Münchner Leichtathleten:Voreiliges Schlusswort

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Dann eben „beim nächsten Mal“: Hochspringer Tobias Potye. (Foto: Axel Kohring/imago)

Für Hochspringer Tobias Potye ist die EM in Berlin zu Ende, für den 400-Meter-Läufer Johannes Trefz geht sie weiter. Seine Staffel hat knapp das Finale ereicht.

Von Andreas Liebmann, Berlin/München

In Zeitlupe sah man, wie Johannes Trefz kämpfte. Wie er auf den letzten Metern verarbeitete, dass er nicht mehr herankommen würde an den Polen Kajetan Duszynski. Wie der Zwei-Meter-Mann von der LG Stadtwerke München als Schlussläufer der deutschen 4×400-Meter-Staffel seine Zungenspitze vom linken zum rechten Mundwinkel schob, wie er im Ziel den Kopf schüttelte, abwinkte. Während die TV-Bilder noch liefen, stellte sich das deutsche Quartett fürs Interview auf, Marvin Schlegel, Torben Junker, Fabian Dammermann und der nach Luft ringende Trefz. Seine Kollegen lobten die Stimmung im Stadion. Trefz bekam das Schlusswort, er klang wie ein Klassensprecher. Schließlich ist er der deutsche Meister über 400 Meter. Er sagte: "Es hat viel Spaß gemacht."

Über die Zeit erreicht die Staffel doch das Finale am Samstag

Trotzdem - dieses Wörtchen fehlte vielleicht in Trefz' Resümee des EM-Auftritts von Berlin. Denn er selbst war ja bereits im Einzel-Vorlauf ausgeschiedenen ("das nagt schon sehr"); am Freitag nun war auch die Staffel in ihrem starken Vorlauf mit den Franzosen und den Briten nur Fünfte geworden. Es schien klar: Das kann nicht gereicht haben. Auch die Zeit von 3:03,37 Minuten hatten sich die vier anders vorgestellt. So stand nun Trefz' Schlusswort gleichzeitig für alle Münchner Teilnehmer dieser Europameisterschaft. Denn nach Christina Hering über 800 Meter war am Abend zuvor auch der Hochspringer Tobias Potye ausgeschieden. Mit 2,21 Meter in der Qualifikation. Hauchdünn hatte er die 2,25 Meter gerissen, die zum Weiterkommen gereicht hätten. Gehofft hatte der 23-Jährige, dass er erstmals 2,30 Meter überwinden würde.

Potye hatte die 2,11 Meter und 2,16 Meter jeweils im ersten Versuch geschafft, 2,21 Meter erst im dritten. "Es war ein schwerer Wettkampf, in dem es nicht ganz so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagte der U-20-Europameister von 2013. Er sei in alte Fehlermuster gefallen. "Es war mein erster Wettkampf bei den Großen, das war für den Kopf nicht ganz einfach." Doch auch er ergänzte: "Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht". Und: "Na ja, beim nächsten Mal. Jetzt schaue ich mir das Finale an und genieße das."

Beim nächsten Mal - auch Johannes Trefz sagte das so ähnlich. Er sei gesundheitlich nicht hundertprozentig fit gewesen, erklärte er, und nicht jedes Rennen klappe so, wie man es sich vorstelle. Aber: "Wir haben dieses Jahr einen wichtigen Schritt gemacht", sagte er über die Staffel und seine Mitstreiter, die ihn nach dem Ausscheiden im Vorlauf wieder aufgebaut hätten. Sie seien ein junges Team, "wir kommen von ganz unten und wollen nach ganz oben". Er hoffe, noch viele gute Rennen mit den Kollegen bestreiten zu können. Ihr Ziel sei Olympia 2020.

Ein schönes Schlusswort wäre das gewesen. Doch es war keins: Der zweite Vorlauf geriet deutlich langsamer, die Deutschen hatten es über die Zeit doch ins Finale am Samstag (21.30 Uhr) geschafft. Es ist schon mal alles gesagt. Aber noch nicht alles erreicht.

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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