Mash (I):360 Grad und heißer

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Beim sechsten Actionsport-Festival im Olympiapark gehen Skateboarder, Wakeboarder und BMX-Fahrer an die Grenzen der Physik. Neue Parcours versprechen neue Herausforderungen für die Athleten.

Von Ralf Tögel

Ein paar Spuren habe er gesehen, sagt Oli Bürgin. Der Schweizer ist nicht etwa Kammerjäger und spricht von der Gefahr, dass ihm Mäuse des Nächtens heimlich seine wunderbare aus feinstem Holz in den Olympiapark modellierte Strecke anknabbern könnten. Bürgin war Weltklasse-Skater, unter anderem zweimaliger Europameister, und ist jetzt Sportlicher Leiter des Red Bull Roller Coaster, jenes Skateboard-Wettbewerbs, der einer von drei Contests beim diesjährigen Actionsportfestivals Mash (kurz für: Munich Action Sports Heroes) in München sein wird. Ein Höhepunkt dieser rasanten Achterbahnfahrt, die vom Rand des Olympiastadions hinunter zum Olympiasee führt und auf einem Ponton noch ein paar Hindernisse für die Fahrer bereitstellt, ist ein Looping. Und eben dort habe Bürgin ein paar Fahrspuren jener Rollen gesehen, auf denen die Skateboarder die verrücktesten Dinge anstellen. Folglich habe sich der ein oder andere schon an den 360-Grad-Überschlag gewagt, glaubt Bürgin; gemeistert wurde er aber noch nicht. Denn das wäre umgehend über die sozialen Kanäle in die Welt der Skateboarder hinausgeblasen worden, erklärt der Schweizer.

Bürgin ist zuversichtlich, dass dieser Mash ein paar Filmchen fürs Internet bringen wird, sein Favorit für den Looping sei der Engländer Alex Hallford. Die Strecke ist im Übrigen weitgehend gleich geblieben, so Bürgin - "eigentlich", sagt er dann, "wir haben aber fast an jeder Stelle neue Features eingebaut". Das bedeutet, dass die Fahrer sich auf der rasanten Fahrt hinab zum See an allerlei Tricks versuchen können, was "ganz schön krass" sei, wie Lenni Jansen findet. Der 18-Jährige hatte sich im vergangenen Jahr über die nationale Ausscheidung das Startrecht gesichert und im Rennen so überzeugt, dass er für die Neuauflage des Roller Coaster gesetzt wurde. Ob er sich am Looping versucht, weiß er noch nicht: "So was habe ich noch nie gemacht."

Aber nicht nur die Skateboarder werden genügend Bilder liefern, die um die Welt gehen, das lässt sich auch für die Wakeboarder und die BMX-Fahrer prognostizieren. Auch wenn es das erste Mal in der sechsjährigen Historie des Mash ist, dass es die selben drei Sportarten sind, was nicht gleichbedeutend ist, das sich nichts geändert hat. Es ist ja ein Mantra des Veranstalters Olympiapark München GmbH (OMG), sich tunlichst nicht auf den Lorbeeren des Vorjahres auszuruhen. Die Organisationschefs Frank Seipp und Markus Schnetzer waren vielmehr der Ansicht, dass "die Sportarten gut funktioniert haben, spannend sind und gut in den Olympiapark passen", wie Seipp erklärt. "Es hat gut funktioniert", sagt Kollege Schnetzer, was allein der Zuschauerrekord von 88 000 Menschen im Vorjahr belegt.

Von Stillstand ist Mash weit entfernt, auch wenn erneut alle Wettbewerbe kostenlos zu bewundern sind. Auch die Wakeboarder haben einige Neuheiten zu bieten, unter anderem gibt es erstmals einen Team-Wettbewerb und drei brandneue Hindernisse. Die so genannten Signature Features tragen den Namen von drei Top-Athleten, die beiden Deutschen Nico von Lerchenfeld, Felix Georgii und der Amerikaner John Dreiling haben diese nämlich mitentwickelt und werden sie auf dem Olympiasee erstmals befahren. "Hier dabei zu sein und ein eigenes Hindernis entworfen zu haben, davon habe ich nicht einmal geträumt", sagte Dreiling. Der Sportliche Leiter Jascha Wronka spricht von einer fordernden Strecke, die der Kreativität der Fahrer kaum Grenzen setzt. Er habe sie bereits getestet, sein Eindruck: "Einem Anfänger würde ich nicht empfehlen, sie zu fahren." Neu ist auch ein eigenes Starterfeld bei den Frauen, wie im Übrigen auch bei den Skateboardern. "Das ist schon sehr anspruchsvoll", sagt die Kölnerin Julia Rick, "aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Show abliefern."

Das darf man auch von den BMX-Cracks erwarten. Für die hält Mash 2019 die wohl größte Änderung bereit: Der Parcours des Vorjahres muss der völlig neuen "Lake Line" weichen, einer 120 Meter langen Strecke auf einer Plattform im See, die drei mächtige Schanzen hat, für die sich die Fahrer von einem acht Meter hohen Turm den nötigen Schwung für ihre spektakuläre Sprünge holen. Die besondere Schwierigkeit der Strecke beschreibt Achim Kujawski, BMX-Profi und Sportlicher Leiter des BMX-Contests, so: "Wenn man einmal eine Landung verpatzt, wird es schwierig." Die Sprünge folgen in recht flotter Reihenfolge, immerhin hat jeder Starter drei Läufe, der beste wird gewertet.

Beim BMX gibt es keinen Frauen-Wettbewerb, doch daran werde bereits gearbeitet, sagt OK-Chef Schnetzer. Bloß kein Stillstand.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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