Linksaußen:Im Auge der Tigermücke

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Die asiatische Tigermücke könnte bald auch auf der Daglfinger Trabrennbahn umherschwirren - und zum Horror für die Fahrer werden.

Kolumne von Ralf Tögel

Wer jemals in Südostasien, beispielsweise in Thailand, geurlaubt hat, dem dürfte dieses 40 bis 60 Nanometer große und äußerst fiese Virus bekannt sein, welches das noch viel fiesere Denguefieber verursacht. Der Volksmund nennt diese Infektionskrankheit auch Knochenbrecherfieber, weil neben extrem erhöhter Temperatur auch richtig unangenehme Gliederschmerzen zu den gängigen Symptomen zählen - doch das nur am Rande. Übertragen wird der winzige Fiesling von der Tigermücke, die ob ihrer schwarz-weißen Körperbestreifung schon fast hübsch anzuschauen ist, hätte der summende Zeitgenosse nicht diesen weitaus weniger hübschen Zeitvertreib: Der Moskito zapft zwecks Lebenserhalt Blut ab. Ob Mensch oder Tier war ihm einst egal, mittlerweile favorisieren die Mini-Vampire aber klar den Homo Sapiens, was zuvorderst an dessen Geruch liegt. Auch das nur nebenbei.

Dem Tier aber muss es nicht zwingend besser ergehen als dem Menschen, was anhand dessen einst liebstem Transportmittel zu beweisen ist. Die afrikanische Pferdepest zum Beispiel ist unschöne Folge des Mückendurstes auf Rossblut, was indes nicht die Ursache war, dass am Wochenende ein ganzes Rennen auf der Trabrennbahn zu Daglfing gecancelt werden musste. Vielmehr legte eine andere Krankheit das Gros der edlen Vierbeiner lahm, eine, die auch dem Menschen im anhängenden Sulky zu Leibe rücken kann: die Staublunge. Was einst dem Bergmann zusetzte, kann ebenso den Gaul einbremsen, der bekanntlich viel Luft in die Pferdelunge zu pumpen pflegt, auf dass seine Hufe ihn möglichst schnell um das Oval tragen. Ging nicht, Staub und Ablagerungen in Bronchien oder Lymphknoten erschwerten das Luftholen, die meisten Pferde waren von der galoppierenden Atemnot betroffen, das Hauptrennen in Daglfing somit perdu.

Und der Verdacht, dass es lediglich an einer zeitlichen Überforderungen der Gespanne lag und somit einer unrunden Planung des Veranstalters? Der machte die Runde, sicher, aber im Sport ist so etwas doch undenkbar, nicht wahr? Oder hat die Sportwelt je von Ausreden gehört, um einen bevorstehenden Wettkampf abzusagen, weil wichtiges Personal fehlt? Dass der Platz von einem Heer Regenwürmer durchlöchert oder Krähen zerpflügt zum gesundheitsgefährdenden Acker wird? Der Boden zu hart weil gefroren (in unteren Schichten natürlich), ein Loch in der Hallendecke, Stromausfall (wie sollen sich die Spieler dann die Frisürchen föhnen?), Fischvergiftung nach einem Teamessen, kein Busfahrer bei der Abfahrt zum Auswärtsspiel? Alles Quatsch.

Also, ruhig mal den Pferdchen eine Pause gönnen und sich auf den Ausweichtermin November freuen. Dann gibt es auch keine Moskitos mehr. Die Tigermücke, so ist zu hören, fühlt sich mittlerweile auch in Süddeutschland heimisch. Vielleicht muss demnächst ein Renntag nicht wegen kranker Pferde abgesagt werden, sondern weil sich kein gesunder Mensch findet, der den Sulky steuert.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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