Linksaußen:Im Namen des Dr. Faustus

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Namen sind Schall und Rauch? Da sollte man mal Uli Hoeneß fragen, dessen Bayern-Basketballer sich die Namensrechte für ihre neue Halle angeln wollen

Von Ralf Tögel

Nenn es dann, wie du willst,

Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott

Ich habe keinen Namen

Dafür! Gefühl ist alles;

Name ist Schall und Rauch,

Umnebelnd Himmelsglut.

Namen sind unbedeutend? Vergänglich? Schall und Rauch? - wie Johann Wolfgang von Goethe den Doktor Faustus in seiner Tragödie anno 1808 sinnieren ließ. Nun ja. Wissenschaftlich bewiesen ist jedenfalls, dass der Vorname bei der Partnersuche eine wichtige Rolle spielt, was anhand des Verhaltens von Online-Flirtern untersucht wurde. Ob die Hoeneß-Brüder Dieter und Uli im Netz geflirtet haben, war bislang nicht Gegenstand einer akademischen Aufarbeitung. Der Uli aber, das ist der etwas kleinere und ältere, hat kürzlich am Rande einer Gesprächsrunde seiner Basketballer kund getan, dass man sehr wohl gedenke, zusammen mit der Eishockey-Abteilung eines milliardenschweren österreichischen Getränkeherstellers eine gemeinsame Heimstatt zu beziehen. Alles bekannt, auch, dass selbige für 100 Millionen im Olympiapark entstehen soll.

Neu ist aber, dass die Hoeneß-Basketballer planen, die Namensrechte am neuen Sporttempel zu erwerben. Was wiederum die Olympiapark-Denkmalschützer ein bisschen beruhigen dürfte, stünde dann nicht zu befürchten, dass ein riesiger, roter Bulle weithin sichtbar auf dem Hallendach residiert. Wobei: Der Gedanke an die Fußball-Arena der Bayern könnte die Architekten-Gruppe, die sich den Erhalt des Ensembles im Ursprung zum Ziel gesetzt hat, doch ein paar Angstschweißperlen auf die Stirn treiben.

Denn dann könnte ein Geldgeber zum Zuge kommen, was nicht immer schön enden muss. Kann das Fürther Playmobil-Stadion wenigstens bei infantilen Fans punkten, ging der Schuss beim österreichischen Fußball-Erstligisten Ried komplett nach hinten los: Selbiger spielt in der Keine Sorgen Arena - und dümpelt im Tabellenkeller herum.

So schlimm wird es mit den Basketballern schon nicht kommen, bei der Namensgebung sollte indes Weitsicht walten. War es nicht leichtfertig von den Freisinger Volleyballerinnen, sich den Namen "Geile Uschis" zu verpassen? Sonderlich durchdacht klingt auch der Beiname "Elephants" nicht, den sich die Estinger Kolleginnen verpassten. Was auch immer den FCB-Basketballern einfallen mag, nicht mit jedem sollten sie einen Pakt eingehen. Doktor Faustus kann als warnendes Beispiel dienen.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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