Linksaußen:Tiroler Tausch

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Aprikose heißt dann Mirabelle und Mais Kukuruz: Was sich alles ändert, wenn der österreichische Meister bald mit Hachinger Wildcard in der Volleyball-Bundesliga spielt.

Von Ralf Tögel

Der europäische Gedanke, diese zweifellos großartige Vision eines vereinten Kontinents ohne Grenzen, nimmt derzeit bekanntlich gehörig Schaden. Keine Angst, an dieser Stelle sollen nicht auch noch die national verbohrten Spalter und Verhinderer dieser wunderbaren Idee gegeißelt werden. Vielmehr ist dies der Versuch, Wege aufzuzeigen, wie man trotz unterschiedlicher Ansichten zueinander finden kann. Und was wäre als Vehikel dafür besser geeignet als die gemeinsame Körperertüchtigung. Sport treibt (fast) jeder, Sport verbindet, Sport vereint. Nehmen wir mal die Nationen Österreich und Deutschland. In jüngerer Vergangenheit taten sich in Sachen Zuwanderung, Studienplätzen oder Maut Gräben auf, die es schleunigst zuzuschütten gilt, anstatt, wie der Österreicher sagen würde, die Puffn ausm Sackerl zu holen und aufeinander loszuballern.

Volleyball zum Beispiel: Die erste Bundesliga in Deutschland krankt chronisch an Schwindsucht, den Kollegen hinter den Bergen geht es nicht viel besser. Eine tolle Gelegenheit, die Kräfte zu bündeln. Hat sich auch der österreichische Meister Innsbruck gedacht und für die kommende Saison in der Heimat erst gar nicht gemeldet. Der Weg führt wohl zum Nachbarn nach Bayern, dem man sich nicht nur geografisch besonders nahe fühlt. Zweitliga-Aufsteiger Unterhaching wurde eine Wildcard für die erste Liga offeriert, da kommt a bisserl Verstärkung gerade recht. Und warum denn nicht aus Österreich? Meister Tirol ist dort nämlich ohne echte Konkurrenz, Deutschland wäre eine andere Herausforderung. Hat doch im Eishockey auch ganz gut geklappt, da tauschen Salzburg und München Trainer und Spieler munter durch. Gespielt werden soll übrigens im Wechsel in Haching und in Innsbruck - vielleicht lässt sich da was in Sachen Maut machen? Nur so eine Idee.

Natürlich sollte man allein aus Gründen der guten Nachbarschaft ein Gegenangebot unterbreiten. Vielleicht für eine Saison den FC Bayern an die Alpenrepublik ausleihen? Könnte schnell langweilig werden. 1860 München vielleicht? Könnte als Affront missverstanden werden. Lieber ein Zuckerl: Ab sofort werden Tomaten auch hierzulande Paradeiser genannt, Aprikosen heißen Mirabellen, Mais ist ab sofort Kukuruz. Passt? Nun ja, vorerst kann man es ja beim Volleyball belassen. Mal schauen, was dabei herauskommt, und erst einmal ein Vierterl trinken.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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