum Glück: "Alice ist bei Siegerehrungen immer ganz schlimm. Alleine die Dekoration würde sie aus dem Konzept bringen", sagt Blum. Für das Pferd gibt es familiäre Hilfe: Alice wird bei der Gala von ihrem Vater Askari vertreten.

Doch erst einmal bleibt es für das Duo stressig. Blum muss nach der Pressekonferenz direkt weiter. Der Weltcup in Verona beginnt an diesem Wochenende, und Alice ist mit Ehemann Hans Günther Blum schon auf dem Weg in Richtung Italien. Auch die Weltmeisterin ist deshalb auf Hilfe aus der Familie angewiesen: "Meine Mutter fährt mich jetzt direkt zu einer Tankstelle in Vaterstetten, da steige ich dann bei den beiden zu."

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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