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Bei der Auslosung in Sportwettbewerben gab es schon manche Skurrilität. Platzende Kugeln, Verwechslungen etc. Nun treffen im Pokal-Achtelfinale ausgerechnet Herrsching und Neuling Haching aufeinander. Reiner Zufall.

Von sebastian winter

Schön, dass auch Volleyballer aus Fehlern lernen. Die Auslosung des Pokal-Achtelfinals verlief kürzlich pannenfrei. Anders als 2013, als sich beim Mischen der Kugeln eine geöffnet hatte, die Verantwortlichen die Ziehung fortsetzten (verboten!) und alles wiederholt werden musste. Dass dabei wieder eine Kugel aufsprang, der Notar aber das Los sofort wieder verschloss und die Kugeln neu mischte (korrekt!), sei hier nur am Rande erwähnt. Gut möglich, dass sich der klamme Verband Plastikkugelschrott aus China auf Ebay hat andrehen lassen, dessen Haltbarkeitsdatum schon nach dem Probelauf zur Neige ging. Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Nia Künzer hatte mal ähnliches Pech, bei der Ziehung der ersten DFB-Pokalrunde fiel der Losfee im selben Jahr blöderweise eine Kugel in den falschen Topf.

Es gibt keine Hinweise auf einen ähnlichen Skandal bei der aktuellen Achtelfinal-Vergabe. Doch ist es nicht unheimlich, dass sich am 8. November ausgerechnet Unterhaching und Herrsching zu ihrem ersten Derby auf großer Bühne treffen? Jenes Haching, das nach dem Absturz 2014 kürzlich per 50 000 Euro teurer Wildcard ins Profigeschäft zurückgekehrt ist; das aber fast alle Spiele in Innsbruck austrägt, weil der dortige, von der eigenen Liga gelangweilte Spitzenklub Tirol Volleys sich den TSV in einem genialen Schachzug als Juniorpartner geangelt hat; und von Herbst an in der etwas weniger langweiligen Bundesliga - respektive im Pokal - antritt.

Der geilste Klub der Welt trifft nun - auswärts, aber wohl nicht in Österreich - auf die skurrilste Spielgemeinschaft weit und breit: die Hypo Tirol Alpenvolleys. Herrschings Hallensprecher-König gegen die großkopferten Kaiserlichen, ausgestattet mit Innsbrucks kräftigem Etat und Hachings noch nicht verblasstem Erstliga-Know-how. Könnte lustig werden. Der größte Witz ist ja, dass die Herrschinger die Tiroler erst auf die Idee brachten, als sie vor Monaten mangels regelgerechter Halle für ihr Playoff-Viertelfinal-Heim(!)-Spiel Asyl bei ihren Innsbrucker "Freunden" fanden.

Wie wär's künftig, wenn einfach ausgelost wird, wer in die Volleyball-Bundesliga kommt: ein deutscher, ein österreichischer, ein weltweiter Topf, 18 aus 49? In der Fußball-Regionalliga West soll nach DFB-Plänen schließlich auch bald eine chinesische Auswahl spielen. Das allerdings ist - noch - ohne Gewähr.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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