Linksaußen:Neues vom Markengreenkeeper

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Früher wollten die Bayern-Bosse Lothar Matthäus allenfalls auf den Mond schießen, nun schickten sie ihn als Repräsentanten in die USA.

Von Andreas Liebmann

Unser Trabant ist zurzeit groß in Mode. ( Nein, nicht der Trabi! Woher soll die SZ bitte einen Trabi nehmen, mal ehrlich, ein bisschen mehr Konzentration, bitte! So heiß ist es ja auch nicht mehr. Unser Trabant: der Mond!!)

Rund um den 50. Jahrestag der ersten Mondlandung ist viel geträumt und geplant worden, um diesen Himmelsknödel bald wieder persönlich aufzusuchen, und in diesem Kontext war es natürlich von höchstem wissenschaftlichen Interesse, was genau Lothar Matthäus unlängst bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa verloren hatte. Matthäus ist ja inzwischen, wenn er nicht gerade Werbespots in Baywatch-Badehosen dreht, ein international gefragter Experte, allerdings auf anderen Sachgebieten. Und weil er sich in Houston just in Begleitung von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge befand, mag manchem eingefallen sein, dass der FC Bayern vor nicht allzu langer Zeit klar die Ansicht vertrat, der Kritiker Matthäus würde sich prima eignen, als 13. Mann den Mond zu betreten - wenn ihn nur bald mal jemand dorthin schösse. Ob es nun also darum ging, den Wunsch in die Tat umzusetzen? Im Gegenteil.

Es ist dies ein prima Beispiel für die Macht des gesprochenen Wortes. Denn eines der unsterblichen Zitate von Uli Hoeneß, dem Erfinder des deutschen Rekordmeisters, ist ja jenes über Matthäus, der nicht mal Greenkeeper beim FC Bayern werden dürfe, solange er und Kalle etwas zu sagen hätten. Und noch haben sie das. Dieses Bonmot ist, dicht gefolgt von "Wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben...", derart in den Köpfen der Menschen verankert, dass manch einer möglicherweise gar nicht mitbekommen hat, dass Matthäus längst Markenbotschafter ist - für Glücksspielunternehmen, Bezahlsender, Uhren- und Sportartikelhersteller, aber eben auch, jawohl: für den FC Bayern. Vor Kritik an seinen Münchnern schreckt er als unabhängiger TV-Experte natürlich trotzdem nicht zurück. Zum Beispiel kritisiert er gerne Spieler, wenn sie den FC Bayern kritisieren.

Plastik? Kork? Mondgestein? Kunstrasen ist auch keine Lösung

Jedenfalls ist der Job kein Zuckerschlecken. Denn wen schickt der Verein zum Beispiel los, wenn es darum geht, sich in den USA mit drei echt furchteinflößenden Typen auseinanderzusetzen? Mit zu Menschen gewordenen Muskelbergen, die ihr Fleisch am liebsten roh verzehren oder wenigstens in Form von eigenfäustig weichgeprügelten Schweinehälften? Die Security? Die Hünen Daniel van Buyten und Carsten Jancker? Von wegen! Die Markenbotschafter. Matthäus (nicht in Badehose), und zur Verstärkung Giovane Elber nebst Raimond Aumann. Sie haben die drei Kraftmeier offenbar in den Griff bekommen. Zumindest lächeln alle sie auf den Fotos: Sylvester Stallone, Dolph Lundgren und Arnold Schwarzenegger, der alle zum Grillfest eingeladen hatte. Damit der Abend unblutig endete, flog sogar Alfons Schuhbeck, der klubeigene Geschmacksbotschafter, auf einen Sprung vorbei und kredenzte Kaiserschmarrn.

Man mag fast sagen: Wäre er doch damals besser Greenkeeper geworden, der Herr Matthäus, dann hätte er heute nicht gar so stressige Termine wie diese USA-Tour mit den Bayern. Andererseits ist das ein ernstes Thema. Als Hoeneß damals seinen Greenkeeper-Spruch machte, bekam er nämlich prompt Post: vom Greenkeeper Verband Deutschland, der recht detailliert die hohen Anforderungen an den Berufsstand darlegte und zum Thema Matthäus schrieb, "so unbeleckt von jeder Ausbildung können auch wir ihn uns nicht als Greenkeeper vorstellen".

Und die Anforderungen wachsen stetig. Echten Rasen zu halten, dürfte angesichts zunehmender Hitze immer schwieriger werden, und Kunstrasen ist offenbar auch nicht die Lösung: Die EU prüft gerade ein Verbot jenes Granulats, das auf all den Plätzen verwendet wird, die zuletzt auch in München entstanden - wegen Mikroplastiks. Eine Alternative wären Korkkügelchen, aber woher soll man in Bayern so viel Kork nehmen? Selbst im Ruhestand dürfte Hoeneß seine Rioja-Abende mit van Gaal ("Nicht mal Greenkeeper...") kaum wieder aufleben lassen.

Eignet sich Mondgestein? Kann man, wenn man dort bald nach Wasser sucht, nicht auch prüfen, ob man auf dem Mond Rasenplätze züchten könnte? Sollte man vielleicht doch mal einen Markengreenkeeper nach oben schicken? Houston?

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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