Linksaußen:Zwischen Fisch und Fleisch

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Irgendwo zwischen Konfuzius und John Wayne: Eishockeyspieler Konrad Abeltshauser und Fußballer Ulrich Taffertshofer stehen mitten im Winter im kalten Wasser und grillen. Was Männer eben so tun müssen.

Glosse von Andreas Liebmann

Gib einem Mann einen Fisch, und du ernährst ihn für einen Tag. Gib ihm eine Angel, und er liegt den ganzen Tag im Boot und säuft Bier. Dieser Ausspruch beruht weitgehend auf Konfuzius, auch wenn er hier leicht verstümmelt wurde - von jemandem, der offenbar weiß, wie Männer ticken.

Mit dem isarwassergestählten Oberlandler Konrad Abeltshauser und der interessanten Frage, wieso der EHC-Verteidiger mitten im Januar im Olympiasee steht und grillt, hat das zunächst einmal wenig zu tun. Man hätte hier genauso gut mit "Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss" beginnen können, aber ein Spruch von John Wayne macht eben deutlich weniger her als einer von Konfuzius.

Es gibt jedenfalls einen neuen Trend im Netz, speziell auf Facebook: Kaltwassergrillen. Selbst jüngste Leser ahnen, wie so etwas ausgehen muss: Erst zischt und dampft es kurz, dann hat entweder die Holzkohle gewonnen oder das Wasser, das einfach nicht auf dem Grillrost liegen bleiben wollte. Doch so ist es nicht gemeint. Weder wird mit kaltem Wasser gegrillt noch versucht, Wasser zu grillen, sondern, aufgepasst: in kaltem Wasser. Oder, für Weicheier: am Wasser. Oder auf. Also in/an/über/unter Seen, Flüssen, Pfützen, Klärbecken, eben allem, was früher mal um diese Jahreszeit dick zugefroren war. Fragt sich: Was soll der Quatsch?

Hachings Taffertshofer klingt kurzatmig. Fast als wäre ihm kalt

An sich ist die Sache simpel. Man macht es, weil man dazu aufgerufen wird. Abeltshauser zum Beispiel hat noch im Olympiasee "die Jungs vom TSV 1860 München" nominiert, ferner die Nürnberg Ice Tigers um den Pföderl Leo und im Auftrag seines Mitspielers Maximilian Kastner dessen Brüder beim TSV Farchant. Wer kneift, muss dem Auffordernden ein Grillfest spendieren, so verlangt es das Gesetz. Oder Facebook. Vielleicht steht es auch im Kleingedruckten von Instagram. Jedenfalls ist es so. Außerdem: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, und mit einer Flasche Bier in der Hand am Grill zu stehen, gehört sowieso dazu, auch wenn es mal etwas kälter ist. Weshalb Sechzigs Jan Mauersberger, live aus der Eistonne, die Grillzange weiterreichte an die SpVgg Unterhaching um Ulrich Taffertshofer, der im luftigen Achselshirt und kurzer Hose mit ein paar Kollegen in einem Gewässer vor dem Hachinger Sportpark tafelte und auffallend kurzatmig (fast als wäre ihm kalt) Thomas Müller zur Challenge bat. Es funktioniert wie ein Kettenbrief, nur dass man Kettenbriefe früher klammheimlich ignorieren konnte. Bei Herausforderungen in den sozialen Medien ist so etwas schwieriger.

Immerhin gibt es einen guten Zweck. Die Grillenden sind angehalten, etwas zu spenden. Das könnten sie zwar auch, ohne sich vor der Kamera ins Wasser zu stellen, weshalb man spötteln könnte, dass es sich verhält wie bei einem der bekanntesten PR-Leitsätze: "Tue Gutes und rede darüber" - ein Satz, der übrigens oft auf den Politiker Walter Fisch (!) zurückgeführt wird. Aber weil ein Mann tut, was er tun muss, haben nun die Junioren des EC Bad Tölz ebenso etwas mehr Geld auf dem Konto wie etwa Stiftungen für krebskranke Kinder in Fürstenfeldbruck oder für junge Trauernde in München. Von daher: Gerne weiterschlottern! Auch auf die Gefahr hin, dass Bayerns Fische verstört sind, wenn sie statt um Angelschnüre mitten im Winter um Kugelgrill- und Bierbankbeine herumschwimmen müssen.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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