Linksaußen:TR7, ein Held am Rande

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Namenswitze sind eigentlich verpönt. Für Heldenverehrung gilt das glücklicherweise nicht

Von Andreas Liebmann

Namenswitze macht man nicht. Sie sind pfui. Das ist erstens eine journalistische Grundregel und zweitens bisweilen bedauerlich. Weil es so viele hübsche Namen gibt, auch außerhalb Islands. Schwabhausens Tischtennisfrauen trafen in Uentrop kürzlich auf Guo Pengpeng, offenbar eine schießwütige Angreiferin. Oder der Kapitän der Lausitzer Füchse: Heißt Mücke, wird aber Fliege gerufen. Wirklich schwer, daraus keinen Elefanten zu machen.

Trotzdem sollte man die Feststellung, dass wohl jeder Verein zwischen Kreis- und Bundesliga eigene Helden hat, groß oder klein, leise oder laut, auf oder neben dem Platz, eben nicht mit dem Beispiel Peter Held versehen, dem scheidenden Aufstiegstrainer der Olchinger Fußballer. Oder Benjamin Held, einst Freisings Torjäger, zurzeit in Hallbergmoos. Zumal das nicht mal witzig wäre. Aber es soll ja hier auch nicht um Namen, sondern um Helden gehen. Um Legenden. Und um die Art, wie mit ihnen umgegangen, wie ihrer gedacht wird.

Steinhörings Fußballer haben einen solchen Klubhelden, Thomas Rotherbl, Spitzname: TR7. Das mag flüchtig an einen portugiesischen Gockel erinnern, aber exakt so hieß auch ein Roadster der Marke Triumph; ein keilförmiger Schlitten, der gerne oben offen gefahren wurde. Der letzte seiner Art ging 1981 vom Band, just in diesem Jahr kam Rotherbl zur Welt. Das Auto gilt somit als Oldtimer, Rotherbl natürlich nicht. Wobei auch für den 35-Jährigen gilt, dass seine größten Triumphe (Autonamenswitze sind erlaubt) etwas zurückliegen. Ein Freistoßtreffer zum Aufstieg vor sechs Jahren. Überhaupt viele Tore. Auch der Spitzname "Pengpeng" böte sich an.

Rotherbl sitzt nun häufiger auf der Bank, Jüngere laufen für sein Kreisklassenteam auf. Es gibt Schlimmeres, klar, dennoch wird er sich gefreut haben, als kürzlich am Spielfeldrand ein Transparent mit seinem Konterfei hing, zwei mal drei Meter. Man sieht einen ernst blickenden Mann, der seine Haare oben offen, also eher in der unteren Gesichtshälfte trägt. Daneben steht: "Jahre vergehen, Legenden bleiben." Ein Foto davon könnte man dem Hamburger SV senden, zur Inspiration. Falls auch er mal wieder jemandem ein Denkmal errichten will.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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