Linksaußen:Symbiose ohne Dose

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Wehklagen hilft nicht, keine Frage. Aber der Freundschaftsdienst der SpVgg Unterhaching, vier Spieler nach Rosenheim zu verleihen, ist für dessen Rivalen ein Bärendienst.

Kolumne von Stefan Galler

Thelma und Louise haben zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Julian, Dick und Anne, George und Timmy, der Hund, waren gleich zu fünft. Winnetou und Old Shatterhand gingen gar so weit, dass sie Blutsbrüderschaft schlossen. Enge Freundschaften sind seit jeher ein beliebtes Thema in Film und Literatur. Auch Fußballer pflegen bisweilen persönliche Kumpaneien, man nehme das Duo Poldi & Schweini oder die ehemalige linke Achse der Bayern mit Ribéry und Alaba, die so manches Mal nicht nur die gegnerischen Abwehrreihen, sondern auch das Münchner Nachtleben unsicher machten.

Von Fanfreundschaften ist ebenfalls hin und wieder zu hören, so wie von jener zwischen den Anhängern des TSV 1860 und des 1. FC Kaiserslautern, die sich jetzt auch endlich wieder in der selben Spielklasse getroffen haben. Gut, es ist nur die dritte Liga, aber manchmal muss man unter Freunden eben den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen.

Etwas ganz Spezielles sind die Kooperationen von Vereinen, die eine Art symbiotische Beziehung pflegen und dabei stark voneinander profitieren. Nicht zu verwechseln mit jenen Klubs, die dem gleichen Konzern gehören und alle sechs Monate, wenn wieder Transferphase ist, ihre Spieler beliebig von einer Außenstelle zur nächsten verschieben. Da setzt sich dann manchmal ein ganzer Konvoi aus Rasenballern zwischen Liefering, Salzburg und Leipzig in Bewegung. Auch São Paulo und New York sind mit Flügel verleihenden Energydrinks nur einen klitzekleinen Karrieresprung entfernt.

Was die Zusammenarbeit zwischen Fußballklubs angeht, die nicht von der gleichen Blechdose abstammen, so löst deren gegenseitiges Zuschanzen von talentiertem Personal immer wieder mal Missmut bei der Konkurrenz aus. Da dürfte die jüngste Subventionierung des TSV 1860 Rosenheim durch den Drittligisten SpVgg Unterhaching keine Ausnahme sein, ganz im Gegenteil: Gleich vier junge Spieler aus Claus Schromms Profikader werden den abstiegsbedrohten Regionalligisten in den verbleibenden Saisonspielen unterstützen, zwei weitere waren sowieso schon seit Saisonbeginn da. Der Mehrwert für Unterhaching: In Rosenheim können diese Talente auf ordentlichem Niveau Spielpraxis sammeln.

Für Rosenheims Abstiegskonkurrenten wie den VfR Garching oder den SV Heimstetten ist der Hachinger Freundschafts- natürlich eher ein Bärendienst. Sie dürften sich vorkommen, als hätte einer in der Nachbarschaft ein Schlagzeug verschenkt und ihnen nicht mal anstandshalber eine Schachtel Ohropax in den Briefkasten geworfen.

Aber so ist das eben in einem freien Wettbewerb, Wehklagen hilft da nicht weiter. Schließlich steht es ja jedem Verein frei, sich mit anderen zusammenzutun. Idealerweise mit jemandem, von dem man im Notfall profitiert. In einem Business wie dem Fußball muss das nicht einmal unbedingt ein Blutsbruder sein.

© SZ vom 10.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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