Lohhofs Volleyballerinnen:Vorwärts, marsch!

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Auf Strafexpedition? Nach ihrem Trainingslager in einer Kaserne sind Lohhofs Zweitliga-Volleyballerinnen gerüstet für neue Taten.

Andreas Liebmann

Ein Trainingslager in einer Bundeswehrkaserne, das klingt nach hartem Drill; nach Exerzieren im Innenhof; nach Durch-den-Schlamm-robben und nach einem Trainer, der ständig brüllt: "Vorwääärts, marsch!" Eine Strafexpedition also für Lohhofs Volleyballerinnen nach dem Abstieg aus der ersten Liga? Nein, sicher nicht. Im Gegenteil.

Hier wird scharf geschossen: Lohhofs Volleyballerinnen um Inga Vollbrecht wollen nach ihrem Abstieg oben mitspielen. (Foto: LKN)

"Phantastisch" nennt Benedikt Frank die Woche in Ellwangen. Der Kommandeur dort ist der Schwager des Lohhofer Abteilungsleiters, und Coach Frank hat dessen Gastfreundschaft sehr zu schätzen gewusst: Ein eigenes Stockwerk bekamen seine Mädels dort, Verpflegung, die wahrlich nicht aus der Gulaschkanone stammte, einen perfekt ausgestatteten Kraftraum, Ergometer vor einer Leinwand, "da konnten sie zu ihren Musikvideos radeln". Und ein etwas anderes Unterhaltungsprogramm: Hubschrauber und Panzer inspizierten sie und versuchten sich mit echten Waffen an einer Schießsimulation. "Das Adrenalin war ständig hoch", sagt Frank. Viele schöne Erlebnisse nach einer Saison voller Niederlagen, eine Woche auf engstem Raum.

Vom 12. September an sollen die Volleyballerinnen wieder auf dem Spielfeld scharf schießen, sie sind zurück in Liga zwei. Das einjährige Gastspiel im Oberhaus hatte dem SV Lohhof einige Defizite aufgezeigt. Das Sportliche war das eine, einzig das allerletzte Saisonspiel gewann das junge Team. Doch rein sportlich, sagt Frank, wäre der Klassenerhalt möglich gewesen. "Es hat an allen Ecken und Enden ein bisschen gefehlt": an einer permanenten physiotherapeutischen Betreuung, einem Scout, einem Co-Trainer, besseren Trainingszeiten und genügend Zuschauern. Würde der Aufstieg erneut gelingen, bliebe die Frage, "wie der Verein das finanziell stemmen kann".

Einen Platz unter den ersten Dreien strebt Frank nun an, vom Wiederaufstieg ist nicht die Rede. Nach der ersten Niederlage werde er feststellen, inwieweit seine Spielerinnen die vielen Pleiten der vorigen Saison weggesteckt haben. "Viel Luft nach oben" biete sein Kader jedenfalls. Eine 16-, drei 18-, eine 19- und eine 20-Jährige sind Teil des Teams, zwölf Spielerinnen insgesamt. "So viele hatte ich noch nie", frohlockt der Trainer, obwohl auch das nicht üppig ist. Im Hintergrund freilich gibt es noch eine zweite Mannschaft, die in der vergangenen Saison locker den Klassenerhalt in der zweiten Liga geschafft hatte, wegen des Abstiegs der ersten allerdings ebenfalls eine Etage nach unten weichen musste.

Vier Stammkräfte hat der SV Lohhof verloren, Kapitänin Stephanie Utz, 27, allerdings ist geblieben, "trotz zahlreicher Angebote aus der 1. Bundesliga", wie der Verein meldet. Hinzugekommen sind drei Talente aus der zweiten Mannschaft und zwei echte Zugänge: Carolin Herrmann und Lisa Hackauf, beides Mittelblockerinnen. "Beide müssen kraftmäßig noch etwas tun, aber sie werden uns helfen können", ist sich der Trainer sicher. Inga Vollbrecht sei hier gesetzt, auch mit der angeschlagenen Inga Lamby rechne er noch. Mit Herrmann (1,87 Meter) und Hackauf (1,89) dürfte es auf der Position in der Mitte zu einem - im Wortsinn - großen Konkurrenzkampf kommen.

Für mindestens ebenso wichtig hält Frank die aus der Reserve beförderten Yanina Weiland, Valeria Fedosova und Veronika Kettenbach. Vor allem den ersten beiden traut er gleich den Sprung in die erste Sechs zu. In der Vorbereitung habe er sie oft durchspielen lassen. Weiland ist mit 16 Jahren das Küken, sie ist deutsche Jugendmeisterin und Nationalspielerin. "Sie hat noch Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit, aber sie lernt schnell und wird bald eine wichtige Rolle spielen", prophezeit Frank.

Die Kasernenwoche - noch ohne neue Mittelblockerinnen - hat das Team nicht unversehrt überstanden: Stephanie Utz und Natascha Niemczyk verletzten sich und fehlten beim anschließenden Vorbereitungsturnier in Berlin, zu dem Hackauf und Herrmann hinzustießen. "Eigentlich wollte ich dort viel ausprobieren, einspielen wollten wir uns später", berichtet Frank. Weil sich das Team nun aber weitgehend selbst aufstellte, habe es sich in dieser Formation eben auch gleich eingespielt. Mit Erfolg: Elf Zweitligisten und ein Erstligist traten beim TSV Rudow Berlin an, der SV Lohhof landete nach vier Siegen im Finale gegen Erstligaaufsteiger SWE Volley-Team Erfurt, dem er mit 24:26 und 12:25 unterlag.

Mit den Erfurterinnen gibt es in einigen Tagen ein Wiedersehen bei deren Liga-Pokal, einem Test, an dem fünf Erstligisten teilnehmen. Am kommenden Montag wird die Mannschaft sich offiziell präsentieren. Vermutlich in Reih und Glied. Ganz sicher aber ohne Gebrüll.

© SZ vom 01.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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