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Die SpVgg Unterhaching macht es den Sechzigern gleich - und ruft einen Presseboykott aus. Allerdings bis hinein in den Januar

Von Stefan Galler

Grundsätzlich sind die meisten Interviews mit Fußballprofis verzichtbar. Interessant ist das Balltreter-Bla-Bla allenfalls für Anhänger der Fußball-Variante des Spiels "Bullshit-Bingo", bei dem es darum geht, verwendete Phrasen auf einer Spielkarte abzuhaken. Wer etwa Wir schauen von Spiel zu Spiel, Wir müssen uns selbst belohnen, Da müssen Sie den Trainer fragen und Uns hat es an Kompaktheit gefehlt in einer Reihe ankreuzen kann, ruft "Bullshit!" und gewinnt.

Auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 macht dieser an sich nette Zeitvertreib derzeit keinen Spaß. Schuld daran ist der ulkige Presseboykott, den der jordanische Löwen-Investor Hasan Ismaik verhängt hat: Die Sechziger reden nicht mehr mit Journalisten, zwischenzeitlich durften Medienvertreter nicht mal aufs Klubgelände. Man muss das verstehen: Der Chef ist nur selten da, um nach dem Rechten zu sehen. Dieser PR-Profi kann sich doch nicht tausende Kilometer von München entfernt darum kümmern, dass der Verein hier ein gutes Bild in der Öffentlichkeit abgibt! Dann lieber verhindern, dass überhaupt irgendetwas nach draußen dringt.

Dass das nun etwa Sponsoren nicht lustig finden, kann man auch nachvollziehen, schließlich verhindert ein Medienboykott doch genau das: Kontakte mit potenziellen Kunden. Im Falle des Biersponsors der Löwen ist das erst recht zu verstehen, immerhin steht Gerstensaft für Geselligkeit und Gesprächskultur. Wenigstens im 1860-Internetblog der Brauerei wird Tacheles geredet. Bester Spruch: Derjenige, der für den "Schlamassel" bei Sechzig verantwortlich sei, habe "entweder null Ahnung oder die falschen Berater". Wenn sich das mal bis Jordanien herumspricht...

Bei der SpVgg Unterhaching haben sie zwar keine prominenten Sponsoren, dafür aber offensichtlich ein besseres Verhältnis zur Presse als die Löwen. Und so lud Präsident Manfred Schwabl jene Reporter, die über den Regionalliga-Spitzenreiter berichten, zu einem geselligen Mittagessen ein. In dessen Verlauf wurde deutlich, wie diebisch die Hachinger sich über jede öffentlichkeitswirksame Panne bei den Blauen freuen. Als Höhepunkt der Zusammenkunft rief Schwabl dann auch gleich einen Medienboykott aus, allerdings einen befristeten: Erst am 23. Januar 2017 seien die Spieler wieder zu sprechen. Kunststück: Bis dahin ist ja auch erst mal Trainingspause. Schönen Urlaub!

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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