Linksaußen:Uli ante portas

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Die Jugend von heute sei nicht mehr die Jugend von gestern, sagt ein bayerischer Nachwuchs-Philosoph. Ob die bervorstehende Hoeneß-Rückkehr daran etwas ändern kann?

Von Andreas Liebmann

Schon Sokrates (antiker Philosoph, der oft mit einem Dortmunder Innenverteidiger verwechselt wird) soll gesagt haben: "Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität." Dieses Zitat ist in zig Varianten verbreitet, doch niemand kann belegen, ob es stimmt. Sokrates selbst steht seit 399 vor Christus für keine Nachfragen mehr zur Verfügung, Platon und Sokratis wissen es auch nicht. Doch selbst wenn es der alte Denker nie gesagt haben sollte: Recht hat er!

Holger Badstuber (fast antiker Innenverteidiger, der häufig mit einem Münchner Philosophen verwechselt wird) hat denselben Sachverhalt aktuell auf eine viel tiefschürfendere Formel gebracht: "Die Jugend von heute ist nicht mehr die Jugend von gestern!" Wie jedes Zitat wurde selbstverständlich auch dieses hinterhältig aus dem Zusammenhang gerissen, es galt wohl anlässlich der Trennung des FC Bayern von den Nachwuchs-Beauftragten Michael Tarnat und Jürgen Jung der Bequemlichkeit heutiger Talente, wie dem jüngst weitergeschickten Sinan Kurt. Jedenfalls klingt es (alters-)weise.

Mit Generationenkonflikten hat sich auch Vicco von Bülow (Philosoph, der gerne mit dem Satiriker Loriot verwechselt wurde) oft beschäftigt, etwa in seiner Rolle als Heinrich Lohse, der seinem Sohn erklärt: "Sieh mal, deine Mutter und ich, wir sind ja nicht von Natur aus alt." Das war im Kinofilm "Pappa ante portas". Auch zu diesem Thema wüsste Badstuber (immerhin rüstige 28) wohl Kluges beizutragen: Denn Uli Hoeneß steht ja nun vor der Tür, 64, Pappa des Erfolgs. Noch weiß niemand, was der Patriarch nach der Haftentlassung zu tun gedenkt. Zuletzt hat er mit großem Eifer jene Nachwuchssparte aufgeräumt, die Tarnat und Jung nun verlassen haben.

Der Film "Pappa ante portas" bezieht seine Komik daraus, dass da eine Familie recht gut eingespielt ist ohne ihren alten Herrn - bis dieser, unfreiwillig verrentet und voller Tatendrang, daheim eine neue Aufgabe sucht. Auch beim FCB sind ja alle Rollen besetzt: Matthias Sammer mahnt, Kalle Rummenigge attackiert, Karl Hopfner, äh: präsidiert, Badstuber philosophiert, alles funktioniert. Bleibt die Frage, ob Hoeneß kandidiert? "Wir wollen beide wieder angreifen", sagt Franck Ribéry. HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer hat Hoeneß euphorisch gar zum "Gottvater der Fußball-Manager" erhoben. Die ganze Liga scheint sich auf eine Rückkehr zu freuen. Bis es auf dem Transfermarkt wieder heißt: "Mein Name ist Hoeneß - ich kaufe hier ein."

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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