Linksaußen:Meister-Platzl statt Medal Plaza

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München hatte sich für die Winterspiele 2018 beworben - und verloren. Doch wer braucht angesichts der Teamsport-Dominanz schon Olympia?

Von Ralf Tögel

Es ist geschafft. Rechtzeitig, da hierzulande der Amateurfußball so langsam wieder beginnt, äh, beginnen sollte, sind just im fernen Südkorea die Olympischen Winterspiele zu Ende gegangen. Was das miteinander zu tun hat? Nichts. Eigentlich. Aber war da nicht was? Winterspiele 2018? Na, dämmert's? Aber klar, es hätte ja genauso gut sein können, dass die deutschen Eishockeyspieler im alt ehrwürdigen Olympiaeisstadion zu München Silber gewinnen, anstatt im Gangneung Hockey Centre zu Pyeongchang. Der neue Multifunktionspalast der roten Bullen war ja seinerzeit noch nicht mal eine Idee. Oder dass Slalom-Löwe Linus Straßer am Olympiaberg rausfliegt, anstatt auf dem Kunstschnee des Yongpyong Ski Resort, knapp 9700 Kilometer Luftlinie weg, hätte man ihn viel besser trösten können. Schließlich gab es auf dem Müllberg schon einmal einen Weltcup-Parallelslalom. Aber keine Angst, es gibt jetzt an dieser Stelle keine Was-wäre-wenn-Spielchen, genauso wenig ein wehmütiges Nachkarten, was München da entgangen ist.

Das Wetter hätte gepasst, ein Blick durchs Fenster genügt

Dabei sah es ja lange gut aus, damals, als die Landeshauptstadt in Acapulco den 205 Nationalen Olympischen Komitees offiziell ihre Bewerbung vorstellte. Alle waren angetan, in der Heimat sowieso, selbst die Grünen im Münchner Stadtrat waren olympisch bunt gefärbt. Und der ursprünglich renitente Eigentümer des Zielbereichs der Ski-Rennstrecke Kandahar in Garmisch-Partenkirchen hatte eingelenkt. Vielleicht wäre die Vicky dort besser ... lassen wir das.

Und dann? Jacques Rogge, seinerzeit statt Thomas Bach in Amt und IOC-Präsidentenwürden, verkündete: Pyeongchang. Aus der Traum, im dritten Anlauf schafften es die Südkoreaner, und die 23. Olympischen Winterspiele gingen an den prosperierenden Markt nach Asien. Nix war es 46 Jahre nach den Sommerspielen 1972 mit dem ersten "Olympia-Double" einer Stadt. Aber aufgeben ist nicht in der Bayern-Metropole, umgehend wurde 2022 angegangen, mit bekannt ernüchterndem Ergebnis. Abgeschmettert per Bürgerentscheid, ein Votum gegen Gier, Betrug und Korruption. Nolympia, man erinnert sich. Aber schön wär's doch gewesen, oder? Sogar das Wetter - bekanntlich eines der Gegenargumente - hätte gepasst. Soll jeder Olympia-Gegner ruhig mal einen Blick durchs Fenster werfen.

Mal ehrlich, wer braucht in München schon Olympia?

Egal. In München ist auch so genug Topsport geboten. Die bayerische Hauptstadt ist auch Hauptstadt der Meister: Im Fußball ist man qua DNA das Maß der Dinge, da kann der Stadtrat den Balkon schon mal blau-weiß, äh, rot-weiß schmücken. Dass im Rathaus gefeiert wird, ist nicht die Frage, vielmehr wie viel Platz man brauchen wird. Denn auch die Münchnerinnen sind trotz Niederlage in Freiburg noch aussichtsreich im Titelrennen. Wer braucht da schon eine olympische Medal Plaza? Pfff, in München kann man darüber nachdenken, eine Alternative zu schaffen. Ein Meister-Platzl am Viktualienmarkt vielleicht ? Denn nicht nur die Kickerinnen und Kicker sind Spitze, dasselbe lässt sich für die Eishockeyabteilung der Landeshauptstadt sagen. Oder warum waren die deutschen Jungs in Pyeongdingsda so erfolgreich? Na? Dank Münchner Unterstützung, den deutschen Titel kann die Stadt sowieso bereits buchen, ist doch klar.

Und jetzt auch noch die Basketballer. Die dreijährige Dürrezeit - war dann doch bloß eine vorübergehende Erscheinung - ist vorbei, der deutsche Pokal steht bereits im FCB-Trophäenschrank, aber das ist noch lange nicht das Ende. Das Zauberwort heißt Triple, wie es sich für eine anständige Münchner Mannschaft gehört. Man stelle sich vor: Vier Meisterschaften und zwei Triples in einer Stadt, München das Zentrum des deutschen Sports. Mal ehrlich, wer braucht da Olympische Winterspiele? Aber schön wär's doch gewesen!

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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