Bis zu dieser einen Wortmeldung war die Mitgliederversammlung des Münchener Rennvereins recht geordnet verlaufen. "Ich möchte wissen", fragte dann jemand, "was Herr von Finck eigentlich in den vergangenen Jahren beigetragen hat." Der Gestütsbesitzer stand auf, sichtlich emotional angegriffen, wenige Worte später gab es den Eklat: "Ich sollte durch eine Intrige nicht mehr am Vorstand teilnehmen", sagte von Finck. "Ich habe vier Stunden vor der Versammlung davon erfahren."
Bis Montagabend war von Finck noch Vizepräsident der Riemer Galopper gewesen, dann wurde er von Franz Prinz von Auersperg in dieser Position ersetzt. "Die Wahlen sind eine Farce", hatte von Finck zuvor noch geschimpft, er warf dem Rennverein unter der Führung des wiedergewählten Präsidenten Dietrich von Boetticher vor, gezielt neue Mitglieder aufgenommen und deren Stimmen gesteuert zu haben.
Von Boetticher wollte auf Nachfrage weder diesen Vorwurf noch das Ausscheiden von Fincks aus dem Vorstand kommentieren. Seltsam mutete dabei zumindest an, dass 50 anwesende Mitglieder über Vollmachten insgesamt bis zu 129 Stimmen vergaben. Darauf von einem Mitglied hingewiesen, gab von Boetticher an, mit dem Vorstand über eine Beschränkung auf zwei Vollmachten pro anwesendem Mitglied bei der nächsten Wahl nachzudenken.
Von Finck hatte zu diesem Zeitpunkt nach einem kurzen Wortgefecht mit von Auersperg die nachgebaute Almhütte auf dem Gelände der Galopprennbahn mit finalem Türknaller schon verlassen. Dem Vernehmen nach sind sie im Vorstand (Hermann Bauer und Stefan Oschmann wurden bestätigt, Michael Motschmann neu gewählt) der Meinung, von Finck, seit Jahrzehnten mit der Rennbahn verbunden, habe nicht mehr in die Führungsriege gepasst.
Ein fragiles Spiel großer Egos, die zudem gut betucht sein dürften, ist die Führung des Münchener Rennvereins sowieso. Erfolgreich waren von Boetticher und Generalsekretär Horst Lappe dabei nach Lappes Angaben im vergangenen Jahr immerhin mit 25 Prozent mehr Zuschauern - insgesamt mehr als 80 000 - an elf Renntagen und 22 Prozent mehr Wettumsatz. Am Ende wiesen die Galopper aber dennoch einen erheblichen Fehlbetrag von 822 948 Euro und 18 Cent aus.
Boetticher nannte die "fatale Bausubstanz" auf der Anlage als Grund. Tatsächlich bedürfen die meisten Tribünen, Ställe und Unterkünfte eigentlich einer Generalsanierung oder gleich Neubauten. Dafür ist das Geld nicht da, also wird geflickt, wo es notwendig ist. Und das ist es vielerorts und oft. Der Rennverein dreht sich mit seinen Kosten im Kreis. Und einzig die zinslosen Darlehen des Vorstandes, insgesamt in Millionenhöhe, gestatten, dass dies überhaupt noch möglich ist.
Die Vermietung der Alm für Firmenfeiern soll ein bisschen Geld in die Kassen spülen, auf neue Sponsoren besteht zumindest Hoffnung. Auch für den elften Renntag 2015, für den der Verein bisher noch kein Datum gefunden hat. Der Grund sind Verschiebungen, die vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen ausgehen.
Wirklich eine Chance gesund zu werden, hat der Rennverein aber tatsächlich nur, wenn er baldmöglichst das Gelände seiner Trainingsbahn verkaufen dürfte. Dazu muss die Stadt München den Grund als Bauland deklarieren, entsprechende Gutachten laufen derzeit. Wann sie fertig sind, ist allerdings noch ungewiss. Die Riemer Etatplanung für die laufende Rennsaison sieht ein Minus von 185 000 Euro vor. Immerhin: Der sonnige und von 6500 Gästen gut besuchte Aufgalopp am 19. April ließ eine ordentliche Saison anklingen. Am 1. Mai findet der zweite Renntag der Saison statt. Es könnten Wolken aufziehen.