Linksaußen:Zwischen Playmate und Playstation

Lesezeit: 2 min

Das Play-off ist nicht nur ein sprachliches Neutrum, sondern nervt einfach nur. Weil es sich zieht wie Kaugummi. Wie gerade im Eishockey.

Von Sebastian Winter

Man muss in diesem Fall unbedingt mal wieder den guten, alten Duden heranziehen, sonst kommt man nämlich wirklich in den Wald. Das Play-off also (vom Duden empfohlene Schreibweise; alternative, eher nordamerikanisch geprägte Schreibweise: Playoff) ist "ein System von Ausscheidungsspielen in verschiedenen Sportarten (z.B. Eishockey), bei dem die Mannschaften, die die Endrunde erreicht haben, in Hin-, Rück- und eventuell in Entscheidungsspielen gegeneinander spielen und der Verlierer jeweils aus dem Turnier ausscheidet."

Was man über das Playoff noch weiß, ist, dass es so viel wie Stichkampf bedeutet. Es ist außerdem ein Neutrum, das eingebettet ist zwischen zwei anderen sportlichen Gespielinnen: Playmate und Playstation. Natürlich rein alphabetisch betrachtet. Ansonsten weiß man über das Playoff nur, dass es einer quälenden Achterbahnfahrt gleicht.

Man nehme nur die Münchner Eishockey-Bullen. Die sagten vor dem Playoff-Halbfinal-Duell mit Mannheim: "Die ganze Stadt ist heiß. Unser Stadion wird brennen." Ist das also die Taktik gegen die Nordbadener, Fire & Ice, eine Wasserschlacht auf Kufen, in Anlehnung an die skandalöse Frankfurter Rutschpartie bei der Fußball-WM '74 zwischen Deutschland und Polen? Nun ja, wer es nicht mal hinkriegt, in 52 Hin- und Rück- und Hin- und wieder Rückspielen der Hauptrunde seinen Meister zu küren, sondern dazu noch weitere drei Playoff-Runden à maximal sieben Spiele braucht, der hat es schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Davon können Eishockey-Profis nur träumen: ein Best-of-three

Die Tölzer Löwen machen ja im selben Sport auch gerade diese schmerzhafte Stichkampf-Erfahrung, allerdings im Play-down (respektive Play-out). In der ersten Runde, an deren Ende noch gar nicht der Abstieg steht, weswegen sie eigentlich Pre-Play-down/out oder Abstiegsspielqualifikation heißen müsste, fuhren sie binnen zwei Wochen viermal nach Freiburg. An sich ist das ja ein ganz netter Ausflug, außer man verliert dort dreimal. Jetzt, in den wahrhaftigen Play-downs, verbeißen sich die Löwen aus Tölz gerade mit den Tigern aus Bayreuth. Alle zwei Tage, maximal sieben Spiele lang. Und das nach 52 Hin- und Rück- und Hin- ... genau. Wären sie bloß nicht aufgestiegen in die zweite Liga. Oder Basketballerinnen/Volleyballer geworden.

Jahn Münchens Zweitliga-Korblegerinnen bestreiten ja gerade nach läppischen 20 Hauptrundenspielen ihr Aufstiegs-Playoff-Halbfinale gegen Bad Homburg. Eins zu eins steht es im gemütlichen Best-of-three-Modus, kommenden Sonntag entscheidet sich die Serie in Bad Homburg. Bei Herrschings und Hachings Erstliga-Volleyballern ist es ähnlich: 20 Spiele in der Hin- und Rückrunde, dann in Best-of-three-Serien bis ins Finale. Gerade steht es im Viertelfinale wie bei den Basketballerinnen einseins. Nervig ist im Falle Herrschings halt nur, dass sie ihr Viertelfinal-"Heimspiel" (das sie 3:0 gewonnen haben) mangels adäquater eigener Halle ins niederbayerische Vilsbiburg verlegen mussten. Ein Play-away also, was zum Play-out werden könnte. Mangels Geld ist der TSV Herrsching akut abstiegsgefährdet.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: