Löwen schlagen Unterföhring:Sechs Tage Ruhe

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Vom Trainer geherzt: Alexander Spitzer, hier bei der Abwehrarbeit, erzielte das zwischenzeitliche 1:1 gegen Unterföhring – natürlich nach Standardsituation. (Foto: Claus Schunk)

Der TSV 1860 II verschafft sich durch den 4:2-Sieg Zeit zu reifen, die Faber-Elf gerät derweil immer stärker unter Druck.

Von Christian Bernhard, Unterföhring

"Jawohl! Jawohl!" Sebastian Lubojanski war klar und deutlich auf der ganzen Anlage des FC Unterföhring zu hören. Der Trainer des TSV 1860 München II ließ seine Mannschaft am Sonntagnachmittag immer wieder lautstark wissen, dass er mit ihrem Auftritt zufrieden war - und das, obwohl sie bis 24 Minuten vor Schluss zurücklag. Am Ende konnte er sich nicht nur über die Leistung, sondern auch über das Resultat freuen: Dank eines Dreierpacks von Ugur Türk in nur 14 Minuten drehten die Blauen die Bayernliga-Partie beim FCU noch und gewannen 4:2 (1:1). Absteiger Unterföhring bleibt weiterhin mit nur einem Punkt Tabellenvorletzter, der TSV ist mit sieben Zählern nun Elfter.

Er werde jetzt nicht noch auf seine Spieler draufhauen, sagte Unterföhrings Trainer Peter Faber nach der vierten Niederlage im fünften Saisonspiel. Ihm ist klar, dass er jetzt darauf achten muss, "dass nicht jeder ins Tief fällt". Faber, der nach dem Schlusspfiff ein Weilchen regungslos an die Bande hinter seiner Bank angelehnt saß, störte sich speziell an einer Sache: Es sei ärgerlich, "wenn man immer wieder die Standardsituationen anspricht und heute wieder so zwei Gegentore kassiert". Er wisse schon nicht mehr, wie viele Standard-Gegentreffer der FCU bereits habe hinnehmen müsse.

Den ersten Rückschlag für Unterföhring gab es in der ersten Spielminute, als Innenverteidiger Sebastian Hofmeier, den Faber seinen besten Mann in den ersten Saisonspielen nannte, nach einem Luft-Zweikampf mit Cottrell Ezekwem wegen eines Cuts an der linken Augenbraue nicht weiterspielen konnte. Für ihn kam Korbinian Gillich ins Spiel, ins Abwehrzentrum rückte Florian Bittner. Dort hatte er auch gleich ordentlich zu tun, denn das Spiel machte der TSV - am liebsten mit langen Bällen auf den 2,02 Meter großen Mittelstürmer Ezekwem, der auch die erste gute Chance des Spiels hatte (10.). Die Junglöwen erarbeiteten sich Chance um Chance, Nicholas Helmbrecht (20.) und Türk (22.) nutzten ihre aber nicht. "Wir müssen das 1:0 machen", unterstrich Lubojanski. "Das müssen wir jetzt abstellen, das hat auch nichts mehr mit der Jugend unserer Spieler zu tun. Das ist Fahrlässigkeit."

Unterföhring reichte ein sehr gut ausgespielter Konter, den Malcom Olwa-Luta präzise vollendete, um den Spielverlauf auf den Kopf zu stellen (37.). Wie groß die Erleichterung bei den Gastgebern war, zeigte der euphorische Jubel, bei dem sogar einige Spieler von der Bank aufs Feld stürmten. Die Münchner belohnten sich aber noch vor der Pause mit dem 1:1 von Alexander Spitzer per Kopf nach einer Ecke (45.). Lubojanski war darüber derart erfreut, dass er aufs Feld rannte, um den Torschützen zu herzen. Für diese Aktion kassierte er einen Rüffel vom Schiedsrichter.

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte bereitete der TSV dem Absteiger gehörig Probleme, immer wieder kam er bis zur Grundlinie durch. "Echt, wir spielen so einen Mist", schimpfte Unterföhrings Kapitän Andreas Faber auf dem Feld, ehe er nur eine Minute später nach schöner Vorarbeit von Olwa-Luta das 2:1 erzielte (59.). "Es sind nicht mehr fünf, sechs Fehler wie in der Jugend, die zum Gegentor führen, sondern ein oder zwei", betonte Lubojanski. "Da muss man einfach Reife und geistige Frische haben." Seine jungen Spieler ließen sich auch vom zweiten Rückstand nicht beirren: Erst profitierte Türk von einem schönen Querpass Sebastian Gebharts (66.), dann traf er nach einer Ecke (74.). Seinen Hattrick vollendete er beim Abschluss eines Konters, bei dem drei Münchner auf das FCU-Tor zugelaufen waren (79.). Nach dem 2:2 sei die Mannschaft unsicher geworden und habe den Kopf hängen lassen, stellte Trainer Faber fest. "Es war unsere Pflicht, unsere Überlegenheit mit einem klaren Ergebnis deutlich zu machen", unterstrich Lubojanski.

Der Löwen-Trainer freute sich neben den drei Punkten und der spielerischen Vorstellung darüber, dass er nun wieder eine volle Woche mit seinem Team "inhaltlich trainieren" könne, sprich nicht englische Wochen vor- und nachbereiten muss. "Sechs Tage Ruhe", sagte er, "bringen uns voran." Sein Kollege Faber kann davon nur träumen. Sein FCU muss am Mittwoch im Totopokal gegen den SV Heimstetten ran. Nach dieser englischen Woche "können wir alles aufarbeiten", sagte er, "dann hoffe ich, dass es ein bisschen besser wird." Zeit wird's.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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