Linksaußen:Wer hat's erfunden?

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Legenden ranken sich um die Person, die die schönste Nebensache der Welt aus der Taufe hob. Nun ist es amtlich: Es ist ein älterer Herr aus dem Dachauer Hinterland

Von RAlf Tögel

Schon mal etwas von Cuju gehört? Gesprochen Tsuhküh? Nein? Nicht schlimm, wenngleich es jeden Freund des beliebtesten Ballspiels dieses Erdballs etwas angehen sollte. Denn auch im Fußball ist doch die entscheidende Frage: Wer hat's erfunden? Geklärt mag das bei irgendwelchen Kräuterbonbons sein, nicht aber beim Spiel der Spiele. Es gibt einige Versuche, fundiert oder gar wissenschaftlich einwandfrei zu belegen ist aber: nichts. Also Tsuhküh. Es gibt Nachweise von diesem fußballähnlichen Spiel aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, allerdings soll das Ganze Teil einer militärischen Ausbildung gewesen sein. Wie heutzutage Schlammkriechen, über Hindernisse klettern, auf Pappkameraden ballern und derlei martialischer Unsinn. Der Ball war aus Lederstücken zusammengenäht und mit Tierhaaren und Federn ausgestopft.

Nächster Versuch: In den präkolumbischen Kulturen Mesoamerikas vergnügten sich die Mayas und Azteken mit einem kultisch-religiösen Zeitvertreib, der Ball bestand aus Kautschuk, ein riesiger Flummi also, der sprang und sprang. Oder waren es doch die Engländer? Schon im Mittelalter traten ganze Dörfer gegeneinander an, Ziel war es, einen Ball durch das Stadttor des Gegners zu befördern. Da konnte das Spielfeld recht groß sein, je nach Distanz zwischen den beiden Dörfern. Zu dieser Zeit dürfte die Ausdauer der Kicker noch einen höheren Stellenwert als die Technik genossen haben. Regeln im Übrigen gab es bei diesen Spielen keine, der Kick konnte recht rau sein, da ging schon mal ein Bein zu Bruch. Seit dem 15. Jahrhundert wird in Florenz der Calcio Storico, der historische Fußball also, praktiziert. Bei kann es ebenfalls recht rüde zugehen und die Die Spieler dürfen den Ball auch mit der Hand nehmen. Das ist beliebt, bis heute hauen sich die Italiener bei diesem Spaß gegenseitig auf die Rübe.

Es gibt eine noch blutrünstigere Version: Die Mongolen hätten das Spiel erfunden. Heiko Vogel glaubt das zu wissen, der Trainer und Jugendleiter des FC Bayern München sollte eigentlich Ahnung haben: "Die Mongolen haben mit den abgeschlagenen Köpfen ihrer Feinde gespielt", weiß Vogel, die Bananenflanke wurde seinerzeit sicher nicht kreiert. Absolut sicher ist dagegen nur, wer den Fußball im Landkreis Dachau erfunden hat: Konrad Höß. Das hat die Bundestagsabgeordnete und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt auf der Pipinsrieder Weihnachtsfeier dereinst verraten. Und Politiker lügen nicht.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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