Linksaußen:Zwölfender im Schnee

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Snowvolleyball möchte am liebsten olympisch werden. Coole Sache? Spätestens wenn Anfang April der Center Court schmilzt, kommen erste Zweifel auf

Von Sebastian Winter

Vor ein paar Tagen erst hat eine hippe Werbeagentur aus Österreich Neuigkeiten verkündet, in einem Sport, der schon bald olympisch werden will. Es geht um Snowvolleyball, kein Witz, Volleyball auf Schnee (oder Eis oder Matsch, je nach Wetterlage): "Sechs Stopps in sechs Ländern, die CEV Snow Volleyball European Tour erreicht neue Höhen", heißt es in dem Bulletin. Alles auf Englisch natürlich, und mittlerweile höchst offiziell unter dem Dach des europäischen Volleyball-Verbands CEV. Im Februar soll es losgehen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Italien, Liechtenstein und Kranjska Gora in Slowenien sind dann die internationalen Coolspots.

Baggern auf Schnee hat seinen Reiz, auch wenn die SpielerInnen meist in Thermohosen, langen Shirts und Stollenschuhen stecken: In Kronplatz, Südtirol, spielen sie auf 2275 Metern, direkt unterhalb des Gipfels, mit 360-Grad-Sicht auf die Alpen. Liegestühle und Palmen umsäumen den Center Court, Cheerleader und ein Whirlpool beglücken die Athleten. Die reinste Gaudi. Oder nicht?

Im vergangenen Frühjahr erlebten die Herrschinger Max Hauser und Benedikt Doranth, beide erprobte Schneevolleyballer, Tauwetter in Kronplatz, und nicht mal dem nahenden Klimawandel konnte man die Schuld dafür geben. War ja auch schon Anfang April, Sonne satt, zwölf Grad oben auf dem Gipfel, ein Feld aus Sand hätte besser gepasst. Und so pflügten Erstliga-Trainer Hauser und Kapitän Doranth durch riesige Tauwasserpfützen auf dem Center Court. In Wagrain gab es schon mal Schneetreiben und Orkanböen am Finaltag, in Spitzingsee musste man bergauf schlagen, so schief war der Nebencourt. 2014 wurde Hauser übrigens Gesamtsieger der durchaus niveauvollen Tour, 2012 holte sich Grafings aktueller Zuspieler Fabian Wagner den Titel "King of Snow" - und freute sich über die Trophäe, ein zwölfendiges Hirschgeweih.

Das GCDW-Duo hätte sich auch über das Geweih gefreut, es hätte sich dann Geile Hirsche Herrsching nennen können. Als angsteinflößendes Statussymbol am Eingang ihrer zu kleinen Halle hätte das monströse Ding seinen Platz gewiss gefunden, wäre es nicht ein Wanderpokal. Apropos angsteinflößend: Die Internetseite WorldofVolley.com hat am Mittwoch die weltweit attraktivsten Jerseys von Profiklubs gekürt. Der Herrschinger Trachtenlook schaffte es, klar, auf Platz eins, vor den ausufernd hässlichen Trikots zweier russischer Klubs.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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