Linksaußen:Rettung aus dem Weltraum

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Im Juni fliegt Astro-Alex in den Weltraum. Boateng und Neuer könnte das helfen.

Kolumne von Sebastian Winter

Der Juni naht, allein schon deshalb ist diese Frage relevant: Schon mal etwas von Astro-Alex gehört? Astro-Alex fliegt am 6.6. ins All, schon zum zweiten Mal in seinem Leben. Er übernimmt während seiner 187 Tage langen Mission auf der Raumstation ISS für rund drei Monate gar das Amt des Kommandanten - als erster Deutscher und zweiter Europäer überhaupt. Die große Ehre kommt für ihn nicht unerwartet. Denn Astro-Alex, der in Wahrheit Alexander Gerst heißt, gilt als Popstar unter Deutschlands Wissenschaftlern, schon 2014 schwebte er in der ISS, samt sechsstündigem Außeneinsatz. Der Geophysiker und Astronaut hat immerhin 1,09 Millionen Follower auf Twitter, viel mehr als der Old-School-Sportler Arjen Robben (60 000) und fast so viele wie die Fußball-Popstars Jerome Boateng (2,4 Millionen) oder Manuel Neuer (4 Millionen).

Das "Myotones"-Experiment könnte Boateng und Neuer helfen

Gerst, 42, bereitet sich gerade im niedlich klingenden Sternenstädtchen bei Moskau auf seine neue knallharte Reise vor. Dort muss er simulierte Brände löschen oder in einer Zentrifuge den Fliehkräften widerstehen - James Bonds Moonraker lässt grüßen. "Ich bin nur einmal gestorben im Simulator", sagte Gerst. Und daran sei nicht er, sondern ein Fehler im Simulatorprogramm schuld gewesen. Oben im Weltraum soll Astro-Alex dann Funktionswäsche testen, Tierwanderungen auf der Erdoberfläche beobachten und seinen Assistenzroboter Cimon bedienen; insgesamt 80 Experimente sind geplant. Eines davon heißt "Myotones", darin werden die biomechanischen Eigenschaften des ruhenden menschlichen Muskels untersucht. Die Ergebnisse sollen künftig auch in die Rehabilitation nach Knochenbrüchen einfließen. Womit wir wieder bei Robben, vor allem aber Neuer und Boateng wären.

Der alternde Holländer hat seinen Vertrag gerade um ein Jahr verlängert, die xte Bierduschen-Rennerei nach dem durchaus peinlichen 1:4-Saisonfinale gegen Stuttgart machte er aber nur mit angezogener Handbremse mit (die Adduktoren!). Schlimmer sieht es bei Boateng (Muskelbündelriss!) und vor allem Neuer (Mittelfuß der Nation!) aus. Ganz Fußball-Deutschland bangt um seine Abwehrpfeiler vor der WM, die gut eine Woche nach der Zündung von Astro-Alex' Sojus-Kapsel MS-09 auf dem Weltraumbahnhof Baikonur beginnt. Die Holländer? Fahr'n ja eh nicht zur WM. Ob den deutschen Rekonvaleszenten das Myotones-Projekt noch helfen wird, steht der Kürze der Zeit wegen allerdings auch in den Sternen.

Erwiesenermaßen hilft gegen Muskelund Knöchelschwund aber proteinreiche Ernährung (Fleisch, Forelle, Erbsen, Speisequark, Tofu) und natürlich viel Bewegung. Weswegen Neuer (obwohl er kaum rennen kann) und Boateng schon wieder mit dem Lauftraining begonnen haben.

Falls es nichts wird mit dem Comeback in Putins Reich, können sich Neuer und Boateng ja in einer Sojus-Kapsel auf die ISS schießen lassen. Und dort mit Astro-Alex dann ganz schwerelos die WM in Russland schauen.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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