Linksaußen:Vollspann mit dem Zeigefinger

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Die Bundesregierung will E-Sport als Sport anerkennen. Steht so im Koalitionsvertrag. Der Kampf der Algorithmen hat begonnen.

Von Andreas Liebmann

Auch die Literatur ist nicht sicher. Es gibt neuerdings eine Software, die Verlagen helfen soll, in der Flut von Manuskripten Bestseller zu entdecken. Ein Algorithmus soll jeden Schinken binnen 30 Sekunden erfassen, zerlegen, Aufbau analysieren, Sprachkomplexität, Spannung, alles. Dann: digitaler Daumen hoch - oder runter. Drucken, und ab zum Verkauf. Hätte es so etwas früher gegeben, Generationen von Schülern wäre manch unerträgliche Lektüre erspart worden. Andererseits: Wüsste eine solche Software Goethes "Faust" zu würdigen? Oder eine feingeistige Sportglosse?

Natürlich gibt es im Sport dasselbe. 2004 hat ein Mathematiker einen Algorithmus geschrieben, der den Fußball entschlüsselt. Er sagte den EM-Sieg der Griechen voraus und hat errechnet, dass der FC Bayern 2018 deutscher Meister wird - ganz und gar unglaublich! Mit hauchdünnem Vorsprung vor Dortmund. Hinter all dem lauert die Frage, ob sich Kunst, Emotionen, Leidenschaft wirklich in digitale Kolonnen pressen lassen. Was ist messbar, was objektiv? Ein Medaillenspiegel (der sich auch Jahre später noch ändert)? Eine Tabelle? Wie soll bitte eine Maschine erkennen können, dass es sich beim TSV 1860 trotzdem keinesfalls um einen schnöden Regionalligisten handelt? Die Sportart, die heute Packing misst, also die Zahl überspielter Gegner, ist dieselbe, in der Wiggerl Kögl einst sagte: "Entweder ich gehe links vorbei, oder ich gehe rechts vorbei." Doch eines Tages hielt Manuel Baum an der Linie einem Hachinger Spieler erstmals ein Tablet unter die Nase.

Und es ist erst der Anfang. Denn der Sport selbst ist ja analog - noch. Bleibt er aber nicht. Die neue Bundesregierung will, damit sie wenigstens einen Beitrag zur Digitalisierung leistet, E-Sports als Sportart anerkennen. Also Computerspiele. Steht im Koalitionsvertrag. Das IOC ist nicht abgeneigt. Bald kann man die olympische Bewegung also mit Zeige- und Mittelfinger einer Hand ausführen. Jeder Gamer kann sich sein olympisches Dorf in Minecraft selber bauen (virtuelle Klötzchenwelt, eine Art Lego für Fortge...sessene). Fußballer hämmern auf Auswärtsfahrten im Bus eh auf der Playstation herum, künftig müssten sie nicht mal mehr aussteigen. Profi-E-Sportler verdienen heute schon fünfstellige Monatsgehälter.

Das Doping-Problem bleibt, klar, aber es wird keine unsportlichen Kinder mehr geben. Abgesehen von der vor allem in Asien rasant wachsenden Zahl kurzsichtiger, fast erblindeter, deren Ursache Wissenschaftler im Mangel an Tageslicht sehen. Irgendwann werden Maschinen ohne uns Sport treiben und nebenbei Romane verfassen. Sicher, auch in Zukunft wird man noch analog auf Rasen kicken - trotz E-Mail und Whatsapp schreiben wir ja auch noch handschriftliche Briefe! Oder? Wo ist eigentlich mein Büttenpapier...?

Achtung: Diese Glosse wurde maschinell erstellt. Ein erster Testlauf.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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