Linksaußen:Von Mutter Natur und Papa Schlumpf

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Die Fußballligen stecken voller Söhne mit prominenten Nachnamen. Doch die wenigsten werden ähnlich erfolgreich wie ihre Väter.

Kolumne von Andreas Liebmann

Vermutlich wäre nicht mal Klonen eine Lösung. Auf dem heutigen Stand der Technik ließen sich zwar längst nicht nur von Dolly (berühmtes Schaf, Anm. für jüngere Leser), sondern auch von Menschen identische Nachfahren herstellen. Doch selbst dann wäre keineswegs garantiert, dass etwa geklonte Ebenbilder der FC-Bayern-Fußballer zusammen eine ähnlich gute Mannschaft ergäben wie die aktuelle. Weil die Nachzucht andere Lebenserfahrungen hätte; weil sie nie unter van Gaal, Guardiola, Heynckes gelernt haben würde; weil schlicht auch die Zeiten sich ändern; und weil die Klone eine Last trügen, die ihre Väter nie kannten: die ihrer Nachnamen.

Reizvoll ist der Gedanke trotzdem. Die Wissenschaft ist ja soweit, dass sie gezielte Veränderungen am Erbgut vornehmen kann. Weshalb es interessant wäre, ob man einem Messi 2.0, selbst wenn man ihn ein Köpfchen größer machen würde, nicht doch beikäme, indem man zum Beispiel einen Robben 2.0 um einen rechten Fuß ergänzte. Doch das ist hypothetisch. Solange, wie aktuell bei Cathy und Mats Hummels, Nachfahren auf herkömmlichem Wege zur Welt kommen, bleibt es eine Laune der Natur, von wem der Filius sportliches Talent erben wird, von wem eher nur die Frisur oder den Intellekt.

Von Milan Matthäus darf man Großes erhoffen

Oft ist es daher nicht der beste aller Lebenspläne, wenn ungeklonte Söhne oder Töchter jene Berufe ergreifen, in denen die Eltern berühmt wurden. Es kann klappen, wie bei den Eishockey-Söhnen Leon Draisaitl und Tom Kühnhackl. Bei Felix Neureuther. Oder bei Papa Schlumpf: Aus dessen Nachfahren sind (wie auch immer) allesamt anständige Schlümpfe geworden. Doch schon an den Schauspielern Michael Douglas oder Charlie Sheen sieht man, dass es wohl nicht ganz einfach ist mit der Bürde berühmter Eltern. Gelegentlich geht es auch ganz schief.

Die Fußballligen sind jedenfalls voller Söhne ehemaliger Fußballstars. Doch selten sind die Nachfahren vergleichbar erfolgreich. Lucas Scholl ist ein oft genanntes Beispiel, Gianluca Gaudino, beide mal beim FC Bayern. Der eine spielt heute für Nordhausen, der andere für Verona. Pascal Köpke, einst Unterhaching, heute Erzgebirge Aue. Jonathan Klinsmann. Von Milan Matthäus darf man Großes erhoffen, allein wegen des Vornamens. Allerdings ist der Spross aus fünfter Ehe drei Jahre alt. Andererseits, was soll's: Sie verdienen sich mit ihrem Hobby ja trotzdem ihren Lebensunterhalt. Und die Väter werden stolz auf sie sein. Ganz im Sinne Oscar Wildes: "Nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen brauchen unsere Liebe", sagte der - ohne das auf seine eigenen Söhne zu beziehen.

Der FC Bayern hat nun also Niklas Tarnat, 19, ziehen lassen, erneut einen mit großem Namen, der durchaus als talentiert gilt, obgleich er noch keinen Weltpokal gewann wie sein Vater Michael. Nicht einen! Tarnat jr. spielt künftig für Hannover. Dort wurde er freudigst empfangen: "Da 96 immer auf der Suche nach guten Fußballern ist, haben wir zugeschlagen", hieß es stolz. Das Lob kam von allerhöchster Stelle, vom Leiter der Nachwuchsakademie der 96er: von Michael Tarnat.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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